2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Symbolfoto: Patrick Seeger
Symbolfoto: Patrick Seeger

Zwist um Fußballabteilung des SV Waldkirch

In der Jahreshauptversammlung des SV Waldkirch stellten sich massive Zukunftsfragen

Licht und Schatten zeigten sich in der Jahreshauptversammlung des Sportvereins Waldkirch (SVW) mit seinen 2386 Mitgliedern. In den Berichten aus den neun Abteilungen wurde deutlich, dass hier eine immense ehrenamtliche Arbeit geleistet wird und dass die Teilnehmer der Trainingsgruppen, in jedem Alter, hier viel Spaß am Sport haben. Weniger spaßig scheint die Arbeit im SVW-Vorstand zu sein. Am Ende kam es zum Eklat.
Vielfältiges Angebot
Tobias Brenzinger, seit einem Jahr im Amt als SVW-Vorsitzender, gab zunächst Einblick in die Mitgliederentwicklung im vergangenen Jahr (270 Austritte, 234 Eintritte) und berichtete, dass 137 Übungsleiter (davon 42 zertifizierte Trainer) für den Verein tätig sind. Jede Woche werden durch die Abteilungen des SVW 283 Stunden Vereinssport in Waldkirch angeboten. "Da kann man schon stolz sein auf diesen Verein", sagte Brenzinger.

Diskutiert habe man unter anderem über die Kooperation des Vereins mit der Kastelbergschule, über einen Ehrenkodex der Übungsleiter, aber auch über eine neue Stadionschließanlage. Für das Haus Roteck habe man eine Lösung mit dem Land gefunden: Der Verein gibt das Haus zurück, das Land werde die Dachsanierung übernehmen (was durch den SVW nicht zu leisten ist) und der SVW hoffe danach auf einen neuen Vertrag für das Haus. Brenzinger dankte hier dem bisherigen Team fleißiger Roteck-Arbeiter.

Ein schwarzer Tag
Bereits am 15. Juli 2014 war es für Brenzinger mit der Eingewöhnungsphase als SVW-Vorsitzender vorbei: Finanzamt und Staatsanwaltschaft starteten ein Ermittlungsverfahren "wegen Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt", so berichtete Brenzinger, gegen den früheren SVW-Vorsitzenden, den SVW-Vorstand und die Fußballabteilungsleitung. Kistenweise seien Akten und Computer in der Fußballabteilung und in der SVW-Geschäftsstelle beschlagnahmt worden, was dazu führte, dass die Geschäftsstelle nahezu arbeitsunfähig wurde.

Peter Seip, der stellvertretende SVW-Vorsitzende, trat zurück, und auch der Fußballabteilungsleiter Karlheinz Hinn. Im Sommer wurde die "Kasse von der Fußballabteilung abgezogen" und durch den SVW-Kassierer Peter Schach weitergeführt, auf den damit ein Riesenberg an Arbeit zukam: Wie er selbst später sagte, seien die Umsätze in der Fußballabteilung drei- bis viermal so hoch wie in dem Bereich, den der Gesamtvorstand zu verantworten hat. Da im Raum stand und weiter steht, Sozialbeiträge nicht korrekt gezahlt zu haben (das Ermittlungsverfahren läuft nach wie vor), wurden und werden die Adressaten der Gelder aus der Fußballabteilung - also einige höherklassige Spieler - nun als Beschäftigte des Gesamtvereins geführt. Am 10. März 2015 trat Christel Giselbrecht-Dressel als Geschäftsführerin des SVW zurück, sie ist nun bloße Büroangestellte, informierte Brenzinger.

Nein zum Bezahlsport?
Der SVW-Vorstand habe inzwischen einen Grundsatzbeschluss gefasst mit folgendem Inhalt: "Es werden keine Sportler dafür bezahlt, dass sie für den SVW Sport treiben." Der Beschluss sei einstimmig - bei einer Enthaltung - gefasst worden. Aktuell hat der SVW-Vorstand allerdings nur noch drei Mitglieder: Tobias Brenzinger, Peter Schach und den IT-Verantwortlichen Frank Moos. Es gelte nun, einen Weg zu finden, "der für beide Seiten akzeptabel ist", so Brenzinger.

Da konnte sich nun jeder dazu denken, was er wollte, denn zunächst hielt nicht nur Frank Moos seinen Tätigkeitsbericht, sondern gaben auch die Vertreter aller neun Abteilungen Einblick in deren Arbeit. Die Turner bilden die größte Abteilung mit 812 Mitgliedern, dann kommen die Fußballer mit 561, die Leichtathleten mit 344 sowie Handball (190), Volleyball (119), Schwimmen (117), Fechten (104), Tischtennis (101) und Schwerathletik (38). Nach den Abteilungsberichten folgten die Jugendehrungen, der Kassenbericht und die Kassenprüfung für den Gesamtverein (einstimmige Entlastung).

Gesellschaftsrealität
Einen Vorgeschmack auf das, was vielleicht noch kommen könnte, lieferte Oberbürgermeister Richard Leibinger. Nach einem Rückblick im Allgemeinen auf seine Kontakte mit dem SVW und dort tätigen Persönlichkeiten (Leibinger: "Das hat mir viel gegeben.") ging er auf die Situation im Fußball ein und blickte auch hier zunächst in die Vergangenheit: Die Erfolge der Fußballer in den 1970er Jahren seien ohne das Fließen von Geld nicht möglich gewesen und so sei es auch heute noch, wenn man in der Verbandsliga spielt. "Das ist gesellschaftliche Realität." Keiner habe dies aus Bereicherungsabsicht entschieden, sondern damit der Verein gut da steht. Immer mehr Neuregelungen würden es allerdings den ehrenamtlich tätigen Verantwortlichen erschweren, gesetzeskonform zu bleiben. Nun gelte es, den "Bezahlsport" entweder für alle Abteilungen zu regeln oder eine neue organisatorische Form für diesen zu finden, so Leibinger.

Vorstandsantrag
Nach einer Satzungsänderung (Die reduzierten Jugendbeiträge zahlen künftig alle bis zu 21-Jährigen.) und zahlreichen Ehrungen, über die noch zu berichten sein wird, erklärte sich Kassierer Peter Schach: Er habe nichts dagegen, wenn Spieler bezahlt werden, aber es müsse korrekt und gesetzeskonform laufen. Die hohen Umsätze der Fußballabteilung passen aus seiner Sicht nicht ins Bild des sonstigen SVW. Dem setzte Tobias Brenzinger einen Antrag nach: Nachdem auf den Grundsatzbeschluss vom Januar (kein Bezahlsport im SVW) keine Reaktion der Fußballabteilung erfolgt sei, wolle er den Vorstand (mit Abteilungsleitern) am 15. Juli beschließen lassen, dass die aktiven Mannschaften aus dem SVW ausgelagert werden. "Ich bitte die Fußballabteilung inständig, ein tragbares Konzept vorzulegen." Eigentlich wolle man keine Auslagerung, vor allem nicht des Jugendfußballs, schloss Brenzinger. Die meisten Mitglieder der Fußballabteilung verließen daraufhin den Saal. Sie fassten diesen Antrag als "Vorverurteilung" vor dem Ende der Ermittlungen auf. Über Brenzingers Antrag wurde in der Versammlung weder diskutiert, noch wurde er formal von der Mitgliederversammlung beschlossen.
Aufrufe: 025.3.2015, 00:00 Uhr
Sylvia Timm (BZ)Autor