2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
F: Gottschlich
F: Gottschlich

Winterpause ist für Arminia Bielefelds Frauen bitter nötig

Beim 0:3 in Herford wird deutlich, dass Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld die Winterpause bitter nötig hat. Im Januar soll eine neue Spielerin zur Verstärkung der Abwehr dazukommen

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Arminias Fußballerinnen haben in dieser Saison schon manche hohe Hürde übersprungen, doch die letzte am Sonntag im Herforder Jahnstadion war einfach zu hoch. Bei der verdienten Derby-Niederlage, die mit 0:3 zwar einen Tacken zu hoch ausfiel, grundsätzlich aber in Ordnung ging, stand das Erfolgsteam der vergangenen Wochen über weite Strecken völlig neben sich.

Dabei waren die Gäste von der Tabellenkonstellation her eigentlich als Favorit in das Nachbarschaftsduell gegangen, doch wer das Heimspiel am Sonntag zuvor – das mühsam erkämpfte 3:2 gegen Union Berlin – gesehen hatte, wusste, wie schwer es in Herford werden würden. „Die Akkus und die Köpfe sind komplett leer“, konstatierte Trainer Markus Wuckel nach dem letzten Schlusspfiff des Jahres 2016. Zwar rannten die Armininnen auch in Herford lange wie die Duracell-Hasen. Doch mit Laufen allein ist in der 2. Bundesliga kein Spiel zu gewinnen – man muss das Plus an Ballbesitz auch schon mal in Torchancen und (noch besser) in Tore ummünzen.

»Selbst ich hatte das Gefühl, dass heute nichts gehen würde«

Genau daran haperte es bei den Gästen, die zwar vor der Pause noch munter mitspielten, bei zwei, drei klaren Chancen im Abschluss aber Konzentration und „den letzten Tick, das Tor auch wirklich machen zu wollen“ (Wuckel), vermissen ließen. In der zweiten Halbzeit hielt Arminia den Herforder SV dann minutenlang in dessen Hälfte fest, doch Maxi Birker schwante schon nach gut einer Stunde Übles. „Selbst ich, die ich eigentlich nie aufgebe, hatte schon früh das Gefühl, dass nichts gehen würde“, sagte die Kapitänin.

Dass am Ende tatsächlich vorne die Null stand, lag vor allem an der fehlenden Abstimmung unter den Angreiferinnen in der Box, also der unmittelbaren Gefahrenzone vor dem gegnerischen Tor, in der die meisten Treffer erzielt werden. So nutzte es überhaupt nichts, dass Symela Ciesielska sich gleich mehrere Male schön auf der Rechtsaußenposition durchsetzte: Sie brachte so gut wie immer den falschen Pass in die Mitte, wo allerdings auch kein System bei den Laufwegen der Stürmerinnen zu erkennen war. Vor allem Karolina Bochra irrte ziemlich orientierungslos im Strafraum herum und hatte in der besagten Box nicht einen einzigen Abschluss! Und als Ciesielska in der 38. Minute tatsächlich einmal in Sarah Grünheid eine Abnehmerin am kurzen Pfosten fand, schob diese den Ball knapp am Tor vorbei. Ansonsten rutschten Ciesielskas Hereingaben mehr als einmal an Freund und Feind vorbei, gingen weit ins Aus oder landeten sogar als Einwürfe für Herford auf der gegenüberliegenden Seite.

Auch die viel gelobten und geübten Standards waren am Sonntag eine stumpfe Waffe. Nicht einmal heulten bei den sonst so gefährlichen Freistößen und Eckbällen von Maxi Birker die Alarmsirenen im Herforder Strafraum auf – die Abwehr des HSV hatte die Lage jederzeit unter Kontrolle. Auf der anderen Seite konterten die Herforderinnen den immer mutloser werdenden Gegner am Ende zweimal klassisch aus – und fertig war ein Ergebnis, „das wir uns so natürlich nicht vorgestellt hatten“, wie die Ex-Herforderin Lena Göllner eingestand.

Trainer Markus Wuckel musste zu allem Überfluss auch noch eine grotesk unprofessionelle öffentliche Pressekonferenz über sich ergehen lassen. Bei der wusste die Moderatorin zunächst nicht, dass das Spiel 3:0 ausgegangen war – okay, mit ihrem Tipp 2:0 lag die junge Dame immerhin dicht dran. Anschließend aber missachtete sie das Gebot der Höflichkeit, den Gästetrainer als Ersten zu seiner Meinung zu befragen. So durfte Wuckel sich erst kryptische Ausführungen seines Kollegen Daniel Hollensteiner an die Adresse von „Störfeuer“ legenden Kritikern im eigenen Verein und niedliche, aber wenig analytische Statements zweier Herforder Spielerinnen anhören, ehe er dem Gegner gratulieren und den Auftritt seines Teams kommentieren durfte.

„Wir haben in dieser Saison schon so viele schöne Erlebnisse gehabt, da muss man auch mal mit so einem Misserfolg leben können“, meinte der Arminentrainer. Wuckel äußerte die feste Überzeugung, „dass uns diese Niederlage nicht umwerfen, sondern stärker machen wird“. Dazu soll auch die Verpflichtung einer Defensivspielerin beitragen, die wohl in der Winterpause kommt. „Wir sind uns schon so gut wie einig“, sagte der DSC-Coach.

Aufrufe: 019.12.2016, 18:30 Uhr
KaspersAutor