2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

"Wir erkennen die Konstanz des VfL an"

Trainer Ralph Schneider (Bad Berleburg) und Björn Breuer (Birkelbach) im großen FuPa Südwestfalen-Interviewrn

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Das erste Halbjahr der Bezirksliga-4-Spielzeit 2016/2017 ist vorbei, die beiden heimischen Vertreter VfL Bad Berleburg als Tabellenführer und der Rangdritte Sportfreunde Birkelbach sind im Titelkampf und somit im Landesliga-Aufstiegsrennen dabei und streiten sich mit dem Zweiten BC Eslohe, der sich zwischen das Wittgensteiner Duo gemogelt hat, um den Thron.

Im großen FuPa Südwestfalen-Doppelinterview nehmen die beiden Trainer Ralph Schneider (VfL Bad Berleburg) und Björn Breuer (Sportfr. Birkelbach) Stellung zum interessanten Schlagabtausch an der Bezirksliga-Spitze.

FuPa Südwestfalen: Herr Breuer, Herr Schneider, wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden ihrer Mannschaften?

Björn Breuer: „Sehr zufrieden. Die Mannschaft hat unsere Erwartungen erfüllt. Wir liegen im Soll, befinden uns in der Region, wo wir hin wollten und stellen zudem die beste Offensive der Liga. Ein wunderbares Halbjahr, abgesehen von dem Warstein-Spiel, das wir 4:6 verloren haben.“

Ralph Schneider: „Mit dem bisherigen Verlauf können wir sehr zufrieden sein.“

FuPa Südwestfalen: In welchen Punkten hat Sie Ihr Team denn überzeugt?

Breuer: „Ich bin begeistert von der Auffassungsgabe, Bodenständigkeit, Demut und der inneren Zufriedenheit, welche das Team versprüht.“

Schneider: „Mein Team zeichnet sich durch die mannschaftliche Geschlossenheit aus.“

FuPa Südwestfalen: Wo sehen Sie Nachholbedarf?

Breuer: „Wir müssen teilweise cleverer und abgezockter agieren, uns nicht von Hektik verunsichern lassen. Die Jungs müssen lernen, auch in schwierigen Phasen unser Spiel durchzudrücken. Der Glaube an die eigene Stärke muss dich stets antreiben. Ich denke, nur wenige haben bisher konstant ihre Möglichkeiten ausgespielt.“

Schneider: „Wir sind weiterhin bestrebt, die sportliche Entwicklung jedes Einzelnen zu verbessern.“

FuPa Südwestfalen: Welcher Spieler aus Ihrem Team hat Sie am meisten erfreut?

Breuer: „Auch wenn ich will, mir fällt keiner ein, den ich heraus nehmen könnte.“

Schneider: „Jede Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied und das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Das ist die Grundlage für unsere Trainingsarbeit und wir arbeiten daran, dass jeder Spieler seinen Anteil zum Erfolg der Mannschaft beiträgt.“

FuPa Südwestfalen: Und bei welchem Akteur besteht noch Luft und Potenzial nach oben?

Breuer: „Immer mehr Freude finde ich an Daniel Wolf. Er kommt aus der Jugend, war hinten dran, aber arbeitet mit großer Akribie und einer tollen Einstellung. Ihn beobachte ich sehr intensiv. Er nimmt an, hört zu und entwickelt sich gut. Wenn er körperlich ankommt, wird er das Birkelbacher Spiel auf Jahre hinweg prägen.“

Schneider: „Wir sind erst am Beginn der neuen Ausrichtung, da ist es vollkommen normal, dass nicht immer alles sofort in einander greift. Daher arbeiten wir mit allen Spielern daran, gute Lösungen auf und neben dem Platz zu finden.“

FuPa Südwestfalen: Beide Derbys, im Pokal und in der Meisterschaft, waren sehr emotional, der VfL hat den Platz zweimal als Sieger verlassen. Was hat dafür letztendlich den Ausschlag gegeben?

Breuer: „Ganz einfach: Sie haben jeweils ein Tor mehr erzielt.“

Schneider: „Ich denke, die mannschaftliche Geschlossenheit und die taktische Disziplin haben uns sehr geholfen.“

FuPa Südwestfalen: Herr Schneider, wie wichtig waren für Sie diese Erfolge? Haben die Siege Kräfte freigesetzt und Selbstvertrauen gebracht?

