2024-04-23T13:35:06.289Z

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Unter Trainer Friedhelm Funkel ist Oliver Fink wieder eine feste Größe bei Fortuna Düsseldorf. Foto: Steffen/dpa
Unter Trainer Friedhelm Funkel ist Oliver Fink wieder eine feste Größe bei Fortuna Düsseldorf. Foto: Steffen/dpa

Zukunft in der Heimat Oberpfalz

Oliver Fink von Fortuna Düsseldorf spricht über schwere Zeiten im Profifußball, seine Geschwister und die Zukunftspläne.

Für den frisch verheirateten Oberpfälzer Fußballer Oliver Fink geht es bei Fortuna Düsseldorf nach langer Durststrecke wieder steil bergauf. Mit Jörn Duddeck sprach Fink über Verletzungen, Ex-Trainer Ralph Hasenhüttl, seine Geschwister und über seine Zukunftspläne. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, Herr Fink! Sie haben am 10. Oktober Ihre Larissa geheiratet. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel nahm die Trauung persönlich vor. Es läuft nicht nur deshalb in den letzten Wochen sehr gut für Sie.

Eigentlich galten Sie beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf schon als abgeschrieben. Nach vielen Trainerwechseln sind Sie unter Friedhelm Funkel nun auf einmal Kapitän?
Für mich war der Trainerwechsel einschneidend. Vorher habe ich sportlich eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Natürlich hatte ich im Verein meine Aufgaben, allerdings weniger am Platz. Seit Friedhelm Funkel hier ist, hat sich alles komplett gedreht. Die Ernennung zum Kapitän im Sommer hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt.

Hat Ihre Achillessehnenverletzung, die Sie im Spiel gegen den VfL Bochum erlitten haben, die Hochzeitsfeierlichkeiten ein wenig getrübt?
Ich war vor der Hochzeit doch etwas angespannt und hatte eigentlich gehofft, danach alles überstanden zu haben. Allerdings habe ich nach wie vor Probleme mit der Achillessehne. Viele Leute raten mir auch, etwas vorsichtiger damit umzugehen. Die Gefahr, dass es reißt oder chronisch wird, ist doch gegeben. Natürlich weiß ich, dass die Ausfallzeit nicht so lange ist wie bei meinem letzten Kreuzbandriss. Ich werde von Woche zu Woche schauen und dann langsam ins Training einsteigen.

Bereits 2014 mussten Sie längere Zeit wegen eines Kreuzbandrisses aussetzen. Was ist schwieriger, wenn man lange aufgrund einer Verletzung fehlt oder wenn man gesund ist und sportlich keine Rolle spielt?
Auf jeden Fall ist es die Zeit als Reservist, denn in dieser Situation ist man von anderen Leuten abhängig. Natürlich gibt es auch während einer Verletzungspause viele Unwägbarkeiten. Grundsätzlich ist man in diesem Zeitraum allerdings für sich selber verantwortlich.

Aber man muss doch als Reservist eigentlich “nur” besser spielen als seine Kollegen.
Klar, das ist das Prinzip des Stärkeren. Dennoch habe ich mir nach einer gewissen Zeit grundsätzliche Fragen gestellt: Was kannst du ändern? Was kannst du anders machen? Irgendwann sind die Antworten immer weniger geworden.

Haben die vorherigen Trainer Frank Kramer und Marco Kurz zu wenig mit Ihnen gesprochen?
Nein, im Gegenteil! Der Kontakt war super. Es gab viele Gespräche auf und neben dem Platz. Wenn es dann aber darum ging, zu spielen, war das alles Makulatur. Beide Trainer hatten andere Auffassungen vom Spiel und bezüglich der Stammformation. In meinem Fall war es vielleicht einfach nur Pech, dass zwei Trainer hintereinander ähnliche Ideen gehabt haben. Da fragt man sich dann schon, ob es an einem selber oder am Alter liegt.

Was macht Friedhelm Funkel konkret anders? Man hat den Eindruck, dass wieder eine echte Einheit auf dem Platz steht.
Er ist von seiner Art ein unglaublich angenehmer Mensch. Wenn es zu einer kniffligen Szene kommt, dann hat man das Gefühl, dass er die schon hundertmal erlebt hat. Er hat das nötige Fingerspitzengefühl und weiß einfach, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten muss. Er greift nicht immer ein und lässt auch Selbstbereinigungsprozesse innerhalb der Mannschaft zu. Wenn es erforderlich ist, kommt er aber zum Punkt.

Ihre taktischen Aufgaben auf dem Feld sind offensiver ausgerichtet im Vergleich zu früher. Welche Rolle spielt das?
Ich war in der Vergangenheit zu sehr auf eine Position fixiert. Seit Friedhelm Funkel hier ist, habe ich schon fast alles gespielt. Dadurch habe ich auch den Spaß am Fußball zurückgefunden. Natürlich bin ich auch vorher gerne auf die Wiese gegangen, um mit den Jungs Blödsinn zu machen. Wenn man aber Vertrauen spürt, dann ist das extrem leistungsfördernd.

Ist Ihnen das Vertrauen des Trainers wichtiger als manch anderem Spieler?
Ich glaube schon. Viele Profis machen sich darüber gar keinen Kopf. Die schaffen es dann trotzdem, ihre Leistung auf dem Platz zu bringen. Ich finde diese Einstellung beneidenswert.

