2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview
F: FuPa Paderborn
F: FuPa Paderborn

"Wir sind immer noch ein kleines Licht"

Jugendobmann Alexander Fenske und sein Stellvertreter Christoph Kaletta sowie Jugendtrainer Thorsten Kraut stehen Rede und Antwort zur Situation der Jugendabteilung der Spvg. 20 Brakel

Herr Fenske, seit März sind Sie Jugendobmann der Spvg. Brakel. Was hat Sie angetrieben, diesen arbeitsintensiven Job zu übernommen?

Alexander Fenske: Ich wollte schon immer etwas im Verein machen. Dann kam aber noch mein vierjähriges Masterstudium dazwischen, das aber seit September 2015 abgeschlossen ist. Als dann Neuwahlen anstanden und ich gefragt wurde, habe ich ja gesagt. Hierbei liegt es mir besonders am Herzen, dass alle Jugendmannschaften die gleiche Wertschätzung erfahren.

Warum haben Sie Ja gesagt?

Fenske: Unser Sohn Marvin spielt in der B-Jugend im Tor, da ist man als Vater schon mit viel Engagement dabei. Zudem habe ich mit Christoph Kaletta und Martin Böhmer zwei hervorragende Stellvertreter gefunden. Wir teilen die Arbeit gut unter uns auf. Christoph kümmert sich hauptsächlich um die älteren Jugendmannschaften und Martin übernimmt alles was hinter den Kulissen stattfindet, die ganze Organisation. Er ist ein echter Glücksgriff. Und auch das restliche Jugendvorstandsteam unterstützt mich bestens.

Trotzdem bleibt bei 19 Jugendmannschaften noch viel Arbeit übrig. Wie groß ist der Aufwand?

Fenske: Sehr groß. Ich bin froh, dass ich die zwei Stellvertreter habe. In Stunden kann man das gar nicht ausdrücken, aber der zeitliche Aufwand ist für die Trainer sämtlicher Mannschaften ja nicht anders. Da muss man viel Herzblut für den Fußball und den Verein mitbringen.

Sie kennen die Spvg. Brakel ja von klein auf. Damals hat Adolf Muhr manchmal in Gummistiefeln das Training geleitet und Spieler mit dem roten Bulli zum Training und Spiel abgeholt. Was hat sich seitdem alles geändert?

Fenske: Es hat sich sowohl im Fußballerischen als auch im Organisatorischen sehr viel geändert. Das Jugendtraining ist heute deutlich professioneller geworden und der Anspruch des DFB an die Trainerlizenzen ist auch gewachsen. Früher hatten wir nur den "roten Bomber", sonst sind viele Eltern gefahren. Jetzt sind an einem Wochenende bis zu vier Bullis im Einsatz.

Bei 19 Mannschaften und nur zwei Sportplätzen stellt sich das Platzproblem. Gibt es da eine Lösung?

Christoph Kaletta: Entlastung haben wir auch bekommen, weil der TuS Hembsen mit uns im F-Jugendbereich eine JSG gegründet hat - die Initiative kam von Hembsen. Darüber sind wir sehr froh und die Kinder haben da gute Bedingungen.

Die Landesliga- und Bezirksligateams hatten am Wochenende die letzten Spiele in diesem Jahr. Wie fällt die Zwischenbilanz aus?

Fenske: Es war noch einmal ein prägendes Wochenende. Aber man darf nicht vergessen: In der Landesliga sind wir immer noch ein kleines Licht - mit Clubs wie Theesen, Hamm oder Rödinghausen können wir uns nicht vergleichen. Die A-Jugend hat in der letzten Minute beim Spitzenreiter den Ausgleich kassiert, schade! Jetzt stehen sie auf dem drittletzten Platz. Wir hätten uns ein paar Punkte mehr erhofft, aber es war auch sehr viel Pech dabei. Dass es eng wird in der ausgeglichenen Liga, war klar. Mit dem Trainerteam Maik Schmitz und Christopher Struck sind wir aber total zufrieden - das passt.

Wie sieht es mit der B-Jugend in der Landesliga aus?

Fenske: Die B hatte totales Verletzungspech, zum Teil sogar schwere Verletzungen. Das hat uns ein paar Punkte gekostet. Aber die Mannschaft hat einen super Kampfgeist gezeigt - der Sieg am Sonntag war wichtig. Um den Klassenerhalt mache ich mir aber keine Sorgen.

Bei der C-Jugend in der Landesliga lief es nicht so gut.

Fenske: Nach drei Niederlagen hat die C jetzt gewonnen, das gibt Auftrieb. Mit dem Trainingsfleiß und der Motivation der Kids sind wir sehr zufrieden, ebenso mit der Arbeit von Trainer Thorsten Kraut.

Die C2-Jugend in der Bezirksliga hat bisher überrascht.

Fenske: Absolut. Es gab Startprobleme, weil der überwiegende Teil D1-Spieler war. Die mussten sich erst an die C-Jugend gewöhnen. Friederike Rauchmann macht als Trainerin einen guten Job und findet die richtigen Worte.

Wie fällt das Resümee bei der D-Jugend in der Bezirksliga aus?

