2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview der Woche
Viel Grund zur Freude: Heidenheims Trainer Frank Schmidt (re.), Kapitän Marc Schnatterer. Foto: Baumann
Viel Grund zur Freude: Heidenheims Trainer Frank Schmidt (re.), Kapitän Marc Schnatterer. Foto: Baumann

"Wir sind ein mutiger Verein"

Frank Schmidt im Gespräch

Der Neuling steht auf Platz sechs und genießt die Rolle des sympathischen Außenseiters. ,"Ich möchte den 1. FC Heidenheim in der zweiten Liga etablieren", sagt Trainer Frank Schmidt, der auch das Interesse an Mittelfeldspieler Besar Halimi von Drittligist Stuttgarter Kickers einräumt.
Herr Schmidt, 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg, 5:0 gegen den VfL Bochum. Jetzt kommt der nächste Fußball-Traditionsclub . . . Frank Schmidt: . . . und wer glaubt, dieser Algorithmus setzt sich fort, begeht einen groben Fehler.
Also kein 7:0? Schmidt: Haha, Nürnberg hatte damals viele Probleme, und so ein Spiel wie gegen Bochum gelingt uns einmal im Jahr. Da haben wir unsere Grenzen übertroffen.
Glauben Sie nicht an den fünften Heimsieg im sechsten Spiel? Schmidt: Ich glaube immer an meine Mannschaft. Doch wir lassen uns nicht blenden. Ohne dass ich bremsen will: Es wird auch eine Phase kommen, in der es nicht so gut läuft. Dass wir am zehnten Spieltag mit einem Sieg den Tabellenzweiten Kaiserslautern überholen können, ist eine kleine Sensation.
Die Optimisten träumen vom Durchmarsch. Schmidt: Also mir hat das noch keiner gesagt. Auch ich bin immer Optimist, aber auch Realist. Bis zum Spiel gegen Bochum war vieles normal. Danach waren plötzlich fünfmal so viele Nachrichten auf meinem Handy als sonst. Deutschlandweit hat die Berichterstattung enorm zugenommen. Damit muss man klarkommen. Das habe ich intern angesprochen. Wir vergessen garantiert nicht, wo wir herkommen. Wenn einer die Nase zu hoch hat, bekommt er ein Problem.
Ihr Nachbar VfR Aalen hat sich nach dem Aufstieg 2012 auch gut entwickelt. Wenn es um die Rolle als sympathischer Außenseiter geht, ist fast nur vom FCH die Rede. Warum? Schmidt: Ich kann nicht die Antwort für den VfR Aalen geben. Wir in Heidenheim haben für uns die Nische entdeckt, bodenständig zu sein und den familiären Charakter zu wahren. Wir verstecken uns nicht, beziehen die Stadt, die Menschen mit ein. Das sorgt für Akzeptanz und Aufmerksamkeit. Und: Wir sind ein mutiger Verein.
Weshalb? Schmidt: Weil wir nach dem Aufstieg keine neuen Führungsspieler verpflichtet haben. Wir haben Marc Schnatterer oder Matthias Wittek noch mehr Verantwortung gegeben, um zu wachsen. Dieser Weg birgt auch Risiken.
Ihr Vertrag beim 1. FC Heidenheim läuft bis 2020. Was wollen bis dahin erreichen? Schmidt: Als ich 2011 bis 2015 verlängert habe, war das Ziel klar: zweite Liga. Jetzt sage ich nicht: Bis 2020 ist die erste Liga Pflicht. Zwar werde ich mich nie vom Kopf her beschränken, und vielleicht gebe ich in einem Jahr eine andere Antwort: Aber für mich geht es darum, den FCH in der zweiten Liga zu etablieren.
Sie sind in Heidenheim geboren, in der Region aufgewachsen. Ist es ein Vorteil, die Mentalität der Menschen zu kennen? Schmidt: In unserer Vereinshymne heißt es, wir bruddeln uns von Sieg zu Sieg. Da ich die Mentalität kenne, kann ich mir mehr herausnehmen. Wenn ein Spieler, der alles gibt, von den Zuschauern zu kritisch gesehen wird, erlaube ich mir, dies öffentlich anzusprechen.
Ihr Scout Erol Sabanov schaute zuletzt regelmäßig die Spiele der Stuttgarter Kickers an. Wollen Sie Besar Halimi verpflichten? Schmidt: Er ist ein Spieler vor unserer Haustür und hat in dieser Saison gezeigt, dass er den Unterschied ausmachen kann. Da muss man ein Auge drauf haben, was noch lange nicht heißt, dass es zu einem Abschluss kommt.
Sie waren zuletzt zum Feiern auf dem Wasen zu Gast. Wie oft kommen Sie in der neuen Saison mit dem FCH zu Punktspielen nach Stuttgart? Schmidt: Das ist eine fiese Frage. Also, Armin Veh war mein Trainer bei der SpVgg Greuther Fürth, er schafft den Klassenverbleib mit dem VfB. Gegen ein schönes Derby gegen die Kickers in der zweiten Liga hätten wir nichts einzuwenden.
Aufrufe: 015.10.2014, 16:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Jürgen FreyAutor