Schneider: „Genau so wichtig wie für jedes andere Spiel. Jeder Erfolg gibt Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.“

FuPa Südwestfalen: Herr Breuer, die Niederlagen haben sehr an Ihnen genagt, dass hat man nach den Spielen an Ihrer großen Enttäuschung erkennen können. Wie haben Sie und die Mannschaft diese Pleiten verarbeitet?

Breuer: „Einmal musste ich auf den Kölsch-Abend ins Vereinsheim und das andere mal bin ich anschließend joggen gegangen. Klar war es extrem bitter, heim zu fahren und zu wissen, das wir es nicht geschafft haben, unsere Möglichkeiten auszuspielen. Am nächsten Tag habe ich das Spiel für mich jeweils analysiert und versucht, die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen. Niederlagen gehören zum Sport dazu und wir haben ja auch nicht gegen Blinde verloren, sondern gegen die aktuell beste Mannschaft der Liga. Dem Team habe ich gesagt, dass es in Ordnung ist hinzufallen, wir aber nicht liegen bleiben dürfen.“

FuPa Südwestfalen: Wenn Sie sich aus dem Kader des anderen einen Spieler aussuchen könnten, wen hätten Sie gerne?

Breuer: „Yannick Bender. Er ist ein feiner Kerl und guter Torhüter, der bereits einmal in Birkelbach bei mir war. Leider zur falschen Zeit.“

FuPa Südwestfalen: Inwiefern?

Breuer: „Yannick hatte mit Janek Bäcker und Christian Zerbe in dieser Zeit zwei starke Torhüter vor sich.“

Schneider: „Bei der Zusammenstellung der Mannschaft haben wir uns bewusst für die Spieler in unserem Kader entschieden.“

FuPa Südwestfalen: Herr Schneider, die A-Junioren des VfL Bad Berleburg, die in einer JSG mit den Sportfreunden Edertal spielen, stehen in der A-Kreisliga punktlos auf dem letzten Tabellenplatz. Das kann Ihnen, der ja zeitgleich auch die B-Junioren-Südwestfalenauswahl trainiert und vor dem Engagement in Bad Berleburg auch im Jugendbereich tätig war, kaum gefallen...

Schneider: „Dies steht zur Zeit auf dem Prüfstand und wir arbeiten an konstruktiven Lösungsansätzen.“

FuPa Südwestfalen: Wie sehen die Lösungsansätze aus?

Schneider: „Das ist ein Prozess, den man nicht von heute auf morgen bewältigen kann. Das wird Zeit brauchen.“

FuPa Südwestfalen: Herr Breuer, Ihre A-Junioren sind Tabellenzweiter, allerdings nur in der B-Kreisliga. Kann man da erwarten, dass es im Sommer Spieler in ihren Kader schaffen?

Breuer: „Ja. Max Afflerbach habe ich bereits auf dem Schirm. Er wird in der Rückrunde bei uns mit trainieren und soll Erfahrungen sammeln. Weitere haben wir für den Sommer im Blick.“

FuPa Südwestfalen: Wie sehr leiden Ihre Jugendabteilungen darunter, dass der TuS Erndtebrück schon seit einiger Zeit in diesem Bereich zur Offensive geblasen hat?

Breuer: „Aus meiner Sicht weniger. Birkelbach ist vor vielen Jahren bewusst den Schritt gegangen, weniger in die Jugend zu investieren, da der Aufwand zum Ertrag nicht mehr im Verhältnis stand. Wenn wir einmal die Vereinsbrille abziehen und an die Kinder denken, ist es aus meiner Sicht sogar ein Vorteil, dass unsere Kinder zukünftig nicht bis Siegen, Ederbergland oder Marburg fahren müssen.“

Schneider: „Ich glaube nicht, dass unsere Jugendabteilung darunter leidet. Hier gibt es gänzlich andere Voraussetzungen.“

FuPa Südwestfalen: Welche Unterschiede sehen Sie zu der heutigen Spielergeneration im Gegensatz zu Ihrer aktiven Zeit?

