2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Kapitän und Identifikationsfigur: Das Wort von Max Putz hat in Hankofen Gewicht. F: Hofer
Kapitän und Identifikationsfigur: Das Wort von Max Putz hat in Hankofen Gewicht. F: Hofer

»Wir waren in einer absoluten Scheißsituation«

Jahresinterview SpVgg Hankofen - Teil 2: Mit Teammanager Richard Maierhofer, Trainer Vitus Nagorny und Kapitän Max Putz

Im zweiten Teil des großen Hankofen-Jahresrückblicks beleuchten wir die Lage in Hankofen nach den plötzlichen Abgängen von Sebastian Pleintinger und Udo Tolksdorf, besprechen wie die SpVgg den Umschwung geschafft hat und werfen einen Blick darauf, wie sich die Rückkehr von zwei Spielerpersönlichkeiten auf das Teamgefüge ausgewirkt hat.
FuPa: Vitus, wie ist es dir als Trainer nach dem schlechten Saisonstart gelungen, den Schalter umzulegen? Welche Maßnahmen hast du ergriffen?
Vitus Nagorny (37): Wir sind so unaufgeregt wie möglich an die Sache herangegangen und intern haben wir versucht, ruhig zu bleiben. Selbstverständlich waren wir alle mit der Lage unzufrieden, aber es war am wichtigsten Ruhe zu bewahren. Wir haben es trotz der Negativserie geschaftt, der Mannschaft Selbstvertrauen einzuimpfen. Die Köpfe der Spieler gingen nie nach unten. Wir waren in einigen Spielen sehr, sehr nahe dran und wussten, dass wir eigentlich nur das eine Erfolgserlebnis benötigen würden, um wieder in die Spur zu kommen. Gegen Landsberg, die zu dem Zeitpunkt ja Tabellenführer waren, hat`s dann endlich geklappt. Das hat uns Selbstvertrauen zurückgegeben.

Mit den sehr kurzfristigen Abgängen von Sebastian Pleintinger und Udo Tolksdorf Ende August zum TSV Bogen spitzte sich die personelle Situation noch einmal zu. Wie bist du als Kapitän damit umgegangen?
Max Putz (26): Es war natürlich am Anfang schon komisch. Wir waren in einer absoluten Scheißsituation als Tabellenletzter und dann verlassen uns auch noch zwei gestandene Bayernliga-Spieler. Das tut einem Verein wie Hankofen weh, da brauchen wir nicht drum rum reden. Wir haben innerhalb der Mannschaft Gespräche geführt und haben uns gesagt, wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen die Köpfe hängen und alles den Bach runtergehen, oder wir reißen uns zusammen und mischen jetzt endlich mit. Weil das Zeug dazu haben wir. Wastl und Udo haben die Entscheidung für sich so getroffen, das ist zu akzeptieren. Und von meiner Seite ist da auch nichts hängengeblieben. Ich habe auch weiterhin Kontakt mit den Beiden. Sie machen ihr Ding, wir machen unseres. Damit ist das Thema für mich auch erledigt.

Dann kam endlich der befreiende und langersehnte erste Sieg - und nicht gegen irgendwen: Ihr habt den damaligen Tabellenführer aus Landsberg verdient mit 3:1 wieder nach Hause geschickt. War das die Initialzündung? Nach dem Motto: Hoppla, wir können ja sogar den Spitzenreiter schlagen.
Max Putz: Man merkte gleich nach dem Spiel in der Kabine, dass von jedem ein richtiger Rucksack abgefallen ist. Landsberg war ja nicht zufällig Tabellenführer, die haben richtig gute Kicker in ihren Reihen. Aber wir haben gesehen, dass wir mit unseren Mitteln dagegenhalten können. Dadurch ging ein richtiger Ruck durch die Mannschaft. Und das hat sich im darauffolgenden Heimspiel bestätigt: Wir hatten den absoluten Aufstiegsfavoriten aus Garching zu Gast und haben das Spiel mit 1:0 für uns entschieden. Das war dann letztendlich für uns der Knackpunkt: Wir können auch enge Spiele gegen Topteams für uns entscheiden. Von da an hat die Mannschaft wieder an sich geglaubt.

