2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Mit den zahlreichen Fans im Rücken hat der Wahlscheider Trainer Gerd Klink in dieser Saison häufig Grund zum Jubeln. Seine Mannschaft rangiert nach teils furiosen Leistungen derzeit auf Platz drei., Foto: maGro/Schöning
Mit den zahlreichen Fans im Rücken hat der Wahlscheider Trainer Gerd Klink in dieser Saison häufig Grund zum Jubeln. Seine Mannschaft rangiert nach teils furiosen Leistungen derzeit auf Platz drei., Foto: maGro/Schöning

"Wir führen keine Verhandlungen"

Der Wahlscheider SV ist in der Bezirksliga die Mannschaft der Stunde. Trainer Gerd Klink spricht im Interview über die Pläne des Vereins im Aufstiegsfall und die Euphorie der Zuschauer in Wahlscheid nach ein paar Kölsch.

. Herr Klink, 130 Fans haben Ihre Mannschaft, den Wahlscheider SV, beim jüngsten 2:0-Erfolg nach Uckerath begleitet. Am Sonntag gegen den Spitzenreiter RW Merl werden sogar 400 Anhänger erwartet. Gemessen an den Zuschauerzahlen ist Ihre Elf die Nummer eins der Fußball-Bezirksliga - bald könnte sie es auch nach Punkten sein.

Gerd Klink: Immer schön langsam. Es sind noch fünf Teams im Titelrennen. Eins davon sind sicher wir. Die besten Chancen haben aber Merl und Niederkassel.

Mit einem Sieg könnte Ihre Mannschaft den Rückstand auf Merl auf drei Punkte verkürzen. Wäre die Euphorie dann noch zu bremsen?

Klink: Im Notfall muss ich eben dem einen oder anderen Spieler Blei in die Schuhe gießen. Nein, im Ernst: Natürlich ist die Euphorie schon jetzt gewaltig. Wenn die Zuschauer ein paar Kölsch getrunken haben, gibt es gar kein anderes Thema mehr als den Aufstieg. Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass wir in der Bezirksliga gut aufgehoben sind. Mein Keeper Stefan Funken und ich haben bereits geflachst, dass wir beide gar nicht Landesliga können und der Verein im Falle eines Aufstieges einen neuen Torhüter und einen neuen Trainer bräuchte.

Das klingt, als wollten Sie gar nicht aufsteigen.

Klink: Fakt ist, dass der Verein nicht die finanziellen Mittel hat, um externe Spieler zu verpflichten. Das entspricht eigentlich auch gar nicht unserer Philosophie, schließlich spielen 16 Akteure unseres Kaders seit der E-Jugend zusammen. Hinzu kommt, dass wir im Nachwuchsbereich derzeit nicht so gut aufgestellt sind wie andere Klubs. Im Februar mussten wir sogar unsere A-Jugend aus dem Spielbetrieb zurückziehen. Unter diesen Umständen dürfte die Landesliga tatsächlich eine Nummer zu groß sein.

Der Verein würde also auf ein etwaiges Aufstiegsrecht verzichten?

Klink: Nein, das wäre den Leuten schwer zu verkaufen. Sollten wir uns sportlich für die Landesliga qualifizieren, würden wir das Abenteuer natürlich angehen.

Im Moment spricht einiges für den Wahlscheider SV, schließlich datiert die letzte Niederlage vom 17. November. Der Uckerather Trainer Fatih Özyurt sagte sogar, dass Ihre Elf die unangenehmste der Liga sei.

Klink: Damit hat er nicht ganz unrecht. Die Jungs sind topfit und jagen den Gegner kreuz und quer über den Platz - da macht das Zusehen schon Spaß.

Wird Ihre Mannschaft denn am Sonntag etwas vorsichtiger agieren und auf Konter lauern?

Klink: Nein, das können wir gar nicht. Auch gegen Merl werden wir wieder früh attackieren. Es gibt auch gar keinen Grund, sich zu verstecken. Ich habe immer betont, dass die Merler nicht durchmarschieren werden. Wir sind ganz gewiss nicht schlechter als sie.

Sie müssen am Sonntag allerdings einige Ausfälle kompensieren.

Klink: Das habe ich noch nie öffentlich thematisiert. Wenn ich über verletzte Spieler jammern würde, wäre das ungerecht gegenüber denjenigen, die ihre Sache seit Wochen gut machen. Spieler wie mein Sohn Max oder Fabian Oberdörster haben eine sensationelle Entwicklung genommen.

Wie weit sind die Verhandlungen mit den Spielern vorangeschritten?

Klink: Das Schöne ist, dass wir in Wahlscheid gar keine Verhandlungen führen. Bei uns gilt folgende Vereinbarung: Wenn jemand keine Lust mehr hat zu spielen, kommt er auf mich zu. Bislang hat das keiner getan. Also gehe ich davon aus, dass alles so bleibt wie es ist.

Das Gespräch führte Tim Miebach

Zur Person

Gerd Klink (51) kann getrost als Wahlscheider Urgestein bezeichnet werden. Seine erste Senioren-Trainerstation führte den langjährigen Nachwuchscoach des WSV allerdings zum TSV Seelscheid. Dort fungierte er fünf Jahre lang als Spielertrainer, ehe der Bankkaufmann 2000 zurück nach Wahlscheid kehrte und dort zunächst auf dem Platz gefragt war. 2007 wurde Klink dann zum Chefcoach der ersten Mannschaft ernannt und führte die Equipe prompt ins Kreisliga-Oberhaus. 2011 gelang dem zweifachen Familienvater mit seiner Elf der Sprung in die Bezirksliga.

Aufrufe: 010.4.2014, 21:38 Uhr
Kölner Stadt-AnzeigerAutor