Schneider: „Mal abgesehen vom aktuellen Haarstyling, da gab es früher auch schon extrovertierte Looks, sehe ich den grundlegenden Unterschied im viel größeren Freizeitangebot. “

Breuer: „Die Jungs sind schlitzohriger, taktisch besser ausgebildet und athletischer als zu meiner Zeit. Dagegen wurde sich früher mehr gequält und härter trainiert. Aufgeben gab es nicht.“

FuPa Südwestfalen: Hat sich der Fußball – gerade aus Trainersicht – allgemein sehr verändert?

Schneider: „Insgesamt ist das Spiel schneller geworden. Es gibt immer weniger herausragende Individualisten.“

Breuer: „Im Grunde nicht viel – heute wird mehr Wert auf mannschaftstaktisches Verhalten gelegt und jeder will schlauer sein als sein Gegenüber. Am Ende spielen jedoch elf gegen elf und die individuelle Qualität und Tagesform wird sich oft, unabhängig vom System, heute wie früher am Ende durchsetzen.“

FuPa Südwestfalen: Zurück zur Bezirksliga: Welche Mannschaft hat Sie besonders überrascht?

Breuer: „Allagen und Bad Berleburg. Wir können in Birkelbach schon anerkennen, mit welcher Konstanz der Berleburger Umbruch durch Ralph, Markus Gosler und Holger Lerch vollzogen wurde. Von daher standen sie zu Beginn zwar etwas überraschend, aber völlig verdient an der Spitze. Allagen, weil sie in dieser Runde einen guten Ball spielen.“

Schneider: „Große Überraschungen gab es bis jetzt eigentlich nicht.“

FuPa Südwestfalen: Von welchem Verein haben sie mehr erwartet?

Breuer: „Langenholthausen und SuS Langscheid/Enkhausen. Langenholthausen verfügt über einen finanzstarken Geldgeber, hat 15 neue Spieler mit meist sehr guter Ausbildung und höherklassiger Erfahrung geholt, ist mit dem Ziel des Aufstiegs in die Runde gestartet und hat eine siebenwöchige Vorbereitung hingelegt. Bei dem Wirbel, der im Hochsauerlandkreis um diese Mannschaft gemacht wurde, durfte man sie auf dem Zettel haben. Auch Langscheid hat einen starken Kader und sich zudem sehr gut verstärkt. Dass sie zu Beginn so schwach waren, hat mich sehr überrascht, inzwischen haben sie sich aber gefangen.“

Schneider: „Lediglich der TuS Langenholthausen bleibt hinter seinen Erwartungen zurück.“

FuPa Südwestfalen: Wer wird Meister? Wo landet Ihr Team?

Breuer: „Der VfL Bad Berleburg, wir wollen unter die Top 5.“

Schneider: „Wir haben unsere Saisonziele, nämlich die Konsolidierung und nachhaltige Entwicklung jedes Einzelnen, bereits vor der Saison bekannt gegeben und sehen auch jetzt keinen Grund, uns mit der Meisterschaft zu beschäftigen. Es gibt aber Vereine, einer ist glaube ich gar nicht so weit von uns entfernt, die sich zu diesem Thema vor der Saison klar positioniert haben. Abgerechnet wird aber zum Schluss und bis dahin ist es noch ein weiter und spannender Weg mit vielen Überraschungen. “

FuPa Südwestfalen: Trauen sie Ihrer Mannschaft zu, diese Überraschung zu sein?

Schneider: „Nochmal: Die Ausbildung steht vor dem Tabellenplatz. Natürlich nehmen wir es so an, wenn es so kommen sollte. Ich sehe ja auch unsere Punkte. Aber ich sehe keine Notwendigkeit, auf den Titel zu schauen. Das können wir machen, wenn wir drei Spieltage vor Schluss neun Punkte Vorsprung haben.“

FuPa Südwestfalen: Abschließend: Welche Schlagzeile würden Sie über Ihre Mannschaft gerne nach dem letzten Spieltag in der Saison 2016/2017 lesen?

Breuer: „Die Sportfreunde haben ihre Ziele erreicht.“

Schneider: „Eine gute Entwicklung jedes Einzelnen ist erkennbar.“

Aufrufe: 020.12.2016, 09:30 Uhr
Stefan StarkAutor