2024-05-02T16:12:49.858Z

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Martin Schneider am Strand von Ipanema.
Martin Schneider am Strand von Ipanema.

Zweites Gijon? Unsinn!

Das WM-Tagebuch von Martin Schneider (ZDF) in der Wuppertaler Rundschau

Es ist die Stadt der großen Sehnsucht bei dieser WM: Rio de Janeiro. Am 13. Juli wird hier das Finale ausgetragen. Mein Besuch in Rio beginnt am wahrscheinlich zweitbekanntesten Strand der Welt in Ipanema, wo wir glücklicherweise drei Tage lang wohnten. Es war Sonntag, als ich mich vom Hotel zum Strand aufmachte. Ein überschaubarer Weg von 50 Metern über die Uferstraße auf die andere Seite. Ein Blick nach links, von wo kein Auto kommt, ein gemächliches Tempo und dann urplötzlich ein lautes Hupen.

Wie angewurzelt bleibe ich stehen, und schon rasen die Autos von rechts kommend mit wahnwitziger Geschwindigkeit an mir vorbei. Ich gehe zurück auf den sicheren Bürgersteig und bemerke, dass die zweispurige Straße wie in England plötzlich im Linksverkehr verläuft. Anders als an den anderen sechs Tagen. Der Grund: Man hat die gegenüber liegende Straßenseite für Jogger, Radfahrer, Skateboarder und sonst wen gesperrt, den Verkehr umgeleitet. So ist das halt immer sonntags, versichert mir der Concierge. Der zweite Straßenüberquerungsversuch klappt dann störungsfrei.

Am Abend zuvor waren wir erstmals in den Dunstkreis einer Demonstration geraten. Auf dem Weg in ein Restaurant im Szenestadtteil Lapa stockte der Verkehr. Unser Taxifahrer riet uns wegen der „Manifestacao“, einer Demo, zu Fuß weiter zu gehen. Einige Kollegen waren schon dort und rieten uns vorsichtig zu sein, da die Krawalle direkt vor dem Restaurant stattfänden. Wir schafften es unbeschadet rein, während kurz drauf der erste Böller zu hören und Tränengas zu riechen war. Die Hundertschaften der Polizei machen in diesen Tagen kurzen Prozess und sind alles andere als zimperlich. Der Spuk dauerte nicht allzu lange, aber auch das ist eben die WM in Brasilien.

Nun aber zum Sportlichen. Am Donnerstag also das Finale in der Gruppe G, Jogi gegen Klinsi. Ob die Drähte schon glühen zwecks Verabredung eines Unentschiedens? Unsinn! Ein zweites „Gijon“ kann sich keiner erlauben. Ich bin eher gespannt, wie Löw auf all die personellen Diskussionen reagieren wird. Lahm nach hinten rechts, Khedira raus, Schweini rein, Klose statt Götze?

Ich glaube, dass er aus dem München-Madrider-Mittelfeld eines mit noch mehr Bayern-Hoheit macht und Schweinsteiger für den doch zu schwachen Khedira bringen wird. Sonst bleibt alles beim Alten, das ist meine Prognose.

Wuppertaler Rundschau Sport

Aufrufe: 026.6.2014, 18:00 Uhr
Wuppertaler RundschauAutor