Kann es nicht mit Blick auf eine Karriere nach der Profizeit hilfreich sein, wenn man negative Phasen durchlebt hat?
Wenn man sich in einem Tal befindet und Umstände hinzukommen, die man nicht beeinflussen kann, braucht man Sitzfleisch, um das Ganze durchzustehen. Ich versuche vor allem den jüngeren Spielern zu vermitteln, dass sich die Zeiten auch wieder ändern werden. Es gibt keine Karriere, die ausschließlich steil nach oben oder nach unten geht.

Sie stehen mit 34 Jahren noch komplett “im Saft”. Haben Sie für die Zukunft schon konkrete Pläne gefasst?
Zunächst mal möchte ich den Vertrag in Düsseldorf erfüllen. Im Hinterstübchen habe ich den Traum, nochmal in den USA zu spielen. Das muss nicht unbedingt in der Major League sein. Ich habe dort schon ein paar Mal Urlaub gemacht. Land und Leute sind sehr interessant, vor allem die dortige Sportkultur.

Gibt es auch schon Überlegungen für die Zeit nach der Profi-Laufbahn?
Die Überlegungen sind konkret, aber die Ziele noch lange nicht. Es ist nach wie vor so, dass ich ohne Sport wohl nicht leben kann. Vielleicht kann ich im Fußball bleiben und eine Trainerkarriere starten, aber auch ein Sportstudium kann sinnvoll sein.

Wenn man eine Trainerlaufbahn startet, dann kann es nicht schaden, verschiedene Trainertypen erlebt zu haben. Sie haben bereits unter einigen aktuellen Bundesliga-Trainern gearbeitet. Bei der SpVgg Unterhaching spielten Sie unter Ralph Hasenhüttl, der mit RB Leipzig für Furore sorgt. Was zeichnet ihn aus?
Ralph hat eine unglaublich gute Präsenz, sowohl auf dem Platz als auch daneben. Er hat zumindest früher immer versucht, extrem stark über die Motivationsschiene zu kommen.

In Ihrer Jahn-Zeit war einst Markus Weinzierl Ihr Spielerkollege. Konnte man damals schon erkennen, dass aus ihm mal ein gefragter Bundesliga-Trainer wird?
Man hat schon gemerkt, dass er Talent dafür hat. Aufgrund der Invalidität konnte er sportlich nicht eingreifen. Er hat aber immer schon viel rund um die Mannschaft geregelt. Um mit Anfang 30 bereits als Trainer in der 3. Liga zu arbeiten, benötigt man ein gewisses Talent. Dass er irgendwann bei einem großen Bundesligisten landet, war die logische Konsequenz.

Wie eng ist Ihr Draht zu ihm?
Wir halten losen Kontakt und haben öfters telefoniert, als er noch für Augsburg tätig war. Über meinen ehemaligen Mitspieler Fabian Giefer (Schalke-Torwart) haben wir uns zuletzt regelmäßig Grüße ausgerichtet.

Was sagen Sie zur aktuellen Entwicklung des Jahn? Offensichtlich hat der Bau der “Continental Arena” dem ganzen Verein einen Schub gegeben?
Regensburg hat extrem viel Potenzial. Da sich im Umkreis kaum ein höherklassiger Verein befindet, kann man ganz Ostbayern motivieren, zu den Spielen zu kommen. Die Wirtschaftskraft ist gegeben.

Wäre irgendwann einmal vielleicht sogar die 1. Liga machbar?
Wieso nicht? Das haben andere Vereine gezeigt. Ingolstadt ist auch nicht viel größer und hat es auch geschafft. Allerdings muss bis dahin noch viel Arbeit reingesteckt werden - zumindest von außen betrachtet.

Sie sind in der Oberpfalz großgeworden, leben nun aber schon seit 2009 in Düsseldorf. Fühlen Sie sich mittlerweile im Westen richtig heimisch?
Ich fühle mich in Düsseldorf sehr wohl und habe viele Freunde hier. Den späteren Weg sehe ich gemeinsam mit meiner Frau in ein paar Jahren aber dann doch eher in Regensburg oder in der Umgebung. Die erste Heimat ist für mich die Oberpfalz, da dort meine Familie und viele Freunde wohnen.

Sie haben lange Zeit in denselben Vereinen gespielt wie Ihr Bruder Tobias, nämlich beim FC Schlicht, 1. FC Schwandorf und der SG Post/Süd Regensburg. Wer hatte eigentlich das größere Talent?
Es gab Leute, die gesagt haben, dass ich mehr Talent und er den größeren Ehrgeiz gehabt hätte. Ich habe mir in dieser Hinsicht sehr viel von ihm abschauen können.

Ihre kleine Schwester Steffi hat es ebenfalls in die 2. Liga geschafft und spielte beim SC Regensburg. Haben Sie eigentlich damals zu dritt gemeinsam im Garten zusammen trainiert, um später Profi zu werden?
Das soll nicht sexistisch klingen, aber wir haben sie beim Fußball spielen schon gerne ignoriert und ihr gesagt, dass Fußball nichts für Frauen sei (lacht). Das tut mir im Nachhinein ein bisschen weh. Interview: Jörn Duddeck

Aufrufe: 02.11.2016, 13:00 Uhr
Jörn DuddeckAutor