2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Franz Wunderlich (M.) mit Sohn Mike (r.) und Timo Röttger nach dem Gewinn des Mittelrheinpokals.
Franz Wunderlich (M.) mit Sohn Mike (r.) und Timo Röttger nach dem Gewinn des Mittelrheinpokals.

"Wir werden künftig wachsamer sein"

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Viktoria-Sportvorstand Franz Wunderlich spricht im Interview über die Erfahrungen mit Ex-Trainer Claus-Dieter Wollitz, die gerade zu Ende gegangen Saison und die Pläne für die Zukunft. Das Gespräch führte Oliver Löer.

Herr Wunderlich, Platz drei in der Fußball-Regionalliga, Gewinn des Mittelrheinpokals und Einzug in die erste DFB-Pokal-Hauptrunde. War es aus Ihrer Sicht eine erfolgreiche Saison für den FC Viktoria Köln?

Unter dem Strich mit Sicherheit, vor allem aufgrund der hervorragenden Rückrunde. Wir haben uns in diesem Jahr von zwei Gesichtern gezeigt, sind am Ende aber definitiv nicht unzufrieden.

Aus dem Traum „Meisterschaft” und „Aufstieg” ist aber erneut nichts geworden.

Dafür liegen die Gründe auf der Hand: Im Herbst haben wir acht Spiele in Folge nicht gewonnen. Das waren einfach zu viele Punkte, die wir da liegengelassen haben.

Für die Misere in der Hinrunde zeichnete der damalige Trainer Claus-Dieter Wollitz im Wesentlichen verantwortlich. Hätte sich der Verein früher von ihm trennen müssen?

Es wäre nicht gerecht und völlig stillos, wenn ich diese Frage nun mit „Ja” beantworten würde. Natürlich gibt es nicht wenige, die sagen: „Man hätte Pele doch früher freistellen sollen”. Mir persönlich missfällt eine solche Form der Vergangenheitsbewältigung aber zutiefst. Und noch eins: Wir haben trotz der vielen nicht gewonnenen Spiele damals wahrhaftig nicht immer schlecht gespielt.

Wie beurteilen Sie die „Ära Wollitz” im Nachhinein? Was hätte besser laufen können?

Zunächst einmal bin ich der festen Überzeugung, dass er erfahren genug ist, um zu analysieren, was bis zum Winter ordentlich und was nicht so gut gelaufen ist. Ihn wird es ja selbst am allermeisten ärgern, dass er seine großen Ziele nicht verwirklichen konnte. Vielleicht hat er mit seiner einnehmenden Art und seinem unglaublichen Ehrgeiz dem ein oder anderen Spieler ein Schuss Lockerheit genommen.

Claus-Dieter Wollitz durfte sich in seiner Amtszeit ausleben, wie kaum ein anderer Trainer zuvor. Ihm wurde fast jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Hätte der FC Viktoria nicht vorsichtiger sein müssen?

Eindeutiges Ja. Herr Wernze (Viktoria-Mäzen, die Red.) und ich sind in dieser Hinsicht völlig konform und würden solche Dinge zukünftig auch nicht mehr in diesem Umfang zulassen. Und zwar bei keinem Trainer. Grundsätzlich versuchen wir aber schon, die Wünsche eines Trainers zu erfüllen und zu berücksichtigen.

Nico Pellatz und Markus Brzenska haben Verträge über gleich dreieinhalb Jahre abgeschlossen. Warum?

Man muss schon bedenken, dass wir diese Spieler Anfang des Jahres 2014 aus bestehenden Verträgen geholt und darüber hinaus noch unter Druck in der Winterpause verpflichtet haben. Aber Sie haben recht: Wir werden künftig wachsamer sein und uns bei Vertragsabschlüssen nicht mehr so blauäugig verhalten.

Nicht weniger als 16 Spielern des Kaders wurde mitgeteilt, dass der Verein nicht mehr mit ihnen plant. Geht die Viktoria mit einem solchen Umbruch nicht ein hohes Risiko ein?

Dass eine solche Umwälzung eine gewisse Gefahr birgt, ist uns allen klar. Mit unserem neuen Trainer Tomasz Kaczmarek haben wir aber nun einmal eine neue Zeit und auch eine veränderte Philosophie eingeläutet. Wir möchten einen anderen Weg gehen mit Fußballern, die jünger sind und ein anderes Profil haben.

Wie fällt Ihr Zwischenzeugnis zur Arbeit von Tomasz Kaczmarek aus?

Tomek hat unser Vertrauen nicht nur zu hundert, sondern zu tausend Prozent erfüllt. Wobei ich schon sagen muss, dass ich nach dem ersten Spiel damals in Rödinghausen (1:1, die Red.) etwas skeptisch und vor allem enttäuscht von der Mannschaft war. Da fehlte das letzte Feuer. Aber dann wurde es ja zum Glück richtig gut.

Der Kontrakt Ihres Trainers endet im Juni 2016. Wann wird er verlängert?

Ich hoffe und wünsche mir, dass wir noch sehr lange mit ihm arbeiten. Seine Art, wie er sich gibt, ist absolut begeisternd und mit seinem Elan nimmt er uns jeden Tag aufs Neue mit. Wenn wir gut in die Saison kommen, werden wir uns mit Sicherheit zeitnah zusammensetzen und miteinander sprechen.

In diesem Jahr feiert Viktoria Köln seinen 111-jährigen Geburtstag. Wird es eine große Feier geben?

Auf jeden Fall. Eigentlich wollten wir aus diesem Anlass im Juli gegen den 1. FC Köln spielen. Leider haben sie uns abgesagt. Irgendwie scheinen wir kein gutes Standing beim FC zu haben — warum auch immer. Gehen Sie aber davon aus, dass wir voraussichtlich am 11. Juli gegen einen namhaften Bundesligisten antreten werden.

Aufrufe: 031.5.2015, 20:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Das Gespräch führte OliverAutor