2024-05-08T14:46:11.570Z

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Auch, wenn die Nachwuchsarbeit beim FC Cleeberg früher intensiver vonstatten ging: Bei den Minis ist Einiges im Training los.	Foto: Schepp
Auch, wenn die Nachwuchsarbeit beim FC Cleeberg früher intensiver vonstatten ging: Bei den Minis ist Einiges im Training los. Foto: Schepp

Zauber der Cleeberger Blüten

+++ Außergewöhnliche Jugendarbeit des FC lässt sich in Vita der Youngster der Nullerjahre ablesen +++ Heute geht es ruhiger zu +++ Drei Nationalspieler +++

CLEEBERG. Trainer Wolfgang Schmidt, den kennen in Cleeberg viele ehemalige Jugendspieler. Und so manche von ihnen sind mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekannt, auch weil sie heute zum Teil für bekannte Vereine oder sogar in einer Nachwuchsnationalmannschaft kicken.

Cleeberg bei Lang-Göns im Landkreis Gießen, oder besser der FC Cleeberg war schließlich einmal eine richtige Talentschmiede im mittelhessischen Raum. Natürlich gibt es auch heute noch eine gute Jugendarbeit, so spektakulär wie in den 2000er Jahren geht es allerdings nicht mehr zur Sache. Das erzählt zumindest Wolfgang Schmidt: „So ab 2003 hatten wir viele Highlights. Unterm Strich waren diese Jahre einfach genial.“ Von den Erfolgen kann man noch heute zahlreiche auf der Internetseite des FC Cleeberg nachlesen, beispielsweise der Hessenmeisterschaftstitel der E1-Junioren im Jahr 2010 oder der Gruppenligaaufstieg – die höchste Spielklasse in diesem Alter – der D1-Jugend zwei Jahre zuvor.

Insbesondere die Jahrgänge 1998 bis 2001 prägten die Blütejahre des Cleeberger Jugendfußballs. „Da hatten wir in der Breite gute Leute dabei, die haben wir heute nicht mehr so“, erläutert Schmidt, der in den erfolgreichsten Jahren des FCC selbst als Jugendtrainer aktiv war und dessen Tochter, Lara Schmidt, die „Cleeberger Schule“ ebenfalls zehn Jahre lang durchlief. Die heute 16-Jährige hat sich mittlerweile bis in die U17-Bundesliga und in die Juniorinnen-Nationalmannschaft durchgebissen und lebt heute in einem Leistungszentrum in Jena.

Doch damit nicht genug: Zu den rund 60 Talenten, die sich zu Hoch-Zeiten beim FC Cleeberg tummelten – und von denen auch heute noch die Herren-Mannschaft profitiert – gehören auch die bekannten Zwillinge Gian-Luca und Davide Itter (beide Jahrgang 1999). Beide starteten ihre Karriere mit gerade einmal fünf Lenzen in Cleeberg, von den Bambinis bis zur D-Jugend wurden sie hierbei von Schmidt und Dirk John gefördert und trainiert. Später wurden sie in die Nachwuchsabteilung der Frankfurter Eintracht aufgenommen, ehe im Februar 2015 der Wechsel zur Jugendabteilung des VfL Wolfsburg erfolgte. Hier haben die Itters, die auch beide für die U17-Nationalmannschaft auflaufen, nun einen Vertrag bis 2018, wobei ihr ehemaliger Mentor Wolfgang Schmidt davon ausgeht, dass in Kürze ein Profivertrag folgen dürfte. Ebenfalls beachtlich: Außenverteidiger Luca Itter erhielt erst im August dieses Jahres die renommierte Fritz-Walter-Medaille – die höchste Auszeichnung für talentierte Nachwuchskicker in Deutschland. Von dem Preisgeld überwies der DFB übrigens 11 000 Euro an den Ausbildungsverein FC Cleeberg.

Doch mit Lara Schmidt und den Itter-Zwillingen sind natürlich noch nicht alle Ballkünstler der „goldenen Generation“ des FCC genannt. Müller verweist etwa noch auf John-Patrick Strauß (Jahrgang 1996), der im Jahr 2013 zum Jugendprogramm von RB Leipzig gewechselt war und heute vornehmlich für die zweite Garde des Bundesligisten in der Regionalliga aufläuft, oder beispielsweise Tom Woiwod, den es zum FSV Mainz 05 verschlug. „Man hat das früher natürlich nicht so erahnt, dass mal Profispieler dabei herauskommen würden. Dass es nun quasi soweit ist, ist umso toller“, ist Wolfgang Schmidt, der seine Tochter alle zwei Wochen in Jena besucht, heute zurecht stolz auf die vielen Blüten, die sein Verein hervorgebracht hat.

Inzwischen hat auch Wolfgang Schmidt, der seit seinem 20. Lebensjahr für den FC als Übungsleiter – unter anderem auch für die Herren-Mannschaft – tätig war und ist, einen Gang zurückgeschaltet und ist im eigentlichen Cleeberger Jugendprogramm nicht mehr hauptverantwortlich tätig. Dennoch: Ganz lassen kann es der Fußball-Enthusiast natürlich nicht. Seit diesem Sommer bringt Schmidt vornehmlich den ganz jungen Talenten, den Drei- bis Vierjährigen, den Fußball nahe. Da leitet man eine Trainingseinheit zunächst einmal mit einem Fangspiel ein, ehe die kleinen Cleeberger Kicker ihre ersten, noch etwas ungelenken Torschüsse wagen. Schmidt hat dabei stets ein Lächeln auf den Lippen: Die Arbeit mit Kids und Jugendlichen war und ist sein Ding.

Allerdings fällt es Schmidt momentan schwer, daran zu glauben, dass beim FC Cleeberg noch einmal eine solche Generation heranwächst, wie zu Zeiten der Itters. „Das allgemeine Problem ist, dass Kinder nicht mehr so viel Fußball spielen“, bedauert der erfolgreiche Jugend-Coach. Er hätte allerdings gewiss nichts dagegen, wenn es anders kommen würde und der eine oder andere Knirps, dem er heute in der Sporthalle in Oberkleen die ersten Schritte im Fußball beibringt, später einmal zum VfL Wolfsburg oder zur Frankfurter Eintracht wechselt.



Aufrufe: 029.12.2016, 08:00 Uhr
Christian Németh (Gießener Anzeiger)Autor