2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Jean-Paul Bossi und sein Team liegen aktuell an der Tabellenspitze - Foto: FC Racing Heiderscheid-Eschdorf
Jean-Paul Bossi und sein Team liegen aktuell an der Tabellenspitze - Foto: FC Racing Heiderscheid-Eschdorf

"Zufrieden, wenn wir am Saisonende 4. oder 5. wären"

Heiderscheid-Eschdorf-Trainer Jean-Paul Bossi im Gespräch

Bis jetzt hat Heiderscheid-Eschdorf eine perfekte Meisterschaftsrunde hingelegt. Können Sie uns erklären, worauf diese Erfolge aufbauen?

Wir haben praktisch die gleiche Mannschaft wie letztes Jahr. Damals kam man aber nur sehr selten trainieren und das ist nun besser. Diese Saison haben wir nun immer zwischen 18 und 22 Leute beim Training. 4 - 5 unserer Spieler werden in einer Woche mehr Trainingseinheiten hinter sich haben als in der kompletten abgelaufenen Saison.


Das ist eine einfache Erklärung: wenn man trainiert wird man sofort besser.

Das schon, aber auch wenn man Punkte sammelt – unwichtig ob die jetzt verdient waren oder nicht – trainiert es sich einfacher. Die Spieler kommen eher zum Training wenn man Sonntags gewinnt als wenn man Tabellenletzter ist. Nun sind wir Erster, doch in den kommenden Spielen wird es schwer werden, da man uns jetzt erwartet. Die Moral ist aber einfach besser, wenn man Punkte auf dem Konto hat als wenn man keine hätte.


Das beantwortet auch schon in etwa meine nächste Frage. Letzte Saison hattet ihr insgesamt nur 8 Punkte, jetzt sind es deren schon 12.

Als ich hierhin kam, war eines der ersten Dinge, die wir mit dem Vorstand besprochen hatten, dass mehr trainiert wird. Ein zweites Ziel war, dass wir die Saison nicht mehr mit 20 oder 25 Punkten Rückstand hinter dem Vorletzten abschließen und wir wollten einfach etwas besser mithalten. Das waren unsere Ziele.


War euch vor der Saison schon bewusst, dass es so gut laufen würde?

Das hat sich eigentlich in den Freundschaftsspielen schon gezeigt. Früher wurden die oft hoch, 1-6, 1-7 oder noch höher, verloren. Auch wenn uns wie bei den meisten Teams in der Vorbereitung einige Spieler fehlten, spielten wir dennoch mal Unentschieden oder haben nur knapp verloren. Man sah dadurch, dass öfter trainiert wurde, dass es auch besser lief.


D.h. es war nicht unbedingt ein konkretes Ziel um oben mitzuspielen?

Nein, gar nicht. Wir sagten uns, dass wir einfach nicht Letzter werden wollen. Oder wenn wir Letzter werden würden, dann wenigstens auf eine Art und Weise, in der das sich nicht so schnell entwickelt. D.h., ein Rückstand von 2 - 3 Punkten wäre vertretbar und nicht 20 oder mehr auf den Vorletzten.


Wenn es eine insgesamt vernünftige Saison werden würde, wäre schon vieles gut?

Ja, genau. Es sind 10 Mannschaften in der Meisterschaft. Wenn wir am Ende Sechster, Siebter oder auch Achter werden, dann hätten wir schon ein kleines Ziel erreicht.


Wer sind für Sie die Favoriten für den Aufstieg in die 2.Division?

Für mich gehören dazu auf jeden Fall mal die Absteiger aus der 2.Division. Perlé z.B. oder auch Harlingen-Ischpelt, die ich aus dieser Saison noch gar nicht kenne, während wir ja schon gegen Perlé gespielt haben. Beim Spiel gegen Reisdorf wurde mir klar, dass die offensiv bis lang unser bester Gegner waren. Also für mich sind die Favoriten Harlingen, Reisdorf, Perlé und auch Beckerich.


Sie haben die Liga mit 10 Mannschaften bereits angesprochen. Die 3.Division wurde ja vor dieser Saison reorganisiert, man hat jetzt mehr Teams pro Liga, durch das Wegfallen der Doppelrunden aber eigentlich weniger Spiele. Finden Sie das neue System jetzt besser?

Vom alten System war ich selber nicht betroffen. Doch wenn ich andere Meinungen rundherum höre, bin ich froh, dass das System geändert wurde. Bei 4 Spielen in der Saison gegen die gleichen Gegner war für manche Clubs nach drei Fünfteln der Saison die Meisterschaft bereits gelaufen und dann wurden solche Spiele oft langweilig. Im Gegensatz haben wir dazu aber jetzt nur 18 Spiele, es gibt also im Prinzip keine Ideallösung.
Dazu haben wir z.B. am 20.November das letzte Meisterschaftsspiel der Hinrunde und bis zum 19.März – also fast auf den Tag genau während 4 Monaten – bestreiten wir kein Ligaspiel. Also aufgrund dessen gibt es nichts Ideales.