Reif und Schedlbauer zurück: »Luggi und Schedl sind für uns enorm wichtige Spieler.«

Ein weiterer wichtiger Mosaikstein, damit es wieder läuft, war die Nachverpflichtung von Christian Spengler von der SpVgg Niederaichbach. Der 23-Jährige hat voll eingeschlagen und zur Winterpause bereits zehn Treffer auf dem Konto. Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Vitus Nagorny: Wir haben im August die ersten Spiele eingehend analysiert und haben durchdiskutiert, wer uns denn aus dem niederbayerischen Umfeld unmittelbar helfen könnte. Da ist dann relativ schnell der Name Spengler gefallen. Man hat im Training sofort gesehen, was Chris kann. Er hat die nötige Statur, die Erfahrung und die Ausbildung. Und solche Spieler gibt`s halt nicht so viele in der Umgebung, deshalb sind wir wie gesagt schnell auf ihn gekommen. Im Nachhinein hat er sich glücklicherweise als die erhoffte Verstärkung entpuppt. Er hilft uns enorm, aber wir haben erst die Hälfte der Strecke hinter uns.

Mit Lukas Reif und Chris Schedlbauer kehrten gegen Ende der Vorrunde zwei eminent wichtige Spielerpersönlichkeiten zurück. Kann man den Aufschwung auch an den beiden festmachen?
Max Putz
: Klar. Luggi und Schedl sind für uns enorm wichtige Spieler. Sie wissen beide, was in der Bayernliga für Tugenden gefragt sind, damit wir als SpVgg Hankofen bestehen können. Wer Luggi schon mal am Trainingsplatz erlebt hat, der weiß, was das für ein Typ ist. (schmunzelt) Man hat das gleich im Training gemerkt, es war noch mehr Zug drin, es war laut, es wurde gesprochen. Die beiden sprechen Fehler offen an und solche positive Typen brauchst du eben in dieser Klasse. Vor allem vom Charakter her sind sie sehr wichtig für das Gefüge.

Was muss in der Wintervorbereitung anders laufen, damit Hankofen nicht wieder in den Startlöchern hängen bleibt?
Vitus Nagorny: Für mich wird es jetzt ein wenig einfacher. Ich habe jetzt jeden Gegner gesehen und kann somit gezielter trainieren lassen. In der Sommervorbereitung war noch vieles neu für mich und ich musste mich aufs Hörensagen verlassen. Jetzt habe ich meine eigenen Erfahrungswerte sammeln können. Ich bin froh, dass die Herbstrunde rum ist und jetzt dementsprechend trainieren kann. Allzu viel werde ich aber nicht verändern.

Kader: Drei sind weg, aber Neuzugänge sind schwierig zu bekommen.

Bayernliga-Fußball ist ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich. Wie sieht das Konzept der SpVgg aus, um langfristig Bayernliga in Hankofen möglich zu machen?
Richard Maierhofer (44): Es ist nach wie vor so, dass wir von der Firma Sturm toll unterstützt werden. Wir haben auch in letzter Zeit einige neue Sponsoren hinzugewinnen können. Wir müssen in Sachen Sponsoring aber immer am Ball bleiben, um uns hier noch breiter aufzustellen. Natürlich ist es so, dass die Spieler in der Bayernliga einen bestimmten Betrag bekommen. Wir als Verein müssen für die passenden Rahmenbedingungen sorgen. Da sind wir momentan auf einem guten Weg.

Und da ist es wahrscheinlich hilfreich, wenn, wie im Moment, im Verein wieder eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht nach den positiven Ergebnissen zum Schluss raus.
Richard Maierhofer: Ja das merkt man schon. Es ist immer einfacher Sponsoren zu gewinnen, wenn du Spiele gewinnst und positiv dastehst, als wie wenn du am Tabellenende klebst und interne Querelen die Schlagzeilen dominieren.

Drei Akteure haben sich verabschiedet. Wie sieht`s ansonsten personell bei der SpVgg aus, tut sich noch was im Winter?
Richard Maierhofer: Mit den Billalli-Brüdern und Markus Biersack haben wir drei Abgänge zu verzeichnen. Sie waren mit ihren Einsatzzeiten nicht zufrieden und haben uns deshalb verlassen. Wir haben ihnen keine Steine in den Weg gelegt, denn wenn einer nicht mit ganzem Herzen bei uns dabei ist, macht es keinen Sinn. Der Kader schrumpft dadurch und wir müssen Spieler aus der zweiten Mannschaft nach oben ziehen, um auch beim Training ordentlich arbeiten zu können. Im Winter ist es immer schwierig, Neuzugänge an Land zu ziehen, die uns qualitativ weiterbringen. Wichtig wird sein, dass die Spieler, die da sind, zu 100 Prozent hinter unserer Sache stehen. Man hat zu Saisonbeginn gesehen wie es ist, wenn welche dagegenarbeiten. Dann hast du nämlich ein großes Problem in der Mannschaft.


Das Interview führten Mathias Willmerdinger und Sebastian Ziegert.












Aufrufe: 018.1.2016, 13:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor