2024-05-02T16:12:49.858Z

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Manchmal gehört auch ein 0:9 dazu. Gegen den Bundesligisten SC Sand war auch für Melissa Ludewig (am Ball) wenig zu holen. F: Michael Matejka
Manchmal gehört auch ein 0:9 dazu. Gegen den Bundesligisten SC Sand war auch für Melissa Ludewig (am Ball) wenig zu holen. F: Michael Matejka

"Wuschl" führt die Club-Frauen durch dick und dünn

Melissa Ludewig spielt bereits seit zehn Jahren für den 1. FC Nürnberg, heuer will sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben

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Das 0:9 im DFB-Pokal am vergange­nen Sonntag zählt zu den höchsten Niederlagen von Melissa Ludewig. In der bald startenden Regionalliga-Sai­son will die Kapitänin der Club-Fuß­ballfrauen wenigstens mit dem Ab­stieg nichts mehr zu tun haben.
„Foul!“, ruft Melissa Ludewig über das Feld und grinst. Simone Grimm, ihre Mitspielerin, war gerade irgendwo im Niemandsland des Spiel­feldes über die eigenen Beine gestol­pert. Es stand aber schon 0:6. Die Sze­ne passte irgendwie zum Spiel - und wie soll man so eine deftige Pleite auch sonst nehmen, wenn nicht mit einer ordentlichen Portion Humor? Am Ende hatte die Schiedsrichterin beim Stand von 0:9 ein Einsehen und pfiff die einseitige DFB-Pokalpartie des 1. FC Nürnberg gegen den Erstli­gaaufsteiger SC Sand ab.

„Neun Gegentore in einem Spiel. Ich glaube so etwas habe ich noch gar nie miterlebt“, sagt die Nürnberger Spielführerin, die seit der U 15 alle Jugendmannschaften des FCN durch­laufen hat. „Es war zwar klar, dass es schwer wird, aber das ist schon ent­täuschend. Ich habe aber mal gerüch­teweise gehört, dass die dreimal am Tag trainieren - und wir trainieren dreimal die Woche. Da ist es dann schon klar, dass ein Unterschied zu sehen sein muss“, sagt die Linksver­teidigerin. Es war ein Zweiklassenun­terschied, noch dazu im ersten DFB-Pokalspiel für die Nürnbergerinnen seit zwölf Jahren.

Fast genauso lang ist es her, dass die Industriekauffrau für die Club-Frauen aufläuft. Vor zehn Jahren, mit 14, wechselte Ludewig vom SV Leerstetten an den Valznerweiher. „In meinem Heimatclub hatte ich ein­fach keine große Perspektive und ich bin schon eine ehrgeizige Spielerin“, sagt sie. Einst nahmen sie zwei Jungs aus dem Kindergarten mit zum Fuß­balltraining. Über eine Bezirksaus­wahl gelangte sie zum Club, wo sie gleich zu Beginn, in der Saison 2004/05, mit dem dritten Platz in der deutschen Meisterschaft der U 17-Juniorinnen ihren bisher größten Erfolg feierte.

„Absolute Musterspielerin“

Auch im Regionalligateam des FCN hat sich die 24-Jährige mittler­weile als Stammspielerin etabliert. „Meine damaligen Trainer Peter Wießmeier und Benjamin Uebel haben mich wohl als sehr zuverlässig eingestuft“, sagt Ludewig, die von Mitspielern und Fans nur „Wuschl“ gerufen wird. „Den Spitznamen habe ich schon seit meiner Zeit in Leerstet­ten. Eine Mitspielerin hat mir immer durch die Haare gewuschelt. Hier beim Club gab es dann anfangs zwei Melissas. Seitdem bin ich hier der Wuschl.“ Mittlerweile ist Ludewig wieder die einzige Melissa. Viele Spielerin­nen sind in ihrer Zeit beim Club gekommen und gegangen. Abseits des Feldes genießt sie auch deshalb ein hohes Ansehen: „Wir sind alle froh, so jemanden bei uns zu haben. Sie ist eine absolute Musterspielerin und wichtiges Vorbild beim FCN. Sie hat die richtige Einstellung zum Sport“, sagt Team-Manager Andreas Exner. „Außerdem spielt sie einfach einen klasse Außenverteidiger.“

Am 7. September kann sie dies dann mit ihrer Mannschaft auch gegen ihresgleichen wieder unter Beweis stellen; dann beginnt mit dem Heimspiel gegen Jahn Calden die Regionalliga-Saison. „Wir wollen die­ses Jahr im oberen Mittelfeld landen. Die Vorbereitungsspiele sind alle gut verlaufen und wir haben fünf, sechs Spielerinnen aus der U17 hochgezo­gen, die sich super integriert haben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden“, sagt Ludewig. Ein 0:9 jeden­falls dürfte es nicht geben. Hoffent­lich.

Aufrufe: 030.8.2014, 17:43 Uhr
Micha SchneiderAutor