2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Machtlos: Auch Zehdenicks Mannschaftskapitän Stefan Kerl (links) konnte die Sieglos-Serie auf fremden Plätzen nicht verhindern. © CAROLA VOIGT
Machtlos: Auch Zehdenicks Mannschaftskapitän Stefan Kerl (links) konnte die Sieglos-Serie auf fremden Plätzen nicht verhindern. © CAROLA VOIGT

Zehdenick und der Ein-Jahres-Fluch

Der SVZ hat seit Oktober 2015 auswärts nicht gewonnen - ein Spitzenwert im Fußballkreis.

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Was haben Landesligist SV Zehdenick und der Tabellenletzte der 2.Kreisklasse Mitte, der FSV Germendorf II, gemeinsam? Folgt auf so eine Frage normalerweise ein Witz, liefern wir stattdessen knallharte Fakten: Es sind die einzigen beiden Oberhaveler Herren-Mannschaften, die seit mehr als einem Jahr auf einen Auswärtssieg im Ligaspielbetrieb warten. Auch das vergangene Wochenende änderte da nichts.

Zehdenick unterlag auswärts bei der Reserve des SV Babelsberg 03 (0:1), Germendorf II spielte remis in Flatow.

Während dies beim Schlusslicht der 2.Kreisklasse nicht weiter verwunderlich ist, der letzte Erfolg in der Fremde gelang beim FSV Basdorf II (4:1) am 23.November 2014 (!), verwundert diese Tatsache bezüglich des SV Zehdenick schon etwas. Als man noch in der Landesklasse an den Start ging, war die Auswärtsstärke schließlich immer ein Steckenpferd des Teams.

Seit dem Aufstieg in die Landesliga zur Saison 2015/16 konnte von den bisherigen 20 Partien in der Fremde aber nur eine gewonnen werden: Das Duell mit dem damaligen Tabellenvorletzten, dem Schönwalder SV, am 24.Oktober 2015, entschied die Mannschaft von Trainer Daniel Runge deutlich mit 6:0 für sich.

Warum es seitdem auf gegnerischen Plätzen nur noch maximal zu einem Punkt reichte, kann sich der Coach selbst nicht erklären: "Wenn wir wüssten, woran das liegt, würden wir das natürlich abstellen", so Runge. "Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass der Druck, den Fans etwas beweisen zu müssen, bei Auswärtsspielen nicht so vorhanden ist, als wenn wir zu Hause spielen."

Jeder, der schon mal in Zehdenick Fußball gespielt hätte, wisse, dass die SVZ-Fans mit ihrer Kritik nicht lange hinterm Berg hielten. "Damit muss man bei uns umgehen können", so Runge weiter, der diesen Druck aber positiv wahrnehme: "Das Wichtigste ist erst einmal, dass wir weiterhin zu Hause unsere Hausaufgaben erledigen, also unsere Heimspiele gewinnen."

Dreimal hat das in der laufenden Saison auch bereits funktioniert, vor anderthalb Wochen verlor das Runge-Team allerdings überraschend mit 1:2 gegen den zu diesem Zeitpunkt noch auf dem vorletzten Platz stehenden Pritzwalker FHV.

"Wir haben Probleme, wenn wir selbst das Spiel gestalten müssen", sagt Mannschaftskapitän Stefan Kerl zur Niederlage. Das sei gegen Pritzwalk der Fall gewesen. "Wir hatten teilweise fünf Stürmer auf dem Platz, haben gegen den tiefstehenden Gegner aber keine Lösungen gefunden."

Generell fühle sich das Team wohler, wenn es dem Gegner die Aufgabe überlassen könne, das Spiel zu machen und selber auf Konter lauere - eigentlich eine klassische Auswärtstaktik. Umso überraschter ist Kerl auch, dass es in der Fremde schon so lange nicht mehr zu einem Sieg gereicht hat: "Mir war gar nicht bewusst, dass das über ein Jahr her ist. In der Mannschaft war das zumindest bisher kein Thema."

Die These seines Trainers, dass das am fehlenden Druck durch die Fans liege, will Kerl so aber nicht bestätigen - auch wenn er selbst keine eindeutige Erklärung liefern kann: "Es stimmt schon: Die Erwartungshaltung unserer Fans ist groß. Aber da ja auch bei unseren Auswärtsspielen immer so um die 30 SVZ-Anhänger dabei sind, kann das keine Ausrede sein."

Grundsätzlich wolle er aber auch gar nicht nach einer Ausrede suchen. "Natürlich fühlt man sich zu Hause wohler, weil man einfach die Abläufe kennt. Aber letztlich will jeder Spieler jedes Spiel gewinnen. Unabhängig davon, ob wir zu Hause oder auswärts antreten."

Dass er oder seine Mitspieler nun gehemmter in Auswärtsspiele gehen, glaubt der Kapitän nicht: "Keiner von uns hat das im Hinterkopf und wird jetzt sagen: 'Auswärts haben wir doch sowieso keine Chance'. Wenn wir uns gut vorbereiten, können wir jedes Spiel gewinnen." Um das auch umzusetzen, hat der SVZ jetzt erst einmal ein wenig Pause. Erst nach dem freien Pokalwochenende kommt Absteiger RSV Eintracht an die Havel.

Aufrufe: 09.11.2016, 07:16 Uhr
MOZ.de / Conradin WalenciakAutor