2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Leo Gerbus (rechts) will den Bezirkspokal am Samstag gegen Olympia Uelsen verteidigen. Foto: Rolf Kamper
Leo Gerbus (rechts) will den Bezirkspokal am Samstag gegen Olympia Uelsen verteidigen. Foto: Rolf Kamper

"Wir müssen vorsichtig sein"

DJK-Trainer Leo Gerbus über das Pokalfinale, die Oberliga und die Probleme des Frauenfußballs

Die Meisterschaft in der Landesliga hat die DJK Schlichthorst bereits sicher. Jetzt will das Team von Leo Gerbus am Samstag gegen Olympia Uelsen das Double perfekt machen. In einem längeren Interview spricht Gerbus über das Bezirkspokalfinale (FuPa-Liveticker), die Planungen für die Oberliga, die Entwicklung im deutschen Amateur- und Profifrauenfußball und das Leben in einer Fußballerfamilie.

Die Meisterschaft habt Ihr schon sicher, fehlt eigentlich nur noch der Pokalsieg für eine perfekte Saison, oder?

Leo Gerbus: Wir haben mit großem Vorsprung die Meisterschaft gewonnen. Das zeigt, dass wir erfolgreichen und attraktiven Fußball spielen. Die Mannschaft spielt immer forsch nach vorne, daher haben wir uns auch öfters auskontern lassen und zwei Spiele verloren. In dem Bereich haben wir uns aber zum Saisonende hin schon verbessert. Wichtig ist das alle 20 Spielerinnen dazu gelernt haben. Die Aufstiegsfeier hat gezeigt, dass alle zufrieden sind und die Saison erfolgreich war. Der Pokalsieg wäre natürlich ein zusätzliches Plus.

Wie schätzt Du Euren Finalgegner Olympia Uelsen ein?

Gerbus: Die haben mit Lea Kohlmann eine unglaublich schnelle Stürmerin die beim 2:1 gegen uns ein Tor gemacht hat und das zweite ganz stark vorbereitet hat. Wir müssen vorsichtig sein und dürfen nicht in Konter laufen. Trotzdem haben wir ein Heimspiel und sind sicherlich Favorit.

Im Pokal sind gleich zwei Teams gegen Euch nicht angetreten. Auch in der Liga wurden einige Spiele aus Personalmangel abgesagt. Ist das ein Thema in der Mannschaft?

Gerbus: Ja, klar ist das ein Thema. Die Mannschaft ärgert sich, wenn sie nicht spielen kann. Oftmals kommen die Absagen auch sehr kurzfristig. Das ist einfach nicht fair. In der Saison 2012/13 kostete ein Nichtantritt 50 Euro, in dieser Saison 100 Euro. Bei einer Fahrt mit zwei Bullis aus Twixlum oder Aurich nach Schlichthorst kommt man mit 100 Euro aber auch nicht hin. Es müssen höhere Strafen kommen damit so etwas nicht passiert.

Allgemein gibt es im Frauenfußball noch viele Sachen, die besser geregelt werden könnten. Das muss nicht immer knallhart über Strafen sein sondern einvernehmlich zwischen den Verbänden und den Vereinen geschehen. Viele Leute bemühen sich dort schon um Veränderungen. Dennoch ist vieles noch sehr amateurhaft organisiert. Wenn man mit den Leuten spricht, fällt auf, dass die Kommunikation zwischen Bezirksverband und Niedersächsischen Fußballverband sehr gut ist, aber nicht zwischen den einzelnen Kreisverbänden und dem Bezirk. Alle haben Angst, dass sie ihren Kreisfußball verlieren aber manchmal muss man einfach Vereine zusammenlegen, damit genug 11er-Mannschaften vorhanden sind. Dann muss man eben weiter fahren, auch im Jugendbereich.

Jetzt spielt Ihr in der kommenden Saison in der Oberliga. Wird sich an Eurer offensiven Spielweise etwas ändern?

Gerbus: Ich habe mir in der Oberliga schon ein paar Spiele angesehen. Das Tempo ist höher und auch die spielerische Qualität der einzelnen Spieler ist durchschnittlich höher. Wir müssen nicht mehr unbedingt das Spiel machen. Mit Carina Köstermenke haben wir eine schnelle Spielerin, die im Sturm angefangen ist und zuletzt als Mittelfeldspielerin mehr als 20 Tore geschossen hat. Die bekommt dann natürlich mehr Platz. Das könnte uns entgegen kommen.

