2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
Dr. Hans-Dieter Drewitz hält einen engen Kontakt zu den Vereinen.
Dr. Hans-Dieter Drewitz hält einen engen Kontakt zu den Vereinen.

,,Wir leben die Solidarität vor"

SWFV-Präsident Dr. Hans-Dieter Drewitz sieht den Verband gut aufgestellt / ,,Eine SG sollte für Vereine Ultima Ratio sein"

EDENKOBEN. Dr. Hans-Dieter Drewitz, der Präsident des Südwestdeutschen Fußball-Verbands (SWFV), stellt sich am 9. Juli zur Wiederwahl. Im Vorfeld des Verbandstages in Edenkoben äußerte er sich zum Status quo im SWFV, seinen Zukunftsvisionen und dem Verhältnis zwischen Profis und Amateuren.

Herr Drewitz, wo steht der SWFV im Vergleich mit anderen Landesverbänden?

Im Ranking der Verbände haben wir immer einen sehr guten Mittelfeldplatz und den haben wir gehalten. Der Verband ist, das ist keine Floskel, gut aufgestellt. Die Vereine sind mit unserem Spielsystem zufrieden, mit unseren Auf- und Abstiegsregelungen. Und finanziell befinden wir uns im Gegensatz zu manch anderem Verband weiter in der erfreulichen Lage, jeder Jugendmannschaft einen Zuschuss von 35 Euro zahlen zu können.

Das klingt zufrieden. Warum strebt der SWFV keinen Spitzenplatz im Ranking an?

Das ist unserer Struktur geschuldet. Bayern ist der größte Landesverband des Deutschen Fußball-Bundes. Das eröffnet ihm andere Möglichkeiten als uns. Man muss auf der anderen Seite aber auch sehen: Wir haben mit dem FSV Mainz 05 und 1. FC Kaiserslautern zwei Liga-Vereine - das Rheinland etwa hat gar keinen. Die beiden Vereine unterstützen uns finanziell durch die Liga-Abgaben, was uns besser stellt, als Verbände, die das nicht haben.

Darüber hinaus zeichnet den Verband große Basisnähe - Stichwort Vorstandstreff und Vereinsdialog - aus...

Ja, wir als Präsidium treffen uns regelmäßig mit sechs bis acht Vereinen aller Größenordnungen zum Vorstandstreff und mit einzelnen Vereinen zum Vereinsdialog, um mit ihnen über Anregungen und Probleme zu plaudern.

Bringt das etwas?

Ich kenne kein Gespräch, das folgenlos geblieben wäre. Wir gewinnen einerseits einen besseren Einblick in das, was die Vereine bewegt. Es kommt aber auch vor, dass wir unsere Ordnungen unmittelbar verbessern können. Zum Beispiel, dass wir bei Jugendspielgemeinschaften die Regelung über die Ausbildungsentschädigungen so modifizierten, dass keiner der beteiligten Vereine benachteiligt wurde. Oder, dass wir die Anweisung herausgaben, Spielverlegungen wegen schulischer oder kirchlicher Gründe gebührenfrei zu stellen.

Wo sehen Sie den SWFV in fünf Jahren?

Bis dahin sähe ich gerne die online-basierten Entwicklungen zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Da denke ich etwa an das Passwesen. Pässe in Papierform sollten dann der Vergangenheit angehören. Die Spieler sollen sich dann über ihre Smartphones ausweisen können. Ein anderer Bereich ist die Ausbildung, wo zusätzlich ein fernstudiums-ähnlicher Zweig aufgebaut werden soll.

Welche Anträge wird der Verbandstag behandeln?

Sehr wenige. Aus der Südpfalz kommt der Wunsch, die vereinfachte Bildung von Spielgemeinschaften nicht nur auf die B- und die C-Klasse anzuwenden, sondern auch auf die A-Klasse. Auch die damit verbundenen Aufstiegsmöglichkeiten sähen die Südpfälzer gerne anders geregelt, als es der Verbandsvorstand der Versammlung vorschlagen wird. Sie möchten, dass die Spielgemeinschaften bis in die Verbandsliga aufsteigen können. Wir wollen, dass diese Form der vereinfachten SG nur bis in die B-Klasse praktiziert wird und danach das klassische System angewendet werden müsste. Wobei ich immer betone: Eine SG sollte für die Vereine die Ultima Ratio sein, wenn sie ihren Fußballern aufgrund zu geringer Anzahl keine andere Möglichkeit bieten können. Aber nicht aus Leistungsgesichtspunkten.

Wie lange, denken Sie, wird die Einheit zwischen Amateur- und Profilager in Deutschland noch zu halten sein?

Ich glaube, beide Seiten sind sich bewusst, dass das Modell sehr gut ist. Beide Seiten versuchen, ihre Interessen wahrzunehmen, mal härter, mal weniger hart. Ich glaube aber nicht, dass die eine oder andere Seite den Bogen überspannen wird und es zu einer Spaltung kommt. Auch, weil beide Lager sehr eng miteinander verbunden sind. Aber: Es gibt andere Beispiele, etwa Spanien oder England. Die dortige Praxis zu übernehmen, wäre sicher keine gute Perspektive für Deutschland. Unsere Struktur hat Modellcharakter, die man bewahren sollte.

Begegnen Sie sich auf Augenhöhe?

Ich meine: ja. Wichtig ist, dass wir uns Respekt entgegenbringen. Der Bundestag im November in Erfurt eröffnet die Chance, dafür wieder die Grundlagen zu schärfen. Wobei ich betonen möchte: Wir im Südwesten haben eine wirklich sehr gute Gemeinschaft zwischen Amateuren und unseren Bundesligisten Mainz 05 und 1. FC Kaiserslautern. Wir leben die Solidarität vor. Das funktioniert vorbildlich.

Personell zeichnen sich Veränderungen ab?

Das Geschäftsführende Präsidium wird verjüngt. Hans E. Lorenz, unser Vizepräsident Recht, und Hartmut Emrich, erster Vizepräsident Finanzen, scheiden auf eigenen Wunsch aus. Als Nachfolger schlagen wir Thomas Bergmann, derzeit Vorsitzender des Verbandsgerichts, und Hans-Jörg Hoch, Steuerberater in Glan-Münchweiler, vor. Sie wären fachlich, aber auch aus regionalen Gesichtspunkten eine gute Wahl. Mir ist wichtig, dass sich im Präsidium die föderale Struktur des SWFV spiegelt.



Aufrufe: 024.5.2016, 18:00 Uhr
Claus RosenbergAutor