2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
Spiele von Amateurfußballvereinen zeigen Internetportale wie ?Pass Schuss Tor? oder FuPa.net ? zur Freude der Kicker. FOTO: BARTSCH
Spiele von Amateurfußballvereinen zeigen Internetportale wie ?Pass Schuss Tor? oder FuPa.net ? zur Freude der Kicker. FOTO: BARTSCH

Zoff um die Bildrechte

Um teure Übertragungsrechte geht es im Amateurfußball nicht. Dennoch droht in Bonn das gleiche Szenario wie im Rhein-Erft-Kreis - dort verbot der Verband das Ausstrahlen des Pokalfinales im Internet-Fernsehen

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Samstag, 15 Uhr, Sportpark Nord: Kreispokalfinale zwischen dem SSV Merten und dem FC Blau-Weiß Friesdorf. Die Kameras gehen an. Das Filmen ist eine Extra-Motivation für die Spieler: „Auch weil man sich selbst danach nochmal sehen kann. Ich selbst schaue mir die Spiele immer an“, sagt Friesdorfs Trainer Giuseppe Brunetto. Liebend gerne sehen sich auch die Kreisliga-Kicker im Internet-Fernsehen. Ein bisschen dürfen sie sich dann wie Bundesliga-Profis fühlen.

Diesen Traum machen Internetportale wie „Pass Schuss Tor“, „Rheinkick.TV“ oder „FuPa.net“ real. Sie filmen Spiele, führen Interviews und laden die Videos anschließend auf ihre Internetseite hoch. In diesem Rahmen sollte auch die Partie am Samstag im Sportpark Nord von „Pass Schuss Tor“ aufgenommen werden. Eigentlich. Doch daraus wird aller Voraussicht nach nichts.

In der Halbzeitpause des Pokalfinales im Rhein-Erft-Kreis zwischen BC Viktoria Glesch-Paffendorf und der Spielvereinigung Wesseling-Urfeld wurde dem Kamerateam von „Pass Schuss Tor“ das Filmen von Dirk Brennecke, dem Geschäftsführer des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM), untersagt. Obwohl: „Wir haben uns im Vorfeld beim gastgebenden Verein, der Spielvereinigung Frechen 20, eine Drehgenehmigung eingeholt“, sagt Sascha Bolder vom in Köln ansässigen Portal.

Die Sicht des Verbandes Mittelrhein ist eine andere. „Der FVM ist Ausrichter aller Pokal-Endspiele. Daher braucht 'Pass Schuss Tor' unsere Zustimmung“, erklärt Vizepräsident Stephan Osnabrügge. Das Kreispokalfinale ist ein besonderer Fall: Veranstalter ist nicht der Gastgeber, sondern der Fußballverband Mittelrhein. Dies ist vertraglich festgehalten. „Wir wussten nichts von diesen Verträgen“, erklärt Bolder. Dem widerspricht Osnabrügge: „Das Vorgehen war aus dem letzten Jahr bekannt. Wir können gerne darüber reden, wie es möglich ist. Aber nicht anzufragen und einfach zu drehen, ist nicht die Form des Umgangs, die wir für angemessen halten.“

Um eine Akkreditierung und eine Drehgenehmigung des FVM für das Pokalfinale im Rhein-Erft-Kreis zu erhalten, hätte das Portal Bedingungen erfüllen müssen. „Dann hätte der Spielbericht nur eine bestimmte Maximallänge haben dürfen und eine kommerzielle Nutzung wäre nicht möglich gewesen“, argumentiert Bolder: „Wir finanzieren uns über Werbung und die hätten wir bei der Zusammenfassung nicht schalten können. Das Filmen hätte für uns dann keinen Sinn gemacht.“ Der Portalbetreiber findet: „Drehverbote bei Fußballspielen auf Kreis- und Verbandsebene sind nicht hinnehmbar und zielen an den Interessen der Vereine und Fußballer vorbei.“

Osnabrügge hält die Kritik für falsch. „Wir befürworten ausdrücklich die Berichterstattung über Amateurfußballspiele, weil das im Interesse der Vereine ist. Dabei müssen aber zwingend die Persönlichkeitsrechte der am Spiel Beteiligten gewahrt werden“, sagt der FVM-Vizepräsident. Das Portal hätte sich dafür im Vorfeld der Partie die Einverständniserklärungen beider Mannschaften sowie der Schiedsrichter einholen und die Zuschauer über die Filmaufnahmen informieren müssen.

„Diese Regeln schützen die Rechte der am Spiel Beteiligten und sind allen zumutbar. Wir gestatten jedem, Geld im Zusammenhang mit dem Amateurfußball zu verdienen. Wer dies möchte, dem ist auch zuzumuten, die Regeln einzuhalten“, betont Osnabrügge. Er kritisiert den Weg, auf dem „Pass Schuss Tor“ die Angelegenheit öffentlich gemacht hat: „Sich über die sozialen Medien so zu äußern wie geschehen und ohne eigene Fehler einzugestehen, ist unseres Erachtens nicht in Ordnung. Dazu haben wir uns auch mit Sascha Bolder ausgetauscht.“

Nach GA-Informationen haben sich beide Parteien in einem Telefonat am Montag bereits angenähert. Der FVM hat „Pass Schuss Tor“ angeboten, das Finale zwischen Merten und Friesdorf aufzunehmen. Doch Bolder ist noch unentschlossen: „Der Verband wollte uns bis morgen seine Bedingungen schicken, unter denen wir filmen dürfen. Dann schauen wir, ob wir diese erfüllen können oder ob der bürokratische Aufwand zu groß ist“, sagt Bolder. Und: „Alternativ filmen wir ein normales Ligaspiel aus der Kreisliga, bei dem das Hausrecht beim gastgebenden Verein liegt. Irgendwo wird immer Fußball gespielt.“

Möglicherweise wird die Partie aber von anderen Portalen begleitet. Das würde auch der Mertener Trainer Frank Pleimes begrüßen: „Eine Übertragung würde die Aufmerksamkeit für das Spiel sicherlich nochmal erhöhen. Ich denke auch, dass das Spiel Anklang gefunden hätte. Ich kenne zwar die Argumente der beiden Seiten nicht, aber der Verband hätte sicherlich nichts verloren, wenn die Partie übertragen würde.“

Bald soll alles in geordnete Bahnen gelenkt werden: Der FVM hat die Vertreter der Videoportale für Ende Oktober zu einem runden Tisch eingeladen, um die Angelegenheit zu besprechen. „Wir bedauern, dass es in der Vergangenheit Fehler in der Kommunikation gab – sowohl seitens des FVM als auch von unserer Seite“, räumt Bolder ein. „Wir müssen gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die es ermöglicht, auf unbürokratischem Weg über Amateurfußball zu berichten. Uns geht es nicht darum, den Verband in ein schlechtes Licht zu rücken. Im Gegenteil: Der FVM leistet tolle Arbeit.“

Eine einvernehmliche Lösung zeichnet sich ab. Osnabrügge sagt: „Wir beide möchten den Amateur-fußball fördern. Da haben wir also schon einen großen gemeinsamen Nenner.“ Wenn alles klappt, wird spätestens das Pokalfinale 2016 von „Pass Schuss Tor“ gefilmt – und die Amateurfußballer können sich an diesem Tag dann wie Profi-Kicker fühlen.

Aufrufe: 01.10.2015, 11:00 Uhr
General-Anzeiger / Benedikt BrinsaAutor