2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Wir zahlen alles

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? Heinz Schneider (TuRU Düsseldorf), Christoph Peters (TSV Meerbusch) und Erol Ayar (FSV Duisburg) im großen Interview.

Herr Schneider, welche ist die beste Geschichte, die Sie über Schäng Löring kennen, den legendären Mäzen von Fortuna Köln?
Schneider Löring war Elektroinstallateur. Er trat immer gegen seine neuen Spieler im Fußballtennis an und hat dabei meistens gewonnen. Leid getan hat er mir am Ende, weil er vereinsamt und verarmt war. Er hatte so vielen Menschen geholfen und so viel Geld in seinen Klub investiert, und am Ende war ihm nichts geblieben.

Herr Ayar, welchen bekannten Mäzen finden Sie richtig gut?
Ayar Dietmar Hopp ist ein großes Vorbild für mich. Natürlich habe ich nicht so viel Geld wie er. Ich war aber vor ein paar Monaten bei ihm, habe mir die Platzanlage angeguckt. Von der Landesliga bis in die Bundesliga aufzusteigen – davor habe ich einen Riesenrespekt.

Warum sind Sie eigentlich bei dem Klub, bei dem Sie aktuell sind?
Ayar Ich habe früher selber für den Klub gespielt und bin immer wieder mal gefragt worden. Vor einem Jahr habe ich dann zugesagt. Ich bin einfach fußballverrückt, habe selbst jahrelang Fußball gespielt: mit dem DSV 04 in der Landes- und Verbandsliga. Der FSV Duisburg ist zuletzt leider mehrmals knapp am Aufstieg gescheitert, immer Zweiter oder Dritter geworden.

Herr Schneider, haben Sie auch mal selbst gespielt?
Schneider Ich habe mit 23 Jahren aufgehört, in der Bezirksliga zu spielen, weil ich mich selbständig gemacht habe. Dann bin ich nur noch fürs Französische Konsulat oder Firmenmannschaften aufgelaufen. Als ich als Sponsor zum DSV 04 gekommen bin, habe ich erstmal zwei Trainerscheine gemacht, auch in der Sportschule Hennef. Dann sind wir zweimal Zweiter geworden in der Kreisliga und aufgestiegen. Später waren wir auch in der Verbandsliga, aber ich bin dann irgendwann ausgestiegen.

Sie wechselten als Mäzen zu TuRU 80. Wie war die Situation damals?
Schneider Ich bin 1997 von der TuRU angesprochen worden, und dann verloren die erstmal ein Spiel nach dem anderen. Sie sind von der Verbands- in die Landesliga abgestiegen. Da sagten sie zu mir: Hier hast du den Schlüssel, wir haben kein Geld mehr, und jetzt kannst du das machen. Ich war dann kommissarisch 2. Vorsitzender, und ich habe einen Kassensturz gemacht.

Mit welchem Ergebnis?
Schneider Wir hatten 150.000 Mark Schulden. Dafür haben wir dann mit drei Personen gebürgt und mussten monatlich die Bürgschaftszinsen bezahlen.

Mit Ihrem Einstieg kam der sportliche Erfolg zur TuRU. Woran lag das?
Schneider Wir haben Georg Mewes als Trainer geholt und sind Zweiter geworden in der Landesliga. Da haben wir gegen Union Solingen sogar einmal vor 8000 Zuschauern gespielt. Dann waren wir in der Verbandsliga.

Als Trainer kamen nacheinander Demir Hotic, Vlatko Glavas und Frank Benatelli, alles Ex-Bundesliga-Profis. Wo steht TuRU in Ihrem zwanzigsten Jahr als Mäzen?
Schneider Es wäre schön, wenn wir wieder einmal aufsteigen würden. Wir haben schon dieses Jahr gedacht, dass es besser läuft. Schließlich haben wir vier gute Leute geholt. Der Fußball ist aber nicht zu berechnen.

Herr Ayar, Sie sind zweimal denkbar knapp gescheitert, in die Oberliga aufzusteigen. Wie sehr nervt das, dass man sich Erfolg offenbar doch nicht kaufen kann?
Ayar Das ist unser größtes Problem. Wir haben riesiges Potential, aber irgendwie klappt es nicht. Wir wollten dieses Jahr angreifen, aber wir sind schlecht gestartet. Ich mache das ehrenamtlich, aber natürlich will man Erfolg haben. Der ganze Sonntag ist versaut, wenn man verliert.

