2024-04-19T07:32:36.736Z

Vereinsnachrichten

Woltersdorf mutiert zum Aufsteiger

Rückblick auf die Saison in der Ostbrandenburgliga / Mittelfeldplätze für das Trio aus der Eisenhüttenstädter Region

In der abgelaufenen Saison der Ostbrandenburgliga haben die drei Mannschaften aus der Eisenhüttenstädter Region nichts mit dem Ausgang der Meisterschaft zu tun gehabt. Den Titel holte der SV Woltersdorf, der in der Vorsaison noch um den Ligaverbleib bangen musste.

Das hätte wohl kaum einer gedacht: Noch vor Jahresfrist jubelte der SV 1919 Woltersdorf ganz ausgelassen über den Klassenerhalt in der Ostbrandenburgliga. Nun feiert die Mannschaft erneut – doch diesmal den Aufstieg in die Landesklasse.

18 Monate ist es her, dass die Fußballer des SVW sprichwörtlich am Boden lagen, weit abgeschlagen in der Liga. Doch dann packten sie ihr Kämpferherz aus, rauften sich als Team zusammen und schworen: Nicht mit uns. Sie spielten eine furiose Rückrunde und blieben in der Liga. Und während der damaligen Jubelfeier legten sie einen weiteren Schwur ab: Wir wollen mehr. Aufstieg hieß das Zauberwort.

Die Spieler glaubten fest daran, dass sie das Potenzial haben. Sommerpause wollten sie nicht, trafen sich zum Joggen rund um den Kalksee und absolvierten ein selbst auferlegtes Trainings-Programm. Zum Saisonauftakt fand Trainer Thomas Meyer ein fittes Team vor, das zudem hochmotiviert, diszipliniert und fleißig war. „Die Jungs haben es mir auch leicht gemacht“, gesteht er schmunzelnd. „Sie sind eine tolle Truppe, mit der wohl jeder gern arbeitet.“ Als Geheimnis des Erfolgs sieht er neben dem spielerischen Vermögen, das seine Mannschaft besitzt, vor allem Geduld im Spiel und taktische Disziplin.

Von Saisonbeginn an spielten die Woltersdorfer oben mit, waren an 25 von 30 Spieltagen Tabellenspitze und nie schlechter als Rang zwei. „Manchmal kam es mir unheimlich vor“, sagt der Trainer. „Die Mannschaft spielt auf solch hohem Level, das durchzuhalten ist schwer.“ Und richtig. Zum Ende der Hinrunde ging ein wenig die Puste aus. Doch der Vorsprung in der Liga war groß, so dass die Herbstmeisterschaft unangefochten blieb.

Nach der Winterpause legte das Team einen Traumstart hin, fegte alle Mitkonkurrenten um die Meisterschale vom Platz. Nach dem Sieg beim ärgsten Titelkonkurrenten, 1. FC Frankfurt II, nahm dann auch der Trainer erstmals den Traum von der Meisterschaft auf. „Da haben die Jungs so klasse gespielt, dass ich dachte: Wir können es wirklich schaffen.“ Nur einmal noch, am 23. Spieltag, gab Woltersdorf die Tabellenführung ab, weil es spielfrei war. 32 Punkte in der Hin-, 34 in der Rückrunde an 30 Spieltagen, 100 Tore, fairstes Team, den besten Torjäger, zu Hause ungeschlagen – so souverän war keiner in der Liga.

„Das war schon eine Traumsaison“, resümiert Thomas Meyer. „Ein ehrlicher Aufstieg aus eigener Kraft. Darauf sind wir stolz.“ Wie damals, 1993, als schon einmal eine Woltersdorfer Mannschaft in der Landesklasse spielte. Den Aufstieg von 2011 sieht er wie viele andere noch immer mit gemischten Gefühlen, weil da kaum Woltersdorf gespielt habe. Erst mit dem Abstieg 2013 hat der SVW wieder zu seinen Wurzeln gefunden und vor allem dem eigenen Nachwuchs eine Chance geboten, was sich heute auszahlt: Die Hälfte des Kaders ist 23 Jahre und jünger.

Am besten schnitt aus der Eisenhüttenstädter Region die SG Wiesenau 03 als Neunte ab. Dieser Platz ist aller Ehren wert, nachdem die Nulldreier in der Vorsaison als Landesklasse-Absteiger nur Elfter geworden waren und vor dieser Saison einige Abgänge zu verkraften hatten, unter anderem Torjäger Lars Fechner. Mittlerweile trauert niemand diesen Spielern nach. Schließlich steht eine recht junge Elf in den Startlöchern, die mittelfristig die Rückkehr in die Landesklasse anstrebt. Geformt wird sie vom B-Lizenz-Inhaber Ronny Stößer. Nach wie vor nicht verzichten kann er auf den Oberliga-erfahrenen Torjäger Martin Greiner. Der 32-Jährige traf in dieser Saison 21 Mal. Von den Jüngeren spielte der 23-jährige Innenverteidiger Kevin Bartusch eine herausragende Saison. „Angesichts des hohen Aufwandes durch den Verein sollte für Wiesenau der Anspruch mindestens Ostbrandenburgliga sein. Ich denke aber, Trainer Ronny Stößer ist so ehrgeizig, dass es auch wieder mal aufwärts gehen kann. Er bildet sich stetig weiter. In dieser Saison lief es besser als wir dachten“, erklärt Vorstandsmitglied Tobias Netzel.

Für Astoria Rießen als Landesklasse-Absteiger ging es in dieser Serie vorrangig darum, sich nach der verletzungsbedingt katastrophalen Vorsaison wieder als Mannschaft zu festigen. Nachdem die Astoria lange im Abstiegskampf steckte, befreite sie sich im Frühjahr aus der Abstiegsgefahr. Die meisten der vor Jahresfrist Verletzten stießen wieder zum Team. Trumpf der erfahrenen Mannschaft ist in erster Linie der große Zusammenhalt. Im Verein spielen immerhin sieben Brüder-Paare.

Immerhin auf Rang 13, das ist ebenfalls noch ein Nichtabstiegsrang, landete der EFC Stahl II. Während Wiesenau mit 25 Akteuren und Rießen mit 24 Spielern auskam, setzte der EFC II sage und schreibe 43 Aktive ein. Doch der Schein trügt. Oft bekamen die Eisenhüttenstädter nur mit großer Mühe eine spielfähige Elf zusammen, regelmäßig halfen A-Junioren und Alte Herren aus. Nach der Hinrunde war die EFC-Reserve Letzte, Steffen Westphal löste Jens Geiger als Trainer ab. Obwohl aufgrund der Fusion zum FC Eisenhüttenstadt intern schon lange feststand, dass die Mannschaft aufgelöst wird, kämpfte sie bis zuletzt sportlich um den Ligaverbleib. Das gelang mit einer in der Rückrunde gefestigten Abwehr.

Aufrufe: 01.7.2016, 13:47 Uhr
MOZ.de / Hagen Bernard und Marion ThomasAutor