2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Gut gebrüllt Löwe: Schon William Shakespeare wusste im Sommernachtstraum um die Wirkung des Schreis. Wustraus Christopher Weiß probierte es nach der 2:3-Niederlage gegen Dabergotz ebenfalls Foto: Gunnar Reblin
Gut gebrüllt Löwe: Schon William Shakespeare wusste im Sommernachtstraum um die Wirkung des Schreis. Wustraus Christopher Weiß probierte es nach der 2:3-Niederlage gegen Dabergotz ebenfalls Foto: Gunnar Reblin

Wustrau bekommt Flattern à la FC Bayern

Wustrau verspielt 2:0-Führung im Kellerduell gegen Dabergotz / Langens Wagner visiert Netz und nicht See an / MIT GALERIEN

In den vier Partien der Kreisliga können nur noch zwölf Punkte ergattert werden. Der TSV Wustrau hätte bereits am Sonntag gerne drei erspielt, doch TuS Dabergotz, Mitkonkurrent im Kampf gegen den Abstieg, erwies sich im Schlussspurt als zu stark.

Im Duell des Langener SV gegen die Gäste von Stahl Wittstock (7:0) konnten sich die 44 zahlenden Zuschauer an vielen Toren erfreuen. Diese, weil nur für Langen erzielt, sorgten allerdings für keine Spannung, aber sie unterhielten. Da war speziell das 3:0 von Nico Wagner. „Der war so gewollt. Ich hatte ihn optimal getroffen“, so der Torschütze zu seinem 22-Meter-Knaller genau neben den Pfosten. „Den kann man auch ganz woanders hin schießen, eventuell kann der Schuss auch in Wustrau im See landen“, staunte und witzelte Andy Horn über den Treffer seines Kollegen. Mit diesem 3:0 war Horn die Chance auf einen lupenreinen Hattrick genommen. Mit seinen Saisontoren 25, 26, 27 und 28 zum 1:0 (10.), 2:0 (18.), 4:0 (43.) und 5:0 (49.) stand er kurz davor. „Der Gegner trat schon sehr ersatzgeschwächt bei uns an“, will Horn seinen Viererpack nicht überbewerten. Jedoch kommt wenig später die Einsicht, dass es bei konsequenterer Spielweise, vermutlich noch ein paar Treffer mehr hätten werden können. „Das Spiel hat richtig Spaß gemacht, mal ganz abgesehen von den vier Treffern. Aber wenn wir noch einen Tick früher gespielt hätten in einigen Szenen, auch schneller mit kurzen Pässen, dann wären wir wohl nicht noch 25 Mal ins Abseits gelaufen. Aber ein 7:0 reicht auch, zumal Stahl bis zum Ende versucht hat, gut mitzuspielen.“

„Wir konnten einfach nicht anders“, war die einfache Erklärung von Stahl-Trainer Dietmar Andreé zum offensiven Verteidigen seiner Jungs an diesem Tag. Verantwortlich dafür war das aufgestellte Personal, dem der Stahl-Coach überhaupt keine Vorwürfe geben wollte, denn die vielen Ausfälle waren nach seiner Meinung nicht zu kompensieren. „Mein erster Torwart hat linker Verteidiger gespielt, Marcel Wiegand hat nach drei Jahren mal wieder auf einem Fußballfeld gestanden und auf der Bank hatte ich Martin Lange mit 56 Jahren. Acht Stammspieler hatten sich abgemeldet.“ Für eine spielfähige Mannschaft hätte das vorhandene Spielermaterial trotzdem nicht gereicht. „Also bin ich noch schnell nach Berlin gefahren und habe zwei Spieler abgeholt.“ Andreé bot den in der Hauptstadt wohnenden Kickern Denny Schewe und Dusty Thon den besonderen Shuttle-Service an. Beide mussten 90 Minuten ran. Für Stahl kam es jedoch noch während der Partie zu weiteren Rückschlägen. „Benny (Deutschmann, Anm.d.Red.) verletzte sich auch noch in der ersten Halbzeit.“ Aufgrund fehlender Alternativen biss sich der Sohn des Trainers bis zum Spiel ende durch. „Man hätte 0:4 verlieren können, jedoch haben meine Jungs versucht mitzuspielen und haben dabei alle zweiten Bälle verloren. Folglich sind wir klassisch ausgekontert worden. Und defensiv Wechseln ging nicht, weil ich nur offensive Akteure auf der Bank hatte. In dem Fall konnten wir auch keinen Beton anmischen.“ Andreé relativierte die Überlegenheit der Gastgeber etwas, denn er sah bei ihnen eine hundertprozentige Chancenverwertung. „Jeder Schuss ein Treffer“, so seine Sichtweise. „Das habe ich nun davon. Nach Berlin gefahren, den ganzen Tag rumgekriegt und dann noch 0:7 verloren.“ Am späten Abend war der Ärger aber wieder verflogen. Der glühende Anhänger des 1. FC Köln konnte den Nichtabstieg des Bundesligisten feiern. „Seit dem erstem Poster an der Wand bin ich Fan von Köln.“ Das letzte Wort zum Spiel hatte jedoch Andy Horn. Der verriet das finale Ziel der Langener in der Saison: „Wir wollen am letzten Spieltag in Lindow noch gewinnen.“

Traurige Wustrauer Fußballer mussten freudige Dabergotzer auf ihrem Platz ertragen. Verantwortlich waren sie jedoch höchst selbst. „In der ersten Halbzeit hätten wir locker höher führen müssen. Machst sogar noch zweites Tor nach der Pause, aber verlierst. Wir haben scheinbar wie Bayern gegen Barcelona das Flattern bekommen“, freut sich Vereinschef Ingo Lamprecht gleichzeitig auf das kommende Auswärtsspiel. „Zum Glück geht es jetzt nach Walsleben.“ Wustrau holte auf fremden Plätzen 15 Punkte. Auf dem heimischen Platz vier. Kleiner Nebenaspekt der 2:3-Niederlage gegen Dabergotz war, dass ausgerechnet der Ex-TSVer Daniel Seelmäcker zum TuS-Sieg traf. „Ihn haben wir also gut ausgebildet“, fand Lamprecht sogar in dem Punkt noch einen positiven Ansatz. Für einen Schmankerl sorgte Kevin Stielow, dessen Freistoßhammer neben dem Pfosten einschlug. Keeper Max Döbbelin war zwar die Sicht versperrt, aber „den hätte ich ohnehin wohl nicht gehalten“.

Aufrufe: 012.5.2015, 10:08 Uhr
MOZ.de / Stephan EllfeldtAutor