Warum lassen Sie sich den Sonntag dann immer wieder versauen?
Ayar Fußball kann zur Integration beitragen. Ich kam mit meinen Eltern aus ärmlichen Verhältnissen nach Deutschland und bin hier aufgewachsen. Ich habe dem Land viel zu verdanken. Soviel zur Motivation, warum ich diesen Job mache. Ich will eine Mannschaft haben, in der sich jeder wohlfühlt, Syrer, Italiener, Spanier. Und wir setzen dieses Jahr ganz stark auf die Jugend.

Kann man sich mit viel Geld in der Oberliga auch Siege kaufen?
Ayar Um gute Spieler zu holen, braucht man ein gewisses Kapital. Es ist leider so, dass in der Oberliga bereits Geld bezahlt wird. Es gibt nur noch wenige Spieler, die nur zum Spaß spielen. Wenn jemand woanders mehr geboten kriegt, geht er sofort weg. Es fängt schon in der Bezirksliga an.
Schneider Ich habe 19 Jahre lang den schweren Fehler gemacht, teure Spieler mit Erfahrung zu verpflichten, und das erst vor dieser Saison revidiert. Die Jugend ist die Zukunft.

Wie viel bekommen Ihre Spieler in der Saison 2016/17?
Schneider Im Moment verdient jeder bei uns 250 Euro. Der eine oder andere ist auch noch im Jugendbereich als Begleiter integriert und bekommt zusätzlich ein Übungsleitergehalt. Wenn man das addiert bei 25 Spielern, vier Trainern und einem Physio ist man bei einer enormen Summe.

Gibt es bei Ihnen auch noch eine Siegprämie?
Schneider Nein, bei uns nicht.
Ayar Bei uns gibt es Spieler, die verdienen pro Einsatz. Und es gibt welche, die genauso wie bei der TuRU bezahlt werden. Letztlich ist es wie im Profibereich. Wenn man vorne mitspielen möchte, dann braucht man zwei, drei Leistungsträger, die die Mannschaft nach vorne bringen. Sponsoren sind dafür das A und O.

Herr Schneider, wenn Sie einen Spieler unbedingt haben wollen, der aber nicht bereit ist, für 250 Euro zu spielen – wie kriegen Sie den trotzdem?
Schneider Das geht über eine Arbeitsstelle. In meiner Firma arbeiten inzwischen fünf Leute aus dem Kader der 1. Mannschaft.

Gibt es noch eine andere Möglichkeit?
Schneider Die einzige Alternative ist: eine Arbeitsstelle bei einem anderen Unternehmen.

Was ist mit Autos?
Schneider Gibt es bei uns nicht. Das haben wir hinter uns. Da durften wir bei der Steuerprüfung mal viel Geld nachzahlen.
Ayar Leider haben viele Fußballer keine Ausbildung. Bei uns machen die über eine Zeitarbeitsfirma einen Schein als Staplerfahrer oder Kranführer bei Thyssen. Es gibt viele bei uns, die sagen: Hauptsache, ich habe einen Job.
Peters (steigt ins Gespräch ein) Bei uns kriegen die Spieler einfach mehr Rabatt auf Klimaanlagen. (alle lachen)

Welchen Unterschied gibt es zwischen jüngeren und älteren Spielern?
Ayar Bei den jüngeren geht es viel mehr noch um Freundschaft und um den Verein in der Umgebung. Wenn aber jetzt Herr Schneider einem älteren 350 Euro bieten würde, könnte es gut sein, dass der zu ihm rübergeht.

Herr Peters, sind Sie sichschon mal mit TuRU ins Gehege gekommen?
Peters Bis jetzt nicht, aber wir wollten auch Berkay Öz verpflichten...
Schneider Ja, der ist bei uns gelandet.
Peters Der war fast schon bei uns.
Schneider War aber alles ganz sauber.
Peters Ja, ist alles gut. Wir machen es eh nochmal ganz anders als andere Vereine. Wir haben eine Faustformel. Wir nehmen keine Spieler, die weiter als 15 Minuten mit dem Auto wegwohnen. Wir würden keinen Spieler aus Velbert oder Solingen nehmen.
Schneider Das finde ich gut.
Ayar Gute Idee!

