2024-05-08T14:46:11.570Z

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"Wollte schon immer mal den Adler auf dem Trikot tragen"

Die 16-jährige Michelle Herrmann hat den Sprung in den Kader der 2. Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach geschafft - und läuft für die Deutsche U17-Nationalelf auf

Wenn Michelle Herrmann in einer ruhigen Minute das Jahr 2015 noch einmal an sich vorüberziehen lässt, dürfte sich mehr als nur ein wenig Zufriedenheit einstellen. Denn gleich zwei große Schritte sind ihr in diesem Jahr geglückt. Sie gehört zum Zweitliga-Kader bei Borussia Mönchengladbach - und sie trägt bei der U17-Nationalmannschaft den DFB-Adler auf dem Trikot.

Das einzige Problem, welches sich dabei einstellen könnte: Ruhige Minuten gibt es im Leben von Michelle Herrmann nur selten. Seit sie im Sommer die Vorbereitung der Ersten Frauen-Mannschaft des VfL mitmachte, gehört sie dort zum Kader, erzielte gleich in ihrem ersten Spiel gegen Frankfurt ihr erstes Zweitliga-Tor und kam recht regelmäßig zum Einsatz. Das hat natürlich seinen Preis. "Wir trainieren fünfmal in der Woche, dazu kommt dann noch das Spiel. Wenn man da parallel noch sein Abitur machen möchte, bleibt außer für gelegentliche Treffen mit Freunden nur wenig Zeit für andere Dinge. Manchmal will man, wenn man dann mal zu Hause ist, auch einfach gar nichts mehr machen", erzählt sie.

Es soll also nicht alles auf die Karte Fußball gesetzt werden, und das ist außerordentlich vernünftig, winken doch bei den Frauen später nicht ansatzweise so dicke Gehaltsschecks wie bei den männlichen Kollegen. Wer hier nicht für die Nationalelf kickt, wird vom Fußball kaum leben können. "Ich gehe in Wegberg auf das Gymnasium, werde da eigentlich auch sehr gut unterstützt. Denn es kommt immer mal wieder vor, dass ich mit der Nationalelf auf einem Lehrgang bin und Stoff verpasse", erklärt die 16-Jährige. Die meisten Lehrer sind dann sehr bemüht, beim Aufholen der Inhalte behilflich zu sein. "Wir bekommen auch beim DFB Unterricht, da werden neben den Inhalten, die von den Schulen angegeben werden, auch Naturwissenschaften und Sprache bearbeitet. Aber ich wollte schon immer mal den Adler auf dem Trikot tragen, da hängt man sich dann schon rein."

Fußball spielt aber nicht erst jetzt eine große Rolle in Michelle Herrmanns Leben. Mit drei Jahren begann sie beim SC Broich-Peel, wechselte dann in die F-Jugend des FC Wegberg-Beeck. Dort spielte sie dann bis vor zwei jahren mit den Jungs, bis sie letztlich zu Borussia Mönchengladbach wechselte. "Es sollte bei den Jungs schon so lange weitergehen wie möglich, weil man da mehr vom körperlichen Spiel mitbekommt", erzählt Herrmann. Als sie dann zu Borussias Mädchen wechselte, wusste sie, dass dies eine richtige Entscheidung gewesen war. "Da habe ich dann gleich von der Robustheit profitiert." Ein Umstand, der jetzt bei der Eingewöhnung in das Frauen-Team sicherlich ebenfalls nicht hinderlich war.

Helfen könnte ihr im Team von Mike Schmalenberg sicherlich auch ihre Flexibilität. "Mit Ausnahme der Abwehr kann ich eigentlich alles spielen. Auf der Sechs, aber auch auf der Zehn, dazu die Außenbahnen oder auch direkt vorne im Sturm", gibt sie selbstbewusst an. Zudem kann sie rechts wie links schießen, wobei der rechte schon der stärkere Fuß ist. Geht die Entwicklung so weiter, hat Michelle Herrmann eine klare Vorstellung, wo sie in zwei Jahren sein möchte. "Mein Ziel ist es, dann in der Ersten Liga Stammspielerin zu sein und hoffentlich auch beim DFB meinen Weg weiter zu gehen."

Das Ziel Erste Liga könnte sie vielleicht sogar noch schneller erreichen, denn Borussia ist als Aufsteiger in die Zweite Liga auf einem guten Weg, gleich zum Durchmarsch anzusetzen. Denn die Borussen bilden ein Spitzen-Trio gemeinsam mit den Zweitvertretungen von Hoffenheim und Bayern München, die ja beide nicht aufstiegsberechtigt sind. Ein weiterer ganz großer Traum könnte sich also 2016 schonmal erfüllen.

Aufrufe: 025.12.2015, 12:27 Uhr
Sascha KöppenAutor