Fenske: Das Trainerteam Steffen Kordisch und Rudi Hake machen wirklich gute Arbeit. Mit Steffen haben wir einen sehr positiven Charakter an uns binden können. Gemeinsam finden sie eine gesunde Mischung im Umgang mit den Spielern - mal etwas strenger zu sein und dann locker zu lassen. Die D-Jugend ist der Türöffner für die Kids in den überkreislichen Fußball. Das erste halbe Jahr ist immer etwas schwerer, weil auch viele aus der E-Jugend kommen. Aber jetzt läuft?s schon viel besser und wir sind guter Hoffnung für die Rückserie.

Wie schwer ist es das Niveau zu halten?

Thorsten Kraut: Bisher ist es die schlechteste Saison, die wir mit unseren überkreislichen Mannschaften spielen, alle stehen zurzeit im unteren Drittel. Daran sieht man ja wie schwer es ist. Der Klassenerhalt ist unser Ziel in allen Altersklassen.

Fenske: Wir trainieren wie in der Kreisliga von der Anzahl der Einheiten, weil es anders nicht machbar ist. Unsere Trainer würden gerne auch drei- oder viermal trainieren pro Woche wie Thesen oder Hamm. Aber trotzdem spielen wir in der Landesliga mit drei Mannschaften, das spricht auch für die Trainer.

Und wie schwer ist es neue Spieler zu finden?

Fenske: Die Spieler müssen das wollen, sie müssen bereit für den höheren Aufwand sein, sonst macht es keinen Sinn. Wir haben ja teilweise schon ganz tolle Entwicklungen gesehen, viele Spieler haben uns überrascht. Aber wenn alle im Kreis Höxter das Kirchturmdenken behalten und keine Spieler abgeben wollen, dann ist das Niveau auf Dauer nicht möglich. Dazu kommt, dass auch wir ja jedes Jahr Abgänge zu noch höher spielenden Vereinen haben.

Brakels Jugendarbeit bekommt viel Lob, aber auch Kritik. Brakel wird oft vorgeworfen, sich am Stützpunkt zu bedienen.

Kaletta: Wenn ich so etwas höre, werde ich echt sauer. Dass wir über den Stützpunkt Spieler gewinnen, sehe ich anders. Wenn ich ein interessierter Trainer bin, dann fahre ich da mal hin und schaue mir die Entwicklung der Kinder beim Stützpunkttraining an. Das würde ich auch machen, wenn der Stützpunkt in Steinheim oder Höxter wäre.

Kraut: Wir haben sogar mehr Kinder zum Stützpunkt gebracht, als von dort geholt. Aber es wäre fahrlässig, wenn wir die Talente nicht anschauen würden.

Fenske: Wir von der Spvg. Brakel stehen dem Stützpunkt sehr positiv gegenüber, wir ziehen aber daraus nicht unsere Spieler - das stimmt so nicht. Ich versuche auch keine Kinder zu überreden - ich möchte immer das Beste für die Kinder.

Dass mit Thorsten Kraut nur ein Trainer die B- und C-Jugend in der Landesliga trainiert, war nicht die Ideallösung. Jetzt wurden die Pesa-Brüder geholt.

Fenske: Thorsten war jederzeit in die Planung involviert und freut sich über die Unterstützung. Mit Marcel und Nicola Pesa haben wir zwei absolut ehrgeizige, lernwillige Trainer bekommen, die zudem auch noch sehr jung sind - auch menschlich passen sie bei uns rein. Sie sollen bis zum Sommer bei der C-Jugend, in dem Bereich haben wir 50 Kinder, mitarbeiten, dann die B1-Jugend übernehmen. Clubs wie Theesen oder Lippstadt haben alle Trainerteams, darauf müssen wir auch hinarbeiten.

Kraut: Je stärker wir im Team sind desto besser. Beide bringen ein gutes Klima mit. Zudem gibt es im Kreis Höxter nur sehr wenige Trainer, die den Aufwand betreiben wollen.

Apropos Aufwand. Haben alle Jugendtrainer die nötigen Lizenzen?

Fenske: Einige haben die B-Lizenz schon, aber im Sommer werden alle Jugendtrainer die Lizenzen haben, sie sind alle dafür angemeldet. Maik Schmitz will zum Beispiel noch die DFB-Elite-Lizenz machen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Senioren?

Kaletta: Gut, die Trainer der ersten und zweiten Mannschaft und auch der A-Jugend sprechen sich oft ab. Grundsätzlich musste ja auch was mit der zweiten Mannschaft passieren, ein Unterbau für die Landesliga ist wichtig. Mit einer B-Ligatruppe geht das auf Dauer nicht. Für das sportliche sind alle Trainer zuständig, da halten wir uns als Vorstand raus - das gilt auch für alle Jugendmannschaften, auch für die zweiten oder dritten Teams in den Kreisligen. Die haben bei uns ebenso eine hohe Wertschätzung wie die Landesligamannschaften.

Das Interview führte Uwe Müller

Aufrufe: 024.12.2016, 14:16 Uhr
Uwe MüllerAutor