2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Einfach ganz normal behandelt werden, so wie jeder andere auch – das wünscht sich Amateurfußballer Malte Warnholtz aus Wittlich. Foto: KNA
Einfach ganz normal behandelt werden, so wie jeder andere auch – das wünscht sich Amateurfußballer Malte Warnholtz aus Wittlich. Foto: KNA

Wittlicher Fußballer steht zu seiner Homosexualität

Verlinkte Inhalte

Homosexualität und Fußball: Seit dem Coming-out von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger steht das Thema im Fokus von Fans, Medien und Sportlern. Einer, der mit seiner Offenheit auch positive Erfahrungen gemacht hat, ist Malte Warnholtz. Er spielt für die SG Altrich-Wengerohr II in der Kreisliga.
Wittlich. An den 28. April 2012 kann sich Malte Warnholtz noch gut erinnern. An dem Tag war seine A-Jugend-Mannschaft kurz davor, die Meisterschaft zu verspielen. Doch in der letzten Minute erzielte sein Team das Tor zum Ausgleich - die Chance auf die Fußballkrone blieb erhalten. In der Umkleidekabine fragte ihn ein Mitspieler: "Sag mal, bist du eigentlich schwul? Ich hab auch kein Problem damit." Malte wiegelte ab: "Warum, stehst du auf mich?" Es war das letzte Mal, dass er seine sexuelle Identität verleugnete.
Malte Warnholtz ist ein 20-jähriger Azubi zum Industriekaufmann. Er hört die Toten Hosen, ist Fan von Eintracht Trier. Und vor allem spielt er leidenschaftlich gern Fußball. An jenem Aprilabend outete er sich, verriet seinen Eltern: Ich bin schwul. Seit Tagen hört er Sprüche wie: "Der Thomas Hitzlsperger, wäre der nichts für dich?" Rund um den früheren Nationalspieler, der mittlerweile offen zu seiner Homosexualität steht, entstand ein großer Medienrummel.

Vorurteile und Ängste


Malte lebt in Wittlich und spielt für die SG Altrich-Wengerohr II in der Kreisliga. Da läuft alles ein paar Nummern kleiner, doch das macht die Angelegenheit nicht weniger kompliziert. Denn egal ob Profi oder Hobbykicker: Obwohl Homosexualität in der Gesellschaft längst weitgehend akzeptiert wird, ist sie im "Männersport" Fußball noch immer mit Vorurteilen und Ängsten behaftet.
Die Vorbehalte gegenüber Homosexuellen beschäftigen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) seit einigen Jahren. Im Sommer verschickte der Verband eine 28-seitige Broschüre an die rund 26 000 Mitgliedsvereine. Darin heißt es, Lesben und Schwule würden "häufig ignoriert oder sogar offen abgelehnt".
Für Malte war es ein langes Ringen um seine sexuelle Identität. "Auf meiner katholischen Hauptschule gab es auch Schwule, aber die wurden verarscht", erinnert er sich. Vor Jahren besuchte der gebürtige Elmshorner ein Spiel des Hamburger SV, erlebte, wie Fans die Gegner als "Schwuchteln" beschimpften. Als Jugendlicher hatte er ein Date mit einem Mädchen, das ihm von einem unglücklichen Kumpel erzählte - einem schwulen Fußballer. "Sie erzählte mir, dass der Junge sich nicht outen kann, weil er sonst für die anderen gestorben wäre."

Nachdem Malte sich seinen Eltern und der Familie offenbart hatte, stand er vor dem Problem: Wie sage ich es den Mitspielern? Sein Team wurde Meister, Malte wurde 18 und wechselte in die Seniorenmannschaft. Im Winter 2012 stand eine Vereinsfahrt an. "Ich rief meinen Trainer an und sagte: ,Ich kann nicht mit!\', und erzählte ihm, dass ich schwul bin. Doch er sagte: ,Das ist doch kein Problem!\'" Dergestalt ermutigt, nahm Malte an dem Ausflug teil.

Heutzutage gibt es homosexuelle Fanclubs und Toleranzprogramme. Wer will, kann in eigenen lesbisch-schwulen Fußballteams spielen. Doch all das sind vor allem Phänomene der Großstädte.

Malte hatte Glück. Er blieb auch nach seinem Outing ein anerkannter Teil der Mannschaft. Hin und wieder muss er sich Anspielungen anhören, etwa, wenn ein Spieler dem anderen auf den Hintern klopft und dann sagt: "Na, Malte, das würdest du jetzt auch gern machen." Oder wenn im internen Chat jemand schreibt: "Die Bayern sind doch alle Schwuchteln" und schnell hinterherschiebt: "Pardon, Malte, das ist nichts gegen dich." Mit so etwas kann der 20-Jährige leben. Anstrengender sei eine Sache: "Überall ist man aufgrund seiner Sexualität der Sonderling. Aber ich will kein Sonderling sein." KNA-Mitarbeiter Michael Merten
Aufrufe: 017.1.2014, 20:35 Uhr
volksfreund.deAutor