2024-04-23T13:35:06.289Z

Allgemeines
Gerhard Michels ist seit 2002 Gruppenlehrwart der SR-Gruppe Passau. F: Schuster
Gerhard Michels ist seit 2002 Gruppenlehrwart der SR-Gruppe Passau. F: Schuster

Zu wenige Schiedsrichter: »Uns fehlt das Mittelalter«

Gerhard Michels, Lehwart der SR-Gruppe Passau, spricht im FuPa-Interview über die Sorgen der Schiedsrichter +++ Nächster Neulingskurs findet vom 26. bis 28. Februar beim 1. FC Passau statt

Die Zahl der Schiedsrichter ist rückläufig. Daher suchen die Verantwortlichen nach Lösungen und dazu wurde von der Schiedsrichter-Gruppe Passau ein Maßnahmenkatalog erstellt, um wieder Neulinge anzuwerben. Mit Werbung in den Medien (Print, Radiosenden, Sozialen Netzwerken, Infostände, Flyer, Plakate und Mund-zu-Mund-Propaganda) sollen neue Unparteiische gewonnen werden. Vom 26. bis 28. Februar findet in der Stadion-Gaststätte des 1. FC Passau der nächste Neulingskurs statt.

Aktuell zählt die SR-Gruppe Passau 176 Schiedsrichter (davon 123 aktive). An einem normalen Spieltag müssen üblicherweise im Junioren-, Frauen-, und Herrenbereich rund 70 Spiele besetzt werden. Im Schnitt ist der Zulauf an Neulingen in den letzten Jahren immer weniger geworden. Die Besetzung aller Spiele mit neutralen Schiedsrichtern gerät bei Fortsetzung dieses Trends künftig zusehends in Gefahr. Bereits erste Reservemannschaften konnten in den zurückliegenden Monaten schon nicht mehr besetzt werden. FuPa hat zu diesem Thema mit Gruppenlehrwart Gerhard Michels aus Thyrnau gesprochen, der seit 2002 in dieser Funktion tätig ist und der seit 1988 Spiele leitet.

FuPa: Vom 26. bis 28. Februar findet in der Gruppe Passau euer Neulings-Lehrgang statt. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Gerhard Michels (46): Die eine oder andere Anmeldung ist bereits eingetroffen. Es sieht gut aus, dass wir den Lehrgang ziemlich sicher starten können. Aber wir wünschen uns vor allem auch, dass Spieler nach ihrer aktiven Karriere Schiedsrichter werden. Leider fehlt das "Mittelalter", also die Unparteiischen um die 30 Jahre. Verständlich, dass vor allem diese Altersgruppe innerhalb der einzelnen Vereine Führungspositionen übernimmt – und somit anderweitig beschäftigt ist. Trotzdem wollen wir diese Generation ansprechen, sie wäre sehr wichtig für uns.

Gerhard, warum würdest du jemandem raten, Schiedsrichter zu werden?
Die Weiterentwicklung hinsichtlich der Persönlichkeit ist ein sehr gutes Argument. Man lernt, Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzusetzen. Aufschieben oder davor drücken ist nicht möglich. Jede Situation muss unmittelbar beurteilt, eingeschätzt und die Entscheidung auch gegen Widerstand getroffen werden. Das ist eine wirklich gute Schule fürs Leben. Außerdem haben Schiedsrichter freien Eintritt zu allen Spielen im Bundesgebiet und man bekommt kostenlos eine Erstausstattung mit sämtlichen Utensilien. Erwähnenswert auch die Kameradschaft innerhalb der SR-Gruppe und die gemeinsamen Ausflüge, Trainingslager, Grillfeste und sonstige Events. Nicht zu vergessen ist auch die finanzielle Entschädigung. Junge Schiedsrichter, die in der Ausbildung sind oder studieren, finanzieren sich einen kleinen Teil ihrer Freizeit – obwohl die Aufwandsentschädigungen nicht sonderlich hoch sind.

Wie werden nach dem Lehrgang die frisch ausgebildeten Schiedsrichter eigentlich an die ersten Spielleitungen herangeführt, gibt es da eine bestimme Vorgehensweise?
Es gibt das sogenannte Patensystem. Das halte ich für absolut unverzichtbar. Es wirkt für alle anwesenden Parteien am Spielfeldrand deeskalierend. Der Schiedsrichter-Neuling kann sich so auf seine Leistung und auf sein Spiel konzentrieren. Er weiß aber gleichzeitig auch, dass jemand da ist, der ihm helfen kann. So etwas gibt viel Sicherheit in den ersten Spielen für den Neu-Schiedsrichter.

Wie sieht das konkret in der Praxis aus?
Der Betreuer oder Pate kann am Spielfeldrand direkt auf die Trainer und Eltern einwirken, damit der Neuling sich auf seine Aufgaben auf dem Spielfeld konzentrieren kann. Nachher kann das Spiel durchgesprochen werden. Was hat der Neuling bereits sehr gut gemacht? Wo hätte er vielleicht anders reagieren sollen? Wann ist er bereit ein Spiel ohne Unterstützung zu leiten? Aber auch anderweitig stehen der Gruppenausschuss und ich den jungen Schiedsrichtern immer zur Seite. Ob es Probleme bei der Spielleitung oder Schwierigkeiten mit Zuschauern oder Vereinen gibt – da wird kein Schiedsrichter allein gelassen.

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Anmeldung zum Neulingskurs: Alle Infos im Überblick:

Ansprechpartner:
Lehrwart Gerhard Michels, gerhard.michels@t-online.de, 0851/45946, 0170/1047065
SR-Obmann Michael Emmer, michaelemmer@web.de

Wir bieten:
Ausbildung zum/zur Schiedsrichterin/in
Spesen- und Fahrtkostenersatz
Freien Eintritt zu Fußballspielen
Persönlichkeitsschulung

Schulungstage:
26.02.,18:00-21 Uhr, 27.02.16, 9-17 Uhr und 28.02.16, 9-12 Uhr
04.03.16, 19 h, SR-Prüfung

Aufrufe: 05.2.2016, 14:30 Uhr
Dirk MeierAutor