Wie sehen die personellen Planungen für die kommende Saison aus?

Gerbus: Wir sind mit den Spielerinnen noch im Gespräch. Die meisten haben schon zugesagt aber noch nicht alle. Einige haben Angebote von anderen Vereinen, was auch ein Zeichen für unsere gute Arbeit ist. Mit Franziska Gieseke und Pia Liening-Ewert (beide SV Meppen) haben zwei ehemalige Spielerinnen den Sprung in die Juniorennationalmannschaft geschafft. Es haben sich bei uns auch Spielerinnen angeboten, da werden wir mal schauen. Wir werden jetzt aber nicht großartig Leute holen. Wir selber haben keine Spielerinnen angesprochen. Aus der B-Mädchen rücken noch drei Spielerinnen auf, dann ist unser Kader eigentlich gut aufgestellt.

Siehst du den Verein für die Oberliga gerüstet?

Gerbus: Ich denke wir sind gerüstet, weil wir gute Jugendarbeit machen. Es ist schwer immer wieder Leute für die Jugendarbeit zu finden, da das auch viel Zeit in Anspruch nimmt. Bei der B-Jugend war es in dieser Saison ein Drahtseilakt. Wenn bei 14, 15 Spielerinnen mehrere wegen Verletzungen oder Sachen wie Fahrschule ausfallen, ist es nicht ganz einfach. Wir haben eine E-Jugend, eine D-Jugend, eine C-Jugend und mit Unterstützung von Voltlage auch eine B-Jugend. Ob wir im Jugendbereich immer auf dem hohen Niveau spielen können, das ist natürlich sehr schwierig. Dafür ist der Ort auch einfach zu klein.

Der VfL Wolfsburg hat in einem spannenden Finale die Champions League der Frauen gewonnen. Wie siehst Du die Entwicklungen im deutschen Profi- und Amateurfrauenfußball?

Gerbus: Das ist natürlich gut für den Frauenfußball. Im Profibereich sind gute Ansätze da. Man kann mittlerweile jeden Samstag auf Eurosport ein Bundesligaspiel sehen. Was schade ist, dass mit Cloppenburg ein (ehemaliger) Bundesligist in unserer Region nicht wirklich wahrgenommen wird. Der SV Meppen ist jetzt in der 2. Liga mit jungen Spielerinnen aus der Region etabliert. In den oberen Bereichen läuft es. Burg Gretesch und der Osnabrücker SC spielen mit den B-Mädchen ebenfalls in der Niedersachsenliga. Da kommen die Talente dann her und die werden – wenn sie es wollen – den Sprung nach oben schaffen. In Wolfsburg wird natürlich Geld bezahlt. Bei den anderen kann man kaum etwas verdienen. In der Bezirksliga der Herren wird teilweise mehr Geld gezahlt.

Die meisten Spielerinnen und Verantwortlichen sind Idealisten. In Kettenkamp hat Hermann Wotte die Mannschaft hoch gebracht. Das hat lange funktioniert aber es nichts nachgekommen. Oftmals ist es schon schwer für Landesliga- oder Oberligamannschaften überhaupt einen Trainer zu finden, weil bei den Herren viel mehr gezahlt wird. Da liegt insgesamt noch einiges im Argen.

Zwei Deiner Töchter haben in dieser Saison bereits unter Deiner Leitung gespielt, die Dritte rückt nun aus der B-Mädchen auf. Sorgt das im Hause Gerbus auch mal für Reibereien?

Gerbus: Ja, natürlich. Das ist ganz logisch, wenn man eine Fußballerfamilie ist. Dann diskutieren nicht nur die drei Mädels sondern auch meine Frau mit. In anderen Haushalten sagt Vater oder Mutter auch ein Spruch zum Spiel. Es ist schwierig, weil ich Trainer bin und es nicht einfach allen gerecht zu werden. Entweder ist man Papa oder Trainer. Aber es ist kein großes Problem, weil wir es auch nicht anders kennen.

Aufrufe: 028.5.2014, 14:00 Uhr
Marius Stegemann / FuPa.net Autor