2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Geht voran: Holstein-Kapitän Rafael Kazior erzielte in dieser Saison schon elf Tore. Foto:getty
Geht voran: Holstein-Kapitän Rafael Kazior erzielte in dieser Saison schon elf Tore. Foto:getty

,,Wir können in jedem Fall stolz sein"

Holstein Kiels scheidender Kapitän Rafael Kazior im Gespräch

Die letzten Meter sind erreicht, noch fünf Spiele bis zur Ziellinie: Am Sonnabend empfängt Drittligist Holstein Kiel den formstarken Chemnitzer FC (14 Uhr). Am Donnerstag waren schon rund 5100 Karten für das Duell mit dem Tabellensiebten verkauft. Das schwere Restprogramm der ,,Störche" empfindet Trainer Karsten Neitzel nicht als Last: ,,Wir haben uns eine klasse Ausgangsposition erarbeitet. Seitdem wir das Saisonziel von 46 Punkten erreicht haben, packen wir permanent oben drauf."

Gegen Chemnitz ist unter anderem der Einsatz von Kapitän Rafael Kazior (32, Sprunggelenksprobleme) fraglich. Der beste Kieler Torschütze (elf Treffer) spricht im Interview über die bisherige Saison, den Endspurt und seinen Wechsel zu Werder Bremen II.

Herr Kazior, die vergangene Saison war bis zum Ende mit dem Kampf gegen den Abstieg aus der 3. Liga im negativen Sinn spannend. In diesem Jahr ist es wieder spannend. Wie fühlt sich diese Situation im Vergleich an?
Es ist jetzt natürlich deutlich angenehmer, das ist klar. Da war schon ein ganz anderer Druck – obwohl wir aktuell gar keinen Druck haben. Unsere Ziele, die wir uns vor der Saison gesteckt hatten, haben wir eigentlich erreicht.

Aber zufrieden geben Sie sich nicht…
Nein, aber es ist schon eine Art Luxussituation. Alles was jetzt kommt, sind Bonbonspiele. Dass wir so weit oben stehen, ist schön für uns, den Verein, das Umfeld und die Fans – das wollen wir so lange aufrecht erhalten wie es geht. Wir können in jedem Fall stolz darauf sein, was wir bis jetzt erreicht haben. Wir haben uns das hart erarbeitet. In dieser 3.Liga kommt kein Gegner nach Kiel und sagt: „Hier habt Ihr die Punkte. Es war nett, dass wir mal an die Ostsee fahren durften.“ Es gab viele erfolgreiche Spiele, die knapp und intensiv waren und auch anders hätten ausgehen können.

Gibt es für Sie im Saisonendspurt ein Szenario, das Sie sagen ließe: Die Saison war nicht erfolgreich?
Nur, wenn wir nicht alles abrufen was wir können, wenn wir über unsere eigene Leistung enttäuscht sein müssen. Wenn wir aber in jedem Spiel 100 Prozent gegeben haben und jeden Meter gegangen sind, den wir gehen mussten, dann können wir uns – egal wie es ausgeht – nichts vorwerfen.

Sie verlassen Holstein nach der Saison und gehen zu Werder Bremen II. Wann und warum fiel der Entschluss?
Es wurde im Januar konkret. Dann hatte ich hier auch das Gespräch mit dem Trainer und den Verantwortlichen. Werder suchte einen Führungsspieler für die sehr junge Mannschaft.

Führungsspieler sind Sie doch auch hier bei Holstein.
(lacht) Aber wir sind keine junge Mannschaft. Nein, im Ernst: Florian Bruns hat das in Bremen super gemacht und wird dort jetzt Co-Trainer. Ich finde, dass es eine reizvolle Aufgabe ist.

In der Winterpause war Holstein Zehnter und ist jetzt Zweiter. Haben Sie den Wechsel noch zu irgendeinem Zeitpunkt bereut?
Nein, wir waren damals auch nur fünf Punkte vom Relegationsplatz entfernt und ich habe immer daran geglaubt, dass wir uns in der oberen Tabellenhälfte festsetzen können. Für mich ist der Wechsel auch ein Schritt in die Zukunft. Ich sehe darin so etwas wie einen Anfang des letzten Kapitels in Sachen aktiver Fußball.

Sie haben bei Werder einen Vertrag bis 2017 bekommen. Steht schon fest, was danach kommt?
Nein. Ich möchte die zwei Jahre als Spieler in Bremen nutzen, um dort auch in verschiedene Bereiche reinzuschnuppern – sei es vielleicht Scouting oder den Trainern über die Schulter zu gucken. Ich hoffe, dass ich mir den Status erarbeiten kann, dass ich bei Werder über die Zeit hinaus was machen kann. Aber ich bin momentan noch fit, zwei Jahre als Spieler sind fest eingeplant. Wenn es noch ein drittes wird, dann würde es mich freuen, weil ich einfach zu gerne Fußball spiele.

Ein Sieg wie im Kampfspiel gegen Mainz II (1:0), ein Punkt wie zuletzt in Halle nach 0:2-Rückstand (2:2): Wer oder was kann Holstein Kiel noch stoppen?
Schwer zu sagen. Es hört sich blöd an, aber in dieser 3. Liga kann jeder jeden schlagen. Aber wie gut unser Gegner ist, das liegt an uns. Wenn wir die Attribute, die uns stark machen, abrufen, dann ist es für jeden Gegner schwer, gegen uns zu gewinnen.

Aufrufe: 024.4.2015, 12:00 Uhr
SHZ / Interview: Oleg StrebosAutor