2024-04-24T13:20:38.835Z

Elf der Woche
Franz-Aaron Ullrich. F: Bock
Franz-Aaron Ullrich. F: Bock

"Wir haben den einfachen Brechstangenfußball ausgepackt"

ELF DER WOCHE: BSV Guben Nords Spielertrainer Franz-Aaron Ullrich im FuPa-Interview

Nach nur mageren sechs Zählern aus acht Partien musste Franz-Aaron Ullrich, der Spielertrainer des BSV Guben Nord, etwas ändern: Aus der Not heraus lief er gegen den FC Stahl Brandenburg nicht in der Innenverteidigung auf, sondern im Sturm - und traf gleich doppelt und bereitete einen weiteren Treffer vor. Dafür gab es eine Nominierung für die "Elf der Woche" und ein Interview mit FuPa Brandenburg.

Herr Ullrich, haben Sie jetzt auf Torjäger umgelernt?

(lacht) Nein, dass es gegen Brandenburg so geklappt hat, ist natürlich schön. Wir haben vier Dinger auswärts geschossen. In den letzten Spielen hatten wir nach vorne null Durchschlagskraft. Das hat an allen genagt. Hinten standen wir zwar gut, aber wir hatten einfach Pech, dass immer einer durchrutscht und du jedes Spiel verlierst mit einem Tor. Deswegen wollten wir aus der Not eine Tugend machen und mehr nach vorne schmeißen, um mehr Druck zu entwickeln. Und das wir zwei oder drei schießen, wenn wir hinten mal ein Gegentor bekommen. Dass das heute gleich so klappt in der Situation war natürlich super. Die Moral und Leistung war super. Es muss endlich aus den Köpfen raus, dass wir letztes Jahr Zweiter waren. Jetzt stehen wir unten und müssen den Abstiegskampf wieder annehmen. Alle haben heute gefightet und alles reingehauen und am Ende denke ich auch ganz verdient gewonnen.

Sie haben dazu auch noch zwei Mal getroffen und ein Tor vorbereitet.

Das ist natürlich schon schön. Aber ich bin auch stolz auf die ganze Truppe, wie sie gespielt hat. Ich hoffe, es war ein kleiner Knoten, der endlich geplatzt ist. Wir brauchen nicht herumjammern, dass uns vielleicht der ein oder andere in der Vorbereitung doch noch verlassen hat und die Mannschaft im Gegensatz zu letzter Saison etwas zusammengeschrumpft ist.

Die Qualität hat deswegen aber nicht unbedingt abgenommen?

Klar fehlen drei oder vier Spieler, aber der Kader ist nicht so viel schlechter geworden. Wir müssen einfach das abrufen, was wir draufhaben. Gegen Brandenburg haben wir es gezeigt. Dann müssten wir da unten auf jeden Fall wieder rauskommen. Der Sieg gegen Stahl war der erste Schritt.

In der Vorwoche nach der Niederlage gegen den Tabellenletzten Eberswalde waren Sie noch zutiefst enttäuscht. Was haben Sie in dieser Woche geändert?

Wir haben eigentlich nicht viel verändert. Früher waren wir immer die Riesen-Kontermannschaft, die gut hinten drin stand, viel mit langen Bällen gearbeitet hat und mit richtiger Wucht nachgegangen ist. Jetzt hat sich das alles etwas geändert: Wir sind Zweiter geworden, die Gegner stehen jetzt alle tiefer gegen uns und auf einmal hatten wir auch öfter Ballbesitz. Das ist nicht so unser Spiel. Deswegen wollten wir zu unseren normalen Tugenden zurückkehren: Wir stehen hinten richtig eng, sind in den Zweikämpfen eklig und wenn wir den Ball haben, wollen wir nicht über Kurzpass auflösen, sondern puffern erstmal lang und gehen hinterher. Wir haben den ganz einfachen Brechstangenfußball ausgepackt. Das war gut und am Ende gab es sogar noch Ballstafetten und es sah nach Fußball aus. Vielleicht haben wir es in den letzten Spielen auch zu kompliziert gemacht, weil wir dachten, wir sind wer. Und es soll auch schön aussehen, aber darum geht es im Fußball nicht.

Der Vizemeister war also ein Fluch für euch?

Ja, wahrscheinlich. Es war natürlich schön und alle haben es gerne mitgenommen. Am Anfang im ersten Spiel gegen den FC Eisenhüttenstadt dachten alle noch, da sind ein Haufen abgehauen und das nehmen wir einfach so mit. Dann spielst du im Derby scheiße und verlierst und das zieht sich dann so fort. Vielleicht dachten einige, es geht so weiter wie letzte Saison. Das steckt immer im Hinterkopf. Aber jetzt haben es denke ich alle erkannt, dass wir uns alles wieder hart erkämpfen müssen.

Zuletzt sollen Sie auch mit der Trainingsbeteiligung nicht zufrieden gewesen sein?

Das ist die ganzen Jahre schon schwierig bei uns. Letztes Jahren hatten wir eine super Saison. Da hat alles geklappt, wir hatten wenig Verletzte, von Arbeit her hat es immer gepasst. In der Vorbereitung hat dann Daniel Anton gesagt, dass er nicht mehr aus Berlin kommt. Der Kapitän Christian Schulz wollte nur noch Stand-by-Spieler sein. Kevin Hauf hat uns verlassen. Jetzt lässt sich der kleine Flügelflitzer Domenic Mönnich am Knie operieren und fällt die gesamte Hinrunde aus. Dazu sind auch drei Spieler in Schichtarbeit gegangen, die sonst immer da waren. Von der Moral her kann man den Jungs in den letzten Spielen keinen Vorwurf machen, aber es kommt alles zusammen. Wenn du dann manchmal nur mit sechs oder acht Mann auf dem Platz stehst, ist es natürlich schwierig, im Training irgendwas einzustudieren. Natürlich denkst du über alles nach wenn es so läuft, wie es zuletzt lief. Vielleicht war bei dem ein oder anderen auch noch im Hinterkopf, dass es schon irgendwann wieder laufen wird, weil wir nicht schlecht sind. Dieses kleine Prozentchen hat womöglich gefehlt.

Der Sieg gegen den FC Stahl war jetzt aber der erhoffte Schritt nach vorne.

Das war ein super Schritt. Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung und hoffe, dass wir nächste Woche daran anknüpfen können. Wir haben bislang auch jede Woche mit gefühlt vier anderen Spielern in der Startelf gespielt und auch immer auf anderen Positionen. Wir würfeln einfach jede Woche etwas zusammen und jetzt sind wir erstmal froh, dass es geklappt hat.


Mit Franz-Aaron Ullrich sprach Sven Bock.

Aufrufe: 01.11.2016, 16:55 Uhr
Sven BockAutor