Wie regeln Sie das Finanzielle?
Peters Wir versuchen, andere Anreize zu schaffen. Wir sind im Vorstand sehr gut aufgestellt, fast schon zu komplex. Jeder Torwarthandschuh für 3,50 Euro läuft durch unsere Bücher. Und unser Aufsichtsrat aus zwölf, 13 Leuten schaut über alles drüber. Wenn ich mal sage: „Ich gleiche das aus“, geht das nicht so einfach.

Herr Schneider, das wäre nichts für Sie, oder?
Schneider Nein, das würde ich nicht machen.
Peters Bei mir glauben auch viele, dass ich der Alleinherrscher bin, aber ich will das ganz bewusst nicht. Natürlich hat mein Wort und das meines Vaters Gewicht, aber ich will den Verein gemeinsam führen. Sonst stehe ich eines Tages ganz alleine da.

Nervt es Sie wirklich nicht, wenn Sie mal ausgebremst werden?
Peters Manchmal ist es ganz gut, wenn jemand die Bremse tritt. Ich habe auch schon mal eine Nacht über etwas geschlafen und hinterher gesagt: War gut so.

Wo sind Sie eigentlich während des Spiels?
Schneider Wenn wir bei TuRU spielen, bin ich auf der Tribüne. Auswärts gehe ich auch schon mal rund um den Platz, aber sagen wir es mal so: Ich bin nicht derjenige, der sich von jedem anfassen lässt.
Ayar Wir sind ja Südländer, da ist das anders. Wenn ich die anderen Sponsoren als Präsident nicht begrüßen würde, wäre das eine Beleidigung. Ich begrüße also jeden. Eigentlich wollte ich gar nicht Präsident werden. Aber wenn man sich als Präsident vorstellen kann, kommen automatisch andere Sponsoren. Es gibt Unternehmer, für die sind 500, 1000 oder 2000 Euro kein Geld. Die erwarten dann aber auch ein persönliches Hallo.

Wie ist es um die Dankbarkeit bestellt?
Ayar Schwieriges Thema. Wenn alles gut läuft, sagt keiner etwas. Aber wenn es mal, wie gerade bei uns, nicht so läuft, vergessen viele, wo man herkommt. Nach drei Monaten waren wir kurz vor der Insolvenz, hatten 97.000 Euro Schulden bei der Stadt. Damals habe ich für 75.000 privat unterschrieben.

Was wäre die Alternative gewesen?
Ayar Wäre der Verein damals Pleite gegangen, hätte es geheißen: Kaum ist der Ayar gekommen, sind die kaputt gegangen. Wenn du Erfolg hast, stehen alle um dich herum, wenn nicht, bist du der Buhmann. Ich mache den Job als Präsident wirklich gerne, aber ich werde das Amt jetzt auch nicht die nächsten zehn Jahre ausüben.
Peters Ich könnte nie sagen: Ich möchte das nicht für ewig machen. Ich kann da doch gar nicht mehr raus. Und der Heinz Schneider auch nicht bei der TuRU.
Schneider Das stimmt, dafür bin ich zu lange dabei. Und dann noch dafür angepinkelt werden!
Peters Dankbarkeit muss man nicht erwarten.
Schneider Ich lasse mir von keinem etwas erzählen. Zum Thema TuRU kann mir keiner etwas erzählen. Keiner will außer mir Verantwortung übernehmen. Und von denen soll ich mir etwas erzählen lassen, wenn es mal nicht läuft? Kommt gar nicht in Frage.

Herr Peters, wo sind Sie jetzt während des Spiels?
Peters Ich bin eigentlich immer mit der Mannschaft zusammen, vom Treffpunkt an. Wir fahren zusammen hin, ich bin auch mit in der Kabine. Ich habe aber noch nie in den zwölf Jahren, in denen ich das jetzt mache, das große Wort geführt. Natürlich spreche ich dort auch mal mit jemandem, aber ich wirke nicht auf das Spiel ein. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man das nicht macht.
Schneider Doch, doch! Ich mache das schon mal...
Peters Bei uns ist das aber so! Robert Palikuca, unser aktueller Trainer, ist außerdem mein bester Freund. Wenn das Spiel läuft, will ich das in aller Ruhe beobachten und nicht mit jedem reden. Ich habe eine Zeit lang laut reingerufen, aber da hatte ich abends beim Tatort nur Kopfschmerzen. Inzwischen habe ich eingesehen, dass wir noch nie ein Spiel wegen eines Schiedsrichters gewonnen oder verloren haben.

Schreien Sie auch mal rein?
Ayar Ganz ehrlich: leider ja.
Schneider Ich motiviere die Spieler, wenn ich reinrufe.

