„Neun Gegentore in einem Spiel. Ich glaube so etwas habe ich noch gar nie miterlebt“, sagt die Nürnberger Spielführerin, die seit der U 15 alle Jugendmannschaften des FCN durchlaufen hat. „Es war zwar klar, dass es schwer wird, aber das ist schon enttäuschend. Ich habe aber mal gerüchteweise gehört, dass die dreimal am Tag trainieren - und wir trainieren dreimal die Woche. Da ist es dann schon klar, dass ein Unterschied zu sehen sein muss“, sagt die Linksverteidigerin. Es war ein Zweiklassenunterschied, noch dazu im ersten DFB-Pokalspiel für die Nürnbergerinnen seit zwölf Jahren.
Fast genauso lang ist es her, dass die Industriekauffrau für die Club-Frauen aufläuft. Vor zehn Jahren, mit 14, wechselte Ludewig vom SV Leerstetten an den Valznerweiher. „In meinem Heimatclub hatte ich einfach keine große Perspektive und ich bin schon eine ehrgeizige Spielerin“, sagt sie. Einst nahmen sie zwei Jungs aus dem Kindergarten mit zum Fußballtraining. Über eine Bezirksauswahl gelangte sie zum Club, wo sie gleich zu Beginn, in der Saison 2004/05, mit dem dritten Platz in der deutschen Meisterschaft der U 17-Juniorinnen ihren bisher größten Erfolg feierte.
Auch im Regionalligateam des FCN hat sich die 24-Jährige mittlerweile als Stammspielerin etabliert. „Meine damaligen Trainer Peter Wießmeier und Benjamin Uebel haben mich wohl als sehr zuverlässig eingestuft“, sagt Ludewig, die von Mitspielern und Fans nur „Wuschl“ gerufen wird. „Den Spitznamen habe ich schon seit meiner Zeit in Leerstetten. Eine Mitspielerin hat mir immer durch die Haare gewuschelt. Hier beim Club gab es dann anfangs zwei Melissas. Seitdem bin ich hier der Wuschl.“ Mittlerweile ist Ludewig wieder die einzige Melissa. Viele Spielerinnen sind in ihrer Zeit beim Club gekommen und gegangen. Abseits des Feldes genießt sie auch deshalb ein hohes Ansehen: „Wir sind alle froh, so jemanden bei uns zu haben. Sie ist eine absolute Musterspielerin und wichtiges Vorbild beim FCN. Sie hat die richtige Einstellung zum Sport“, sagt Team-Manager Andreas Exner. „Außerdem spielt sie einfach einen klasse Außenverteidiger.“
Am 7. September kann sie dies dann mit ihrer Mannschaft auch gegen ihresgleichen wieder unter Beweis stellen; dann beginnt mit dem Heimspiel gegen Jahn Calden die Regionalliga-Saison. „Wir wollen dieses Jahr im oberen Mittelfeld landen. Die Vorbereitungsspiele sind alle gut verlaufen und wir haben fünf, sechs Spielerinnen aus der U17 hochgezogen, die sich super integriert haben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden“, sagt Ludewig. Ein 0:9 jedenfalls dürfte es nicht geben. Hoffentlich.