2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview der Woche
Janek Ripplinger spielt mit dem TSV Schott Mainz eine starke Runde. "Dass die Regionalliga jetzt in greifbarer Nähe ist, hätte ich mir so nicht träumen lassen", sagt der 26-Jährige im FuPa-Interview der Woche. Foto: hbz/Kristina Schäfer
Janek Ripplinger spielt mit dem TSV Schott Mainz eine starke Runde. "Dass die Regionalliga jetzt in greifbarer Nähe ist, hätte ich mir so nicht träumen lassen", sagt der 26-Jährige im FuPa-Interview der Woche. Foto: hbz/Kristina Schäfer

"Wir schielen alle Richtung Regionalliga"

Janek Ripplinger von Schott Mainz spricht im FuPa-Interview der Woche über seinen persönlichen Weg, die aktuell hervorragende Torquote und den Hunger auf Erfolg

Mainz. Das Pflichtspieljahr 2017 beginnt im hiesigen Amateurfußball mit einem echten Knaller: Am Mittwoch, 19.30 Uhr, trifft Oberliga-Spitzenreiter TSV Schott Mainz im Derby auf den SV Gonsenheim. Die Blicke werden sich im Duell der Stadtteilrivalen auch wieder auf Janek Ripplinger richten. Der Neuzugang von Rheinlandligist SG Mülheim-Kärlich steht gemeinsam mit Fabian Poß vom FV Diefflen an der Spitze der Torjägerliste. Der 26-Jährige gibt im „Interview der Woche“ Auskunft, wie es zu dem speziellen Spieltermin kam, wie er den Weg zum TSV gefunden hatte und wie es um die Regionalliga-Perspektiven steht.

Wie ist die Vorbereitung aus Deiner Sicht verlaufen?

Wir haben eine solide Vorbereitung gespielt mit dem Highlight gegen Dortmund II, wo wir nur knapp unterlegen waren und gesehen haben, dass wir gegen einen guten Regionalligisten mithalten können. Die letzten, schlechten Ergebnisse waren den vielen Wechseln geschuldet. Das soll den positiven Eindruck aber nicht trüben.

Wie bewertest Du Euren Fitnessstand gegenüber dem Saisonstart im Sommer?

Im Sommer haben wir bereits einen guten Fitnessstand erhalten und es geschafft, diesen über den Winter zu retten. Ich denke, wir sind jetzt noch fitter als im Sommer. Wir haben noch mehr Wert auf die Bauch-Rumpf-Stabilität gelegt und auch auf die Grundlagenausdauer.

Ich habt schon sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten. Ist also noch eine weitere Steigerung zu erwarten?

Unsere Ziel ist es, den positiven Trend aus der Hinrunde mitzunehmen, die Spiele genauso ernst anzugehen und unsere Leistung zu bestätigen. Es wird schwierig, noch einen drauf zu setzen. Wir müssen einfach konstanter spielen.

Was ist das Erfolgsrezept Eurer Mannschaft?

Ich würde sagen, die Unbekümmertheit und dass sich jeder weiterentwickeln möchte. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die hungrig auf Erfolg ist.

Du bist aus der Rheinlandliga gekommen, spielst gerade deine erste Oberliga-Saison und hast direkt 22 Tore in 19 Spielen geschossen. Hättest Du Dir vorstellen können, dass es direkt so gut läuft?

Nein, das hätte ich mir so nicht vorstellen können. Ich wollte einfach so viel Spielzeit wie möglich bekommen. Ich wurde vom Team und dem Trainerteam gut aufgenommen und, wie die anderen Neuzugänge auch, sehr gut integriert. Das Umfeld passt einfach.

Du hast in Mülheim-Kärlich gespielt und vergangene Saison in der Rheinlandliga 35 Tore geschossen. Bis dahin hatte man Dich im Mainzer Fußball nicht so wirklich auf dem Radar. Wie kam es zu dem Wechsel?

Ich hatte geplant, in die Oberliga zu wechseln, um den nächsten Schritt zu machen. Torsten Schmidt, der Trainer des FC Karbach, hatte mir gesagt, dass er den neuen Trainer vom TSV Schott kennt. Sascha kam, um mich zu beobachten, und hatte zum Glück das Spiel gegen Morbach gesehen, in dem ich drei Tore gemacht habe.

Und jetzt hängst Du mit dem TSV Karbach im Titelrennen ab. Möglich, dass Torsten Schmidt seinen Ratschlag schon bereut hat... Woher kennt ihr euch?

(lacht) Das kann gut sein. Ich bin Torsten sehr dankbar dafür, dass er so uneigennützig im Sinne des Spielers gehandelt hat. Wir hatten mit Mülheim-Kärlich in der Rheinlandliga öfter gegen Karbach gespielt.

Jetzt hast Du in der Oberliga eine Torquote, mit der man schon Richtung Regionalliga schielen kann...

Wir schielen ja in der Mannschaft alle Richtung Regionalliga. Wenn man so eine gute Runde spielt, hat man auch Lust, höher zu kommen.

Wie präsent ist das Thema Aufstieg in der Mannschaft? Es ist ja noch gar nicht klar, ob der Klub melden würde.