Wie weit gehen Ihre Eingriffe?
Schneider Was ich mache, wenn es nicht läuft: Ich rede mit dem Trainer und ich gehe auch an die Mannschaft ran. Ich habe ein paar Schlagworte zur Motivation. Und dann lade ich die Spieler danach zum Essen ein. „Setzt Euch ein, sonst schmeckt das Essen hinterher nicht“, sind meine Worte. Oder: „Geht am Samstag mal um elf nach Hause und steht um neun Uhr auf, damit der Biorhythmus stimmt.“

Sind Sie in der WhatsApp-Gruppe Ihrer Mannschaft?
Schneider Nein, will ich auch gar nicht. Um Gottes Willen!

Und Sie, Herr Ayar und Herr Peters, sind Sie da drin?
(Ayar und Peters nicken.)

Legen Sie Ihren Urlaub nach dem Spielplan?
(Peters nickt.)
Ayar Ich leider auch.
Schneider Also, ich bin viermal im Jahr zwei Wochen weg.

Und wie verfolgen Sie die Spiele dann?
Schneider Ich habe mein Handy dabei, das geht europaweit. Und dann schaue ich da schon mal rein. Theoretisch kann es sein, dass ich zur Halbzeit meinen Freund Peter Biesenkamp anrufe.
Ayar Ich war diesmal leider die ersten drei Spiele verreist. Ich kam wieder, habe gesehen, dass es nicht läuft und habe – wie Herr Schneider – erstmal alle zum Essen eingeladen. Ich finde es wichtig, dass man sich in der Krise mit der Mannschaft an einen Tisch setzt, um herauszukriegen, was überhaupt los ist.

Sind das private Sorgen einiger Spieler oder gibt es Probleme mit dem Trainer? Was können Sie als Mäzen konkret tun?
Ayar Es ist wichtig, die jungen Spieler zu motivieren und ihnen die Nervosität zu nehmen. Und jetzt muss ich mal schauen, dass ich morgen noch zwei, drei neue Spieler kriege. (alle lachen) Ich brauche dringend einen Stürmer.

Wann müssen Sie den nächsten Trainer entlassen?
Ayar Gestern hatten wir Vorstandssitzung und alle acht, außer mir, haben sich gegen den Trainer ausgesprochen. Vier Spiele, ein Punkt – dass das nicht ausreicht, ist klar. Es ist halt so, dass ich bei uns das letzte Wort habe. Ich habe vergangene Nacht auch nicht gut geschlafen, aber ich habe mich gegen den Vorstand entschieden. Ich bin überzeugt von unserem Trainer und habe mich nochmal mit ihm hingesetzt.
Peters Wer ist denn bei Euch gerade Trainer?
Ayar Günter Abel.
Peters Ach, der Günter, ja, der ist gut.
Ayar Wir hatten letzte Woche gegen Buchholz sechs, sieben hundertprozentige Chancen, die kann der Trainer nicht reinmachen. Manchmal funktioniert das einfach nicht. Ob es dann der richtige Weg ist, alles auf den Trainer zu schieben, davon bin ich nicht überzeugt. Seitdem ich beim FSV bin, habe ich zwei Trainer entlassen. (Anmerkung der Redaktion: Trainer Günter Abel musste beim FSV Duisburg einen Spieltag später gehen, nach einem 0:2 gegen Rot-Weiß Oberhausen II.)

Herr Schneider, wissen Sie noch, wie viele Trainer Sie entlassen mussten?
Schneider Ich möchte mich da gar nicht mehr dran erinnern.

Sie haben mal fast die komplette Mannschaft von Union Solingen geholt inklusive Trainer.
Schneider Mit Frank Zilles arbeite ich bereits im achten Jahr zusammen. Das ist die längste Beziehung, die ich zu einem Trainer habe. Nur mit Heinz Häusgen beim DSV 04 war es ähnlich, da waren es sieben Jahre.

Wie laufen Trainerentlassungen bei Ihnen ab?
Schneider Benatelli kam von sich aus zu mir und sagte: „Heinz, ich seh schon, was hier läuft. Ich höre selbst auf.“ Hotic mussten wir leider freistellen, der guckt mich heute nicht mehr an. Er hat mich sogar noch verklagt, wollte 100.000 Mark von mir haben, ich hätte ihm das mal versprochen. Der Gesetzgeber fragte: Haben Sie einen Deckel, den Herr Schneider unterschrieben hat? Hatte er natürlich nicht... Und dann war da noch Glavas, mein Freund. Ich habe zu ihm gesagt: „Tut mir schrecklich leid, ich kann nicht mehr hinter Dir stehen.“ Wir sind trotzdem Freunde geblieben.

