2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview
Holger Drever im frisch renovierten Vereinsheim
Holger Drever im frisch renovierten Vereinsheim

"Wir setzen uns keinen Thorsten Legat auf die Bank"

Holger Drever, 1. Vorsitzender bei DJK/VfL Giesenkirchen, im FuPa-Interview

Die DJK/VfL Giesenkirchen steht als Aufsteiger auf dem zweiten Platz der Bezirksliga. Wir sprachen mit dem 1. Vorsitzenden Holger Drever über die Besonderheiten des Vereins, die Aufstiegschancen und die Diskussionen um den Trainer.

Herr Drever, spricht man mit Spielern und Angehörigen des Vereins, wird häufig von einem sehr angenehmen Umfeld gesprochen. Was macht die DJK/VfL Giesenkirchen ihrer Meinung nach aus?

Ich glaube, das Besondere ist, dass wir gar nicht so besonders sein wollen. Bei uns herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Alle gehen offen und ehrlich miteinander um. Hier fließen zwar keine großen Gelder, aber wir versuchen ein positives Umfeld zu schaffen, Die Spieler sollen sich bei uns wohlfühlen und dafür investieren wir dann auch schonmal etwas in einen Mannschaftsabend oder in die Ausrüstung. So sind zum Beispiel alle mit einem kompletten Trainingsoutfit ausgestattet. Das neue Vereinsheim und der Kunstrasenplatz, der bald kommen wird, machen das Ganze natürlich auch angenehmer. Dafür geben wir lieber Geld aus, als dass wir uns beispielsweise einen Thorsten Legat auf die Trainerbank setzen.

Die erste Mannschaft steht als Aufsteiger auf dem zweiten Platz der Bezirksliga - punktgleich mit dem Ersten. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Das ist natürlich für alle eine große Überraschung, aber auch so eine Überraschung kommt nicht aus heiterem Himmel. Der Vorstand, das Trainerteam und die Spieler haben in den letzten Jahren einfach gute Arbeit geleistet, hier ist ein richtiges Team entstanden. Viele Vereine der Liga sind - was die individuelle Klasse angeht - besser aufgestellt als wir, aber die Mannschaft legt einfach einen unbändigen Willen an den Tag. Ich kann da wirklich nur den Teamgeist loben. Wie die Jungs sich Woche für Woche reinhängen, imponiert mir schon sehr. Wenn wir uns mit neuen Spielern verstärken, achten wir auch auf den Charakter. Ein potenzieller Neuzugang sollte uns durch Einstellung und Ehrgeiz überzeugen und nicht nach möglichen Prämien fragen. Ist dies der Fall, wird man sich in Giesenkirchen wohlfühlen, das kann ich garantieren.

Ist der Aufstieg in dieser Saison das Ziel?

Wenn ich jetzt sage, dass wir das nicht wollen, wäre ich kein guter Vorsitzender. Einfach nur um die Goldene Ananas spielen wir nicht. Aber als Aufsteiger wäre es total vermessen zu sagen, dass der erneute Aufstieg das Ziel sein muss. Wenn wir uns sportlich dafür qualifizieren, nehmen wir den Aufstieg natürlich an. Aber hier steht keiner unter Druck, die Jungs können ganz befreit aufspielen. Wenn wir unter den ersten drei landen, wäre das schon ein Riesenerfolg. Doch falls wir dann am Saisonende die Chance haben, dann wollen wir sie natürlich ergreifen.

Wird der Landesliga-Aufstieg denn zumindest langfristig angestrebt?

Ja, das ist das Ziel für die kommenden ein bis zwei Jahre. Wir wollen uns stetig verbessern. So rasant wie in den vergangenen Jahren, nachdem wir den Verein komplett neu aufgebaut haben, kann es natürlich nicht immer weitergehen. Wir sehen das realistisch und total entspannt.

Wie stehen denn die Chancen, dass es bereits in diesem Jahr klappt?

Auf der einen Seite spricht da der Realist in mir: Zurzeit läuft alles total glatt und da wäre es ganz normal, wenn irgendwann ein kleiner Einbruch kommt. Auf der anderen Seite lasse ich mich da aber natürlich gerne eines Besseren belehren. Ich denke die Chancen stehen nicht allzu schlecht, wenn man bedenkt, dass es der Tabellenzweite vielleicht noch über die Relegation schaffen könnte. Wir brauchen uns zumindest nicht zu verstecken.

Der einzige Aspekt, der das Stimmungsbild zurzeit etwas trübt, ist die Diskussion um den Trainer. Daniel Saleh hört zum Saisonende auf. Was sind die Gründe für die Trennung?

Zuerst einmal will ich daran erinnern, dass wir eigentlich vor hatten, mit ihm über die Saison hinaus zu arbeiten. Der Erfolg und die Arbeit gibt dem Trainer Recht. Aber natürlich gibt es hier und da auch schonmal Punkte, in denen man sich nicht einig ist, aber solche Reibereien bringen einen Verein auch voran. Dazu gehörte auch, dass die zeitlichen Möglichkeiten des jetzigen Trainers nicht mehr so vorhanden waren. Letztendlich gab es dann ein, zwei Punkte, in denen man sich nicht einig war. Uns wurde dann vom Trainer mitgeteilt, dass er seine Arbeit nicht mehr über den Sommer hinaus fortsetzen will. Vielleicht hatte der Trainer das Gefühl, dass die Vertrauensbasis nicht mehr zu 100 Prozent da war, aber da muss ich sagen: Wenn die nicht da gewesen wäre, hätten wir dann vor wenigen Monaten mit ihm verlängert? Möglicherweise wurde da im Vorfeld auch einfach zu wenig miteinander kommuniziert. Diese Meinungsverschiedenheiten hätte man auch in einem klärenden Gespräch beseitigen können, was ich mir vielleicht auch ein wenig ankreiden muss.

Ist der Abgang von Daniel Saleh ein herber Verlust?

Wir hatten und haben immer noch ein gutes Verhältnis. Ich schätze seine Arbeit und das, was er hier in den jetzt fast drei Jahren geleistet hat, sehr. Diese Zeit lasse ich mir von keinem kaputt reden, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber wir haben akzeptiert, dass sich die Wege im Sommer trennen. Beide Seiten können sich ins Gesicht schauen und ich wünsche Daniel nicht nur hier noch den bestmöglichen Erfolg, sondern auch für die kommenden Aufgaben. Ein neuer Trainer kann vielleicht auch von Vorteil sein und neuen Schwung reinbringen. Die Entwicklung unserer Spieler ist noch nicht am Ende.

Die Gerüchteküche um den Nachfolger brodelt. Die Namen Frank Mitschkowski und Markus Lehnen, der im Sommer beim SV Lürrip aufhört, machen die Runde.

Natürlich führen wir Gespräche. Wir wollen einen Trainer, bei dem es sportlich sowie menschlich passt und der hier 100 Prozent bei der Sache ist. Wir haben auch einen klaren Kandidaten ins Auge gefasst, was zunächst nicht umsetzbar war, jetzt aber hoffentlich bald zu einer Einigung führen wird. Die von Ihnen genannten Namen kann ich dabei allerdings ausschließen. Zudem wird uns Erhan Kuralay ab Sommer im Trainerteam unterstützen, worüber ich mich persönlich sehr freue.

Aufrufe: 022.3.2017, 17:34 Uhr
Niklas HeibAutor