2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
F: Dirk Staubesand
F: Dirk Staubesand

"Wir haben die nötige Zeit und Geduld"

Interview: Der Trainer des 1. FC Mönchengladbach spricht über den Weg des Vereins, auf eine junge Mannschaft zu setzen.

Im Landesligakader des 1. FC Mönchengladbach sind viele junge Talente, die ihre ersten Erfahrungen im Seniorenbereich sammeln. Für das Trainerteam ist es die Liga-Premiere. Einen reibungslosen Einstieg konnte man sicher nicht voraussetzen. Es wurde ein wenig holprig. Über die bisherigen Erfahrungen sprach Kurt Theuerzeit mit Trainer Marcel Winkens.

Nach der 1:3-Niederlage zuletzt haben Sie festgestellt, dass Erfahrung jugendlichem Elan den Zahn gezogen hat. Das war aber in dieser Saison nicht zum ersten Mal der Fall. Sind Ihre Bubis einfach ein wenig zu grün für die Liga?
Winkens Wir haben in acht Spielen nur zweimal verloren, und das war gegen eingespielte Mannschaften wie Vohwinkel und Nettetal. Wir dürfen nicht vergessen, dass im Sommer in Akin Uslucan und Pascal Schellhammer nur zwei Stammspieler blieben. Wir haben eine U21 und uns bewusst für diesen Weg, mit jungen Leuten zu arbeiten, entschieden. Deren weitere Entwicklung begleiten wir mit der nötigen Zeit und Geduld.

Bei fast allen Spielen war es so, dass hinreichend Torchancen erarbeitet, aber nicht genutzt wurden. In der Defensive leisteten sich ihre Spieler immer wieder Aussetzer, die Punkte gekostet haben.
Winkens Wir haben einen Kader, der 25 Spieler umfasst, darunter sind 16 neue Spieler, fünf davon stammen aus einer U19. Zusätzlich haben wir neun Spieler, die letzte Saison keine Stammspieler in der ersten Mannschaft waren und aus der Reserve kommen. Demnach ist es nachvollziehbar, dass es Schwankungen innerhalb der individuellen Leistung, aber auch noch taktische Abstimmungsprobleme gibt.

Sie haben wohl eine der jüngsten Mannschaften der Liga, die auch sicher Perspektive hat. Wäre es aber nicht für die jungen Talente leichter gewesen, wenn einige weitere Routiniers im Kader wären?
Winkens Vielleicht wäre es hilfreich, wenn der eine oder andere erfahrene Routinier im Kader wäre, aber diese wachsen heutzutage nicht auf den Bäumen. Die Mentalität in der Gesellschaft und im Sport hat sich erheblich gewandelt. Die starken Typen sind nicht mehr gefragt und werden daher kaum gefördert. Entsprechend ist der Markt dünn gesät. Letztendlich sehe ich es aber als Herausforderung und nicht als Handicap an. Dadurch können die jungen Spieler früher Spielzeiten bekommen und sich dadurch schneller entwickeln.

Sicher ist es zu verstehen, wenn Sie Spielern, die bei Ihnen nicht zu vielen Einsätzen kommen, Spielpraxis in der Reserve bieten. Besteht nicht die Gefahr, dass ein solches Vorgehen als Degradierung empfunden wird und nicht unbedingt leistungsfördernd ist?
Winkens Ich kann nicht verstehen, warum man es als Degradierung ansieht, ich sehe es eher als Belohnung. Wir analysieren nach jeder Trainingswoche die Trainingsergebnisse und bereiten uns auf das nächste Spiel vor, so dass eine qualitative und ausgiebige Bewertung vorliegt. Wenn ein Spieler vier Wochen gar nicht oder nur wenig spielt, ist es kein Nachteil, sich in der Bezirksliga Spielpraxis holen zu dürfen. Wir haben über diesen Weg bereits Spieler an die erste Mannschaft heranführen können. Demnach werden wir diesen Weg weiter mit Manuel Moreira verfolgen. Es ist eine Win-Win-Situation.

Sie haben zuletzt das Spielsystem umgestellt, ohne damit direkt Erfolge zu erzielen. Könnte zu intensive Experimentierfreude die erforderliche Stabilität gefährden?
Winkens Da muss ich widersprechen. Wir haben gegen Dormagen im 4-3-3-Angriffspressing gespielt. Obwohl Semih Cakir sehr früh ausfiel, haben wir eine gute Partie abgeliefert und klar 5:0 gewonnen. Unsere Mannschaft ist lernwillig und möchte die vom Trainerteam gewünschte Variabilität im Spiel haben. Aber auch hier gilt, es geht nicht alles von heute auf morgen. Step by step werden wir unseren Weg weiter verfolgen.

Mit dem Tabellenzweiten Monheim kommt eine weitere bisher sehr erfolgreiche und ungeschlagene Mannschaft zum FC. Da könnte es schwierig werden, das Punktekonto zu erhöhen.
Winkens Wir spielen zu Hause, und was gibt es Schöneres, als gegen eine Mannschaft zu spielen, die saisonübergreifend seit 40 Spielen ungeschlagen ist? Jede Serie wird irgendwann einmal geknackt, und ich sehe nicht, warum wir dazu nicht in der Lage sein sollten. Wir freuen uns auf dieses Spiel.

Aufrufe: 01.10.2016, 08:00 Uhr
RPAutor