Gibt es noch Bierdeckelverträge?
Schneider Bei mir nicht.

Herr Peters, haben Sie einen offiziellen Vertrag mit Ihrem Freund Palikuca?
Peters Ja, klar. Er ist Angestellter des Vereins, Arbeitnehmer, das erkläre ich ihm auch ab und zu. Wir haben in Meerbusch keine große Fluktuation. „Pali“ ist jetzt auch schon seit sechs Jahren im Verein, seit 2014 Trainer. Vorher hat uns Wolfgang Jeschke von der Kreisliga B in die Verbandsliga geführt. Ich habe dann seinen Co-Trainer Martin Stach mit erst 28 Jahren zum Cheftrainer gemacht – das war mal eine Idee von mir, die schief gegangen ist.

Mal unter uns Pastorentöchtern: Wie viel tun Sie in der aktuellen Saison dazu?
Schneider Kein Kommentar.

Eher vier-, fünf- oder sechsstellig?
Peters Man ist schon mit einer großen Summe dabei. Es ist ja auch ein Netzwerk. Ich habe Lieferanten und Ingenieurbüros, die sagen: Wir unterstützen dich. So haben wir einige sehr gute Partnerverträge, die der Klub sonst nicht hätte. Wir haben extra vor Jahren einen Förderverein gegründet.

Mal Butter bei die Fische: Was tun Sie konkret rein?
Peters Wenn mal ein Haushaltsdefizit ist, bin ich schnell mit zehn, zwanzig dabei. Als Unternehmen darf man vier Promille von seiner Brutto-Lohnsumme plus vier Promille vom Umsatz spenden. Wenn ich mir unsere Bilanz anschaue, weiß ich sofort, wie viel wir beisteuern können. Und gehen Sie mal davon aus, dass wir diesen Rahmen voll ausschöpfen. Den Rest bringe ich zu Fortuna Düsseldorf.
Schneider Man muss heute auch aufpassen. Die Finanzbehörden lassen Bayern München, den VfL Wolfsburg und Bayer 04 Leverkusen super leben, egal was das Unternehmen, das dahinter steht, bezahlt. Bei mir hat man gesagt, das sei mein persönliches Hobby und die Sache drei Jahre bei der Steuerprüfung liegen lassen. Ich hatte schon richtige Angst, was dabei herauskommen würde. Am Ende musste ich 25.000 Euro nachzahlen.
Peters Wir werden mit unserer Firma als Großunternehmen bewertet, auch wenn wir verglichen mit Bayer ein relativ kleiner Fisch sind. Dann kommen die Steuerprüfer tatsächlich mit Zeitungsausschnitten an. Einer hatte mal einen Ordner, in dem unser Transfer von Axel Lawarée dokumentiert wurde. Wir haben aber nichts zu befürchten, weil bei uns noch nie ein Euro schwarz bezahlt wurde.

Früher gab es die Treffen auf dem Parkplatz nach dem Spiel und auch mal einen „Hunni“ extra. Wie sieht das heute aus?
Schneider Vergessen Sie das. Ich werde mich doch nicht wegen 100 Euro ins Unrecht setzen.

Glauben Sie, dass es woanders noch vorkommt?
Schneider Was andere machen, interessiert mich nicht. Bei uns läuft alles bargeldlos.
Peters Die Spieler, die zu uns kommen, wundern sich immer, dass sie plötzlich eine monatliche DATEV-Abrechnung bekommen.

Ihre Möglichkeiten, einen anderen Verein finanziell auszustechen, sind also beschränkt?
Peters Es ist vor allem auch unglaublich zeitintensiv. Wir sprachen ja schon von Berkay Öz, der 2. türkische Liga gespielt hat. Ich habe mich mit dem Spieler in Essen getroffen, bei ihm auf der Couch gesessen, ihm einen Job angeboten – er ist dann aber trotzdem bei der TuRU gelandet.
Schneider Ja, er kriegt bei uns 350 Euro im Monat, ohne Job. Sein Spielerberater ist mein Freund. Und dann ist er in der Saisonvorbereitung erstmal 14 Tage in den Urlaub gefahren. Das wussten wir leider nicht, als er unterschrieben hat.
Peters Was ich auch bemerkt habe: Spieler, die in der Landesliga für 300 im Monat spielen würden, kommen inzwischen auch für 200 zu uns, weil wir in der Oberliga sind. Ich glaube, dass wir da aktuell eine gute Einheit zusammen haben.

