2024-05-02T16:12:49.858Z

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"Wir verkaufen den Verein nicht"

SpVgg Bayreuth: Kontroversen um Spielort Weismain

Am Ende wurde es emotional. Wolfgang Gruber, der Vorstandsvorsitzende des Nord-Bayernligisten SpVgg Bayreuth, sah sich zu einem Plädoyer für Bayreuth veranlasst. Und der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Mathias Fleischmann, versicherte dem kritischen Teil der Altstadt-Mitglieder: „Wir verkaufen den Verein nicht nach Weismain. Wir bleiben Herr im eigenen Haus.“

Die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH, die Namensänderung in SpVgg Oberfranken Bayreuth 1921, die Rolle der neuen Sponsoren und die Frage, wie viele Heimspiele künftig nicht mehr in Bayreuth, sondern in Weismain ausgetragen werden – all das war Thema bei einer Informationsveranstaltung, zu der das Führungsteam der Altstadt die Mitglieder in den Bechersaal geladen hatte. Nur allzu gerne hätten die Spielvereinigung-Getreuen dabei eine klare Antwort auf eine einfache Frage bekommen: Wie oft spielt die Mannschaft künftig auswärts zu Hause, wie oft tritt man künftig also in Weismain an?

Nach vier Jahren Insolvenzbewältigung und Wiederaufbau mag die Altstadt-Führungsspitze nicht mehr kleinklein in der wirtschaftlich schwierigen und sportlich nicht immer attraktiven Bayernliga spielen. 200 000 Euro kostet die erste Mannschaft derzeit pro Saison, und das ist nach Fleischmanns Worten bei einem Team mit vielen jungen Spielern nicht mal viel. Nur ein Viertel des Budgets lässt sich über die spärlichen Zuschauereinnahmen decken.

Für die SpVgg-Offiziellen ist die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine eigene Gesellschaft mit beschränkter Haftung in mehrfacher Hinsicht der richtige Schritt. Der Verein sei das Risiko seines teuersten Teams los, ohne dass er die Entscheidungsgewalt aus der Hand gebe. Laut Fleischmann sollen 60 Prozent der GmbH-Anteile beim Hauptverein bleiben. 40 Prozent gehen an die Sponsoren, namentlich also an die Weismain Waldstadion KG, hinter der Unternehmer Alois Dechant und seine Söhne stehen, sowie an Franz Stegner, der mit seinem Unternehmen zuletzt Namenssponsor der Stechert-Arena in Bamberg war. Neben Dechant und Stegner sollen im Beirat der GmbH die Altstadt-Bosse Gruber und Fleischmann sowie mit Diplom-Kaufmann Gerald Weinrich ein ehemaliger Spieler vertreten sein. Was Fleischmann mehrfach betonte: Der Beirat berät die Gesellschafter, er entscheidet nicht. Damit sei klar, wer auch in Zukunft das Sagen bei der SpVgg hat. Der Verein selbst.

Zu schön, um wahr zu sein? Angesichts einer jährlich sechsstelligen Summe, die die neuen Sponsoren in den kommenden drei Jahren an die Altstadt überweisen, stellen kritische Mitglieder genau diese Frage. Ihnen ist klar: Kein Sponsoring ohne Gegenleistung. Und sie wissen: Alois Dechant sucht seit geraumer Zeit einen Verein, der sein Stadion in Weismain nutzt. Immer wieder hatte Dechant in der Vergangenheit laut über einen FC Oberfranken nachgedacht. Nicht eben beruhigend für einen Altstadt-Fan, zumal auch der neue Name SpVgg Oberfranken Bayreuth 1921 künftig im Zusammenhang mit der ersten Mannschaft im Vordergrund stehen soll. So bleibt für eine Fraktion der SpVgg-Mitglieder die entscheidende Frage: Wie viele Spiele finden künftig im Weismainer Waldstadion, gut 40 Kilometer von Bayreuth entfernt, statt?

Eine konkrete Zahl nannte Fleischmann nicht. „Mit einer solchen Festlegung würden wir uns keinen Gefallen tun.“ Bayreuth bleibt Hauptspielort, das sei klar geregelt. Mehr noch: „Wir werden weniger als die Hälfte unserer Heimspiele in Weismain austragen.“ Das Weismainer Stadion biete allerdings auch Perspektiven. Zum Beispiel diese: Vereine, die in der Bayernliga deutlich mehr Zuschauer anziehen, als das der Altstadt gelingt, verfügen über Flutlicht und tragen ihre Heimspiele am Freitagabend aus. Das wäre in Weismain möglich, in Bayreuth nicht – auch nicht in absehbarer Zukunft. Im HaWaWi-Stadion tut sich den Worten der Vereinsoffiziellen nach nichts, was das Fußballspielen attraktiver machen würde. Und der Streit um einen Hartplatz auf der Jakobshöhe, auf dem die Altstadt einen Kunstrasenplatz anlegen möchte und für den die Stadt mit dieser Änderung eine fünfstellige Jahrespacht haben möchte, ist nach wie vor nicht ausgestanden. Der Clinch zwischen Verein und Stadt – auch der bereitet den Mitgliedern, die ihren Verein aus Bayreuth wegdriften sehen, einige Sorgen. „Niemand will sich von der Stadt entfernen“, beruhigt Fleischmann. Aber es brauche alsbald ein Signal aus dem Rathaus, dass die Stadt Interesse an der SpVgg habe. Übrigens: Zwistigkeiten mit der Verwaltung seien kein ausschließliches Altstadt-Problem. „Die Basketballer und die Eishockey-Jungs können davon auch ein Lied singen.“

Jetzt aber steht erst einmal die GmbH-Gründung im Vordergrund. Die neue Gesellschaft braucht, wenn die Mitglieder sie bei der Hauptversammlung am 8. Mai absegnen sollten, einen Geschäftsführer. Der soll den Kreis der Sponsoren in den kommenden drei Jahren erweitern. Mittelfristig soll sich das Budget der ersten Mannschaft verdoppeln, sagt Fleischmann. Und vielleicht ist in der Folgezeit ja auch mal ein Etat zwischen 800 000 und einer Million Euro drin. So viel Geld wird nötig sein, um eine Chance auf die 3. Liga zu haben. Für den Geschäftsführerposten gibt es bereits Kandidaten. Alle mit Bezug zur Altstadt. Keiner aus Weismain.

Mit Spannung warten die Altstadt-Anhänger auf die Hauptversammlung am 8. Mai. Wie es ausgeht, wagt keiner zu prognostizieren. „Sagt uns konkret, was ihr wollt, und die Leute im Verein folgen Euch“, sagte bei der Informationsveranstaltung einer der Altstadt-Anhänger. „Lasst uns im Ungewissen und die Sache wackelt.“

Aufrufe: 016.4.2013, 08:30 Uhr
Frank Schmälzle / NKAutor