2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Zoff mit dem Sponsor

Beim ASV Mettmann fliegen die Fetzen

Die Tageszeitungen berichteten im November über einen kuriosen Vorfall beim ASV Mettmann in der Bezirksliga Wuppertal & Niederberg. Was war passiert? Der Unternehmer Martin Preuß öffnete ein Kuvert mit dubiosem Inhalt. In dem Umschlag: die Werbefl ocke seiner Firma, ausgeschnitten von den Trikots des ASV Mettmann. Der Brief kam vom Klub-Vorsitzenden Musa Ibis. Eine Chronik der Ereignisse.

Januar 2014

Der Unternehmer Martin Preuß entscheidet sich, mit seiner gleichnamigen Heizungs- und Sanitärfi rma, dem ASV Mettmann, damals noch unter dem Namen Atatürk Mettmann bekannt, einen Trikotsatz zu sponsern. Der Grund: Die Sekretärin von Preuß ist mit dem damaligen ASV-Trainer Michael Lucas verheiratet. Es besteht eine gute Verbindung zum Verein. Auf dem Trikotsatz prangt fortan das Logo „Martin Preuß GmbH – Heizung, Sanitär, Fliesen.“ Abgesehen vom Materialwert der Trikots fl ießen keine weiteren Gelder.

Anfang Mai 2014

Der ASV Mettmann, der sich gerade umbenannt hat, kann gleich große Werbung in eigener Sache machen: Kurzfristig ergibt sich ein Freundschaftsspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Für den Klub-Vorsitzenden Musa Ibis eine komplett neue Erfahrung, denn noch nie hat sein Verein gegen einen Profi klub gespielt. Gleich klingelt bei ihm das Telefon heiß: Potenzielle Sponsoren bringen sich für das Spiel gegen den Zweitligisten in Position, würden gerne auf dem Trikot von Mettmann sein. Doch Ibis will fair bleiben, schließlich hat er eine Vereinbarung mit Martin Preuß. Er greift zum Hörer: „Hör mal, Martin, wir tragen dein Trikot auch gegen die Fortuna, aber dafür bekommen wir in der nächsten Saison einen neuen Trikotsatz von Dir, okay?“ Preuß muss nicht lange überlegen, natürlich stimmt er zu. „Die Prämisse war aber“, sagt Preuß heute, „dass Michael Lucas Trainer ist.“ Ibis kann sich an diesen Teil der Abmachung hingegen nicht erinnern.

14. Mai 2014

Fortuna Düsseldorf ist zu Gast beim ASV Mettmann und gewinnt mit Mühe und Not 5:4 beim Bezirksligisten, obwohl beinahe alle Fortuna-Stammkräfte eingesetzt werden. Das Trikot mit dem Emblem von Martin Preuß ist in zahlreichen Medien zu sehen.

5. Oktober 2014

Der Saisonstart gestaltet sich beim ASV Mettmann zäh. Im Verein ist man mit Trainer Michael Lucas unzufrieden. Der Coach legt sein Amt schließlich selbst nieder.

Ende Oktober 2014

Musa Ibis wartet immer noch auf den vereinbarten neuen Trikotsatz und meldet sich bei Martin Preuß. Der Heizungs-Unternehmer verweist ihn jedoch an seine Sekretärin, die Frau von Ex-Coach Lucas. Von ihr erfährt Ibis: „Die Sachlage hat sich geändert.“ Der Deal gilt nicht mehr, weil Michael Lucas jetzt kein Trainer mehr ist. Ibis ruft direkt beim Sportartikel-Hersteller an: Die neuen Trikots sind längst befl ockt und an die Firma Martin Preuß ausgeliefert worden.

Anfang November 2014

Musa Ibis hat genug. In dieser Woche sieht er mehrere Zeitungsartikel des ASV Mettmann. Auf der Brust der Spieler steht in großen Lettern „Martin Preuß“. Der Sponsor hat sich nicht an die Vereinbarung gehalten, die Ibis übrigens schriftlich in seinen E-Mails dokumentiert hat und jederzeit beweisen könnte. Er nimmt die alten Trikots, schneidet den Werbeaufdruck mit einer Schere heraus und schickt die Embleme in einem Großbrief an Martin Preuß. Dieser öffnet das Kuvert an einem Samstagmorgen und staunt nicht schlecht, als er die ausgeschnittenen Logos herauszieht. „Das tat schon weh“, sagt der Unternehmer, der vor allem menschlich enttäuscht ist, denn schließlich haben die Trikots viel Geld gekostet: „So geht man nicht mit einem Sponsor um.“ Musa Ibis bestellt derweil neue Trikots nach, diesmal mit dem Aufdruck seiner eigenen Firma „Espresso Perfetto.“ Die Mannschaft trägt diese auch heute noch, allerdings mit den Hosen und Stutzen, die einst Martin Preuß gesponsert hat. Preuß erzählt von Anrufen einiger Klubmitglieder in seiner Firma, die unter der Gürtellinie gewesen sein sollen. Außer- dem habe man geschäftliche, vertrauliche E-Mails zwischen Preuß und dem Klub von Vereinsseite via Facebook veröffentlicht.

Januar 2015

„Ich habe damals überreagiert, das war eine Kurzschlussreaktion“, sagt Musa Ibis heute. Der Konfl ikt hat sich etwas gelegt. Dem Unternehmer wirft er lediglich vor: „Er hätte auf den Tisch hauen müssen, damit er sich an seinen Teil der Vereinbarung hält.“ Die beiden Streithähne sind sich inzwischen auch schon wieder über den Weg gelaufen. Man grüßt sich. Bald, glaubt Ibis, werde er sich sicher mal in Ruhe mit Preuß unterhalten und die Friedenspfeife rauchen. Auch Preuß sagt: „Natürlich bin ich bereit, ihm die Hand zu geben, wir sind ja schließlich nicht im Kindergarten!“ Was aus dem versprochenen Trikotsatz geworden ist? Ibis vermutet: „Der steht wahrscheinlich immer noch in der Firma von Martin Preuß.“ Die Wahrheit ist: Er hat ihn bereits an eine Jugendmannschaft eines anderen Vereins aus Mettmann gespendet.

Aufrufe: 024.3.2015, 10:04 Uhr
FuPa NiederrheinAutor