Was müssen die Spieler im Gegenzug für Ihre Zahlung aushalten?
Peters In der Kabine klopfe ich ihnen auf die Schulter, habe aber auch das Recht, ihnen mit Anlauf in den Hintern zu treten. So funktioniert Fußball. Wenn die Kabinentür zu ist, kann ich auch Kritik üben.
Schneider Ich übe grundsätzlich keine Kritik, ich haue die Spieler nicht in die Pfanne. Aber wenn ein Verteidiger nach einer Gelb-Roten Karte provozierend vom Platz geht oder den Ball immer nur nach hinten spielt, sage ich das dem Trainer natürlich.
Peters Das könnte ich beim Palikuca gar nicht machen, der würde mich rausschmeißen.
Schneider Ich habe ja auch selbst zwei Trainerscheine. Ich sehe die Fehler, mische mich aber nie während des Spiels ein, immer erst anschließend.

Wo liegen die Grenzen für einen Sponsor? Ist das okay, wenn man sich selbst einwechselt wie Lakis beim KFC Uerdingen?
Ayar Nein, das würde ich nie machen. Es ist vielleicht auch ein Fehler, wenn man den Fußballern zu nahe kommt. Man meint das natürlich gut, aber der Respekt geht vielleicht etwas verloren. Ich versuche, mich aktuell etwas zu distanzieren. Zuspruch brauchen nur die jüngeren Spieler, die umsonst für uns spielen, um in der Landesliga kicken zu können.

Was sind Ihre großen sportlichen Ziele?
Ayar Ich wünsche mir, dass wir irgendwann in der Regionalliga spielen, weil wir das Potential haben.

Wie groß kann der FSV Duisburg werden?
Ayar Wir haben eine große Chance, alleine in Duisburg leben fast 100.000 Migranten, davon 80.000 Türken. Wenn man dann noch Oberhausen und Mülheim/ Ruhr dazu nimmt, sprechen wir von einem Ballungsgebiet mit weit über 100.000. Ich bin allerdings der Meinung, dass man keine rein türkischen oder rein italienischen Vereine aufbauen sollte. Das passt nicht zum Fußball.

Der aktuelle Zustand?
Ayar Wir haben noch nicht einmal ein Klubheim, wir sitzen in Containern. Und da regnet es links und rechts rein. 38 Mannschaften spielen auf einem Kunstrasen. Wir waren zuletzt bei der Stadt Duisburg und haben gefragt, wie sie uns auf dem Weg in die Regionalliga unterstützen kann. Die Antwort war: Das ist nicht unser Problem.

Herr Peters, Ihr TSV Meerbusch ist im Sommer 2015 entstanden aus einer Fusion der Vereine ASV Lank und TuS Bösinghoven. Mit dem Ziel aufzusteigen.
Peters Das ist schon ein Ziel von mir – und auch vom Gesamtverein. Man muss sehen, dass ich vor zehn Jahren mit einer Herrenmannschaft in der Kreisliga B und drei Jugendmannschaften angefangen habe. Inzwischen haben wir 32 Mannschaften und 2700 zahlende Mitglieder. Die DFB-Auflagen für die Regionalliga sind aber brutal.

Ihre Lösung?
Peters Es gibt im ganzen Rheinkreis Neuss keine Sportanlage, die regionalligatauglich ist. Wir haben jetzt eine riesige Baufläche gefunden und wollen in den nächsten sieben bis zehn Jahren etwas bauen. Ich hoffe, ich kann das dann noch mitgestalten.

Herr Schneider, Sie wollten doch auch in die Regionalliga?
Schneider Bei mir können Sie es vergessen. Wir müssten nach jetzigem Stand alle Hochsicherheitsspiele im Flinger Broich austragen. Dort können wir aber nichts verdienen. Eigentlich hatte uns die Stadt Düsseldorf mal ein regionalligataugliches Stadion versprochen. Leider wurde diese Zusage erst kürzlich zurückgezogen.
Aufrufe: 025.10.2016, 14:01 Uhr
Christian Kurth und Thorsten SchaarAutor