Das wurde auch schon an anderer Stelle erwähnt: für die unteren Divisionen ist die Winterpause äußerst lang.

Das einzige, was diesen Knoten vielleicht lösen könnte wäre, wenn in den nächsten Jahren noch ein paar Vereinsfusionen hinzukommen würden und man dadurch dann irgendwann nur noch eine eingleisige 3.Division hat, sogar wenn es dann dort zu 28 oder 30 Meisterschaftsspielen pro Team kommen würde. Die meisten Drittdivisionäre sind ja zudem ziemlich schnell aus dem Pokal ausgeschieden, dann würde das passen. Doch 20 Mannschaften sind deren einfach zu viele, um daraus nur eine einzige Liga zu bilden.


Es wurde ja auch mal angedacht, einen 3.Bezirk in der 2.Division einzuführen. In dem Fall wäre dann aber der Leistungsunterschied in der Klasse zu groß.

Dann bleibt ja für die eigentliche dritte Division nichts mehr übrig! Die muss nämlich in meinen Augen bestehen bleiben. Wenn nämlich drei oder vier Bezirke in der 2.Divison bestehen würde und es keine Absteiger geben würde, wäre für so manchen Verein die Meisterschaft bereits nach 13 oder 14 Spielen gelaufen, das wäre ja noch langweiliger.


Eine etwas allgemeinere Frage: gibt es in der 3.Division spezielle Herausforderungen, die Vereine aus höheren Ligen nicht oder weniger haben? Ich denke da nicht nur an den Sport, sondern auch an den außersportlichen Bereich?

Ich spreche da jetzt für unseren Verein. Wir haben 7 Leute im Vorstand die auf einem sehr guten Niveau arbeiten. Was aber in den dritten Divisionen – zumindest bei uns – der Fall ist, ist dass die Spieler kein Geld erhalten. In höheren Division werden ja auch schon Trainingseinheiten entlohnt, was weiter unten so nicht der Fall ist. Man hat natürlich auch weniger Sponsoren. Manchmal sind die Trainingsbedingungen nicht so gut.

Aktuell haben wir z.B. noch zwei Plätze, davon ein guter Trainingsplatz, doch dieser wird bald abgerissen. Und ab dann wird es für uns auch nicht mehr so einfach sein, zu trainieren. Dann muss man ja aufpassen, damit der Platz nicht zu viel leidet.


Und der bleibende Platz wird nicht zu einen Kunstrasenplatz umgebaut?

Nein, im Moment nicht. Vielleicht später einmal, wenn sich weitere Infrastrukturen zwischen den Ortschaften ansiedeln, aber jetzt ist das noch kein Thema. Deshalb müssen wir in den nächsten Jahren schauen, dass wir klar kommen. Vielleicht können die angrenzenden Gelände begradigt werden, um dort trainieren zu können. Das sind dann die negativen Punkte. Was aber wiederum positiv in den unteren Divisionen ist, sind die Jungs, die auch nach dem Training noch lange in der „Buvette“ bleiben, man trinkt etwas zusammen. Das sieht man weiter oben nicht mehr oft.

Früher zu meiner aktiven Zeit in Niederkorn gingen wir immer zusammen aus und wir erhielten auch nicht viel Geld. Es wurde mehr um des Fußballs Willen gespielt und nicht für Geld. Das Schlimmste finde ich ist, dass die Vereine dieses Spielchen heutzutage mitspielen. Auch etwas weiter unten wird ja schon viel Geld bezahlt. Wenn die Vereine solidarisch wären und zusammen sagen würden, „wir zahlen jetzt gar nichts mehr“, dann würde das schnell aufhören. Dann hätten wir auch wieder mehr luxemburgische Spieler. Doch das wird schwer!


Zum Abschluss noch zwei Tipps: wie spielt ihr am Sonntag gegen Folschette und wo landet der Racing Heiderscheid-Eschdorf am Ende der Saison?

Sonntag? Unser Torwart fällt für drei Spiele verletzt aus, einer unserer besten Spieler ist jetzt an der Uni, 1-2 weitere Spieler pausieren im Moment, so dass mir bis zu vier sehr gute Spieler fehlen, das wird also sehr schwer. Ich wäre am Sonntag mit einem Unentschieden zufrieden.


Und am Ende der Saison?

Jetzt sind wir ja Erster. Aber am Ende der Saison wäre ich mehr als zufrieden, wenn wir Vierter oder Fünfter wären!

Aufrufe: 015.10.2016, 10:00 Uhr
Paul KrierAutor