Wir konzentrieren uns auf das Sportliche und wollen die Verantwortlichen im Hintergrund in Ruhe dafür arbeiten lassen. Wenn wir uns zu viel damit beschäftigen, würde das nicht leistungssteigernd wirken. Wir möchten die sportlichen Weichen stellen. In der Mannschaft hat jeder Lust auf höhere Aufgaben.

Bist Du zuversichtlich, dass der Verein meldet?

Ich bin relativ positiv eingestellt, grundsätzlich. Aber da stecke ich nicht drin.

Wie würde die Mannschaft es aufnehmen, wenn Ihr Euch sportlich qualifiziert, der Verein aber nicht meldet?

Ich hatte einen ähnlichen Fall in Mülheim, wo auf die Aufstiegsrunde verzichtet worden ist. Ich glaube, wir sind so erfolgshungrig, dass wir trotzdem weiter versuchen würden zu gewinnen. Es wäre natürlich schade, aber man muss den Verein dann auch verstehen. Ein Verein muss das finanziell stemmen können, sonst macht es keinen Sinn. Es gibt genug Beispiele von Vereinen, die sich übernehmen und ganz unten wieder anfangen müssen.

Hättest Du Dir vorstellen können, womöglich einmal Regionalliga zu spielen?

Man hat als Jugendspieler immer mal wieder Gedanken, wie weit man es wohl schaffen kann. Aber die Regionalliga war bei mir, nachdem ich das Studium begonnen hatte, ganz weit weg. Dass es jetzt wieder in greifbarer Nähe ist, hätte ich mir so nicht träumen lassen.

Wenn man Deine Torquote und Deine Leistungen in der Oberliga sieht, drängt sich die Frage auf, was Dich bislang gehindert hatte, höherklassig zu spielen.

Ich habe in der Heimat Fußball gespielt, aber in Koblenz studiert und bin am Wochenende nach Hause gependelt. Mit einmal Training in der Woche war höherklassiger Fußball nicht möglich.

War der Fußball hinter dem Beruf immer Prio zwei?

Ich bin relativ bodenständig aufgewachsen. Wenn man in der B-Jugend sieht, dass es für die größten Vereine nicht reicht, muss man sich Alternativen suchen, und das war für mich das Lehramtsstudium. Fußball ist ein gern gesehenes Hobby.

Was machst Du genau?

Ich bin im Referendariat für Gymnasiallehramt an der IGS in Nieder-Olm in Sport und Biologie. Das läuft noch bis Ende Januar 2018. Dann bewirbt man sich und wird, je nach Bedarf, an Schulen angefordert.

Ist es auch möglich, dass Du dauerhaft in Mainz bleibst?

Das ist schon möglich. Meine Freundin und ich ziehen jetzt in Mainz zusammen, mir gefällt es hier grundsätzlich ganz gut.

Zum Punktspielauftakt ein Derby am Mittwoch. Was sagst Du zu dem Termin?

Der Trainer hatte die Mannschaft gefragt, ob wir lieber am Fastnachtssamstag oder unter der Woche spielen wollen. Weil einige aus der Mannschaft gern am Fastnachtswochenende feiern wollen, haben wir uns für Mittwoch ausgesprochen. Außerdem hoffen wir auf ein paar mehr Zuschauer, die am Samstag auf Umzügen sind, aber am Mittwoch den Weg zu uns schaffen.

Bist Du Fastnachter?

Ja, schon. Den Rosenmontagsumzug werde ich mir auf jeden Fall anschauen. Ich habe hier in Mainz auch schon am Schillerplatz Fastnacht gefeiert, als ich noch gar nicht wusste, dass mich der Weg nach Mainz führen würde.

Welche Bedeutung hat das Derby für Dich?

Es ist auf jeden Fall ein spezielles Spiel, auch wenn man erst ein halbes Jahr hier ist. Es birgt immer eine gewisse Brisanz, wenn man Luftlinie nur ein paar hundert Meter entfernt liegt. Es ist ein besonderes Spiel, aber auch da gibt es nur drei Punkte. Aber für uns geht es in erster Linie darum, nach der Winterpause einen guten Start zu erwischen. Dass es gegen Gonsenheim geht, ist eigentlich eher zweitrangig. Wir wollen eine gute Leistung abrufen.

Welchen Anteil hat Euer Trainer Sascha Meeth am derzeitigen Erfolg?

Ich behaupte, dass er den größten Anteil an der Entwicklung der Mannschaft hat. Die Mannschaft ist sehr jung, bringt viel Potenzial mit. Er hat es binnen kürzester Zeit geschafft, ein Team zu formen, das taktisch und mental optimal eingestellt ist.

Was glaubst Du, wohin geht die Reise für den TSV noch in den nächsten Jahren?
Ich glaube, wenn wir so im Stamm zusammen bleiben, können wir weiterhin in der Oberliga eine gute Rolle spielen. Wenn wir es schaffen, die Rückrunde so zu spielen wie in der Hinrunde, ist auch ein Aufstieg in die Regionalliga möglich.

Und dort könntet Ihr mithalten?
Klar müssten noch ein paar Verstärkungen her, aber nur punktuell. Mit dem Kern der Mannschaft hätten wir dort eine gute Chance. Wir würden uns auch da weiterentwickeln.

Das Gespräch führte Torben Schröder.

Aufrufe: 021.2.2017, 09:00 Uhr
Torben SchröderAutor