2024-04-24T13:20:38.835Z

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Ohne Angst in die Zweikämpfe: Das Hörgerät am Kopf schützt der Hennigsdorfer Steven Nowark im Spiel mit einem Stirnband. Archiv-Foto: Steffen Kretschmer
Ohne Angst in die Zweikämpfe: Das Hörgerät am Kopf schützt der Hennigsdorfer Steven Nowark im Spiel mit einem Stirnband. Archiv-Foto: Steffen Kretschmer

Ziel ist das National-Team

Steven Nowark vom FC 98 Hennigsdorf hofft auf eine Nominierung in die Auswahl der Gehörlosen

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Wer ihn in der Landesliga für den FC 98 Hennigsdorf die Außenbahn entlangsprinten sieht, wird nichts Auffälliges feststellen. Steven Nowark ist schnell, technisch gut und hat einen ordentlichen Torinstinkt. Was wohl nur die wenigsten wissen: Der 21-Jährige ist gehörlos.

Seit seiner Geburt ist der Offensivspieler taub. Mit fünf Jahren bekam er ein Gerät implantiert, mit dem er hören kann. Zu sehen ist dies allerdings auf dem Platz nur selten, denn Steven Nowark schützt es im Spiel mit einem Stirnband. „Wenn ich zum Kopfball gehe, könnte etwas kaputtgehen“, sagt der Hennigsdorfer. Angst davor, in Zweikämpfe zu gehen, habe er aber nicht. „Klar tut es weh, wenn ich den Ball oder etwas anderes dagegen bekomme, aber das passiert eben.“

Der Spieler, der für die B- und A-Junioren des SC Staaken in der Regionalliga auflief, hat beim FC 98 Hennigsdorf im Männerbereich erfolgreich Fuß gefasst. „Steven ist fußballerisch sicherlich jemand, der dauerhaft in der Brandenburgliga spielen kann“, lobt ihn sein Coach Gerd Pröger. Nowarks Laufbahn nimmt gerade erst so richtig an Fahrt auf. In der Landesliga traf der, je nach Spielidee seines Trainers eingesetzte, Links- oder Rechtsaußen bereits vier Mal. Und auch neben seinem Engagement beim FC 98 Hennigsdorf verfolgt der 21-Jährige große Ziele. Er möchte es unbedingt in die Nationalmannschaft der Gehörlosen und damit auch zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Italien schaffen.

Um das zu packen und sich für das Team der Besten Deutschlands zu empfehlen, ist Steven Nowark parallel zum Spielbetrieb in Brandenburg beim BSC Comet in Berlin am Ball. „Es ist wichtig, dass ich weiß, wie es ist, mit und gegen andere Gehörlose zu spielen“, sagt Nowark. Denn zu Partien mit dem FC 98 gibt es einen entscheidenden Unterschied: Im Comet-Trikot darf er das Hörgerät nicht einschalten – „das wäre unfair“.

In der Berliner Mannschaft läuft es für Steven Nowark bisher sehr gut. Vor zwei Wochen gelangen ihm in der Begegnung mit einer Hildesheimer Mannschaft zwei Tore. An diesem Wochenende steht das letzte Gruppenspiel seines Teams gegen eine Hamburger Auswahl an. „Gewinnen wir das, sind wir Erster und spielen dann um die Meisterschaft gegen die stärksten Mannschaften aus dem Süden Deutschlands.“ Läuft dort auch alles nach Plan, stehen die Chancen auf eine Nationalelf-Nominierung für Nowark gut. „Der Comet-Vorstand hat jetzt schon zu mir gesagt, dass ich auf jeden Fall dabei bin.“

Da er dann auch weiterhin mit anderen Gehörlosen zu tun haben wird, möchte Steven Nowark auf einer anderen Ebene an sich arbeiten, um mit seinen Mitspielern kommunizieren zu können. „Ich kann zwar sehr gut Lippen ablesen, aber Zeichensprache kann ich noch nicht. Die brauchte ich bisher nicht. Viele können aber nur Gebärdensprache, weshalb ich die auch lernen will.“

Aufrufe: 02.10.2015, 10:33 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor