2024-05-02T16:12:49.858Z

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Willkommen beim 1. FFC Orientierungslos

Die Fortuna-Fußballerinnen finden sich als ehemaliger Spitzenreiter der Regionalliga Nordost auf Rang sieben wieder. Das ist mehr als eine Ergebniskrise. Eine Analyse.

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Eine Mannschaft in der Sinnkrise. Im neuen Jahr reichte es für die Fußballerinnen des 1. FFC Fortuna Dresden in drei Partien der Regionalliga zu einem mageren Pünktchen. Das erkämpften sich die Sächsinnen am Sonntag daheim gegen den 1. FFV Erfurt. Endstand 2:2. Die Thüringerinnen sind als Tabellenzehnter beileibe keine Übermannschaft und offenbarten das ganze Dilemma des ehemaligen Spitzenreiters (4./5. Spieltag).

Die Schützlinge von Trainer Andreas Pach wirken fünf Monate nach der Sensations-Momentaufnahme ideen- und kraftlos, ohne Selbstvertrauen, fahrig, unkonzentriert – und ja, auch glücklos. Willkommen beim 1. FFC Orientierungslos. In der Tabelle der dritthöchsten Spielklasse hat es die Fortuna-Frauen mittlerweile ins Niemandsland verschlagen. Genauer gesagt auf Rang sieben. Mit lediglich 17 Zählern ist der Rückstand der Dresdnerinnen auf Rang vier auf satte elf Punkte angewachsen. Und das derzeitige Auftreten ist mitnichten nur eine Ergebniskrise, wie die knappen Resultate – 1:2 gegen FFV Leipzig II, 1:2 gegen Aue, 2:2 gegen Erfurt – vermuten lassen. „Wir tun uns schwer zurzeit“, gibt Andreas Pach zu, „obwohl wir nichts anders machen als vorher. Wir trainieren ordentlich“, betont der 44-Jährige. Wobei der Begriff ordentlich schon relativ ist – und sich an den bescheidenen Möglichkeiten orientiert. Der 1. FFC Fortuna trainiert in der Woche abends auf dem Rasenplatz an der Wurzener Straße. Unter Flutlicht. Diese Bezeichnung haben die Leuchtmasten jedoch nicht verdient. Die „Flut“ des Lichtes funzelt gerade mal am Fuß des jeweiligen Pfahles hinab und in dessen Fünf-Meter-Korridor hinein. „Ich würde mir natürlich auch einen größeren Konkurrenzkampf im Training wünschen. Der fehlt mir. Die Hälfte derer, die zum Training erscheint, weiß, dass sie am Wochenende auch spielt“, klagt Pach über den konstant niedrigen Personalstand. Als Kritik an seinen Spielerinnen will das der 44-jährige Fußballlehrer aber am wenigsten verstanden wissen. Es beschreibt die Realität im Drittliga-Frauenfußball. Die Spielerinnen stellen Job und Familie in den Vordergrund – anstatt das nicht oder kaum vergütete Hobby. Und wer mag es ihnen verdenken? „Ich nicht“, sagt Andreas Pach, „Wir müssen einfach mit den Gegebenheiten leben. Auch damit, dass es innerhalb der Mannschaft durchaus verschiedene Ansichten über die sportliche Gewichtung und das eigene Anspruchsdenken gibt“, bekennt der Trainer.

Die Folgen indes sind auf dem Platz unübersehbar. „Wir haben keine ordentliche Vorbereitung auf die Rückrunde hinbekommen“, sagt Pach. Auch Leistungsträgerinnen wie Carolin-Sophie Härling – trotz ihres 13. Saisontreffers gegen Erfurt –, Jessica Schleusing oder Kathleen Freude hinken ihrer Form hinterher. „Unsere Punkte verlieren wir derzeit fast ausschließlich durch individuelle Fehler, wir können die Konzentration einfach nicht hochhalten“, hadert der Fortuna-Trainer, der seit seinem Doppel-Engagement mit der Übernahme des Männer-Teams von Stahl Riesa Mitte März auf den ersten vollen Erfolg wartet. „Auch unser derzeitiger Stand im Niemandsland der Regionalliga trägt nicht gerade zu erhöhter Motivation bei“, sagt Pach. Bei Fortuna hat sich die Tristesse eingeschlichen. „Da kommen wir nur wieder raus“, verdeutlicht der Coach, „wenn wir arbeiten, arbeiten und arbeiten.“ Platz fünf sei für den Landespokal-Finalisten immer noch drin.

Aufrufe: 013.4.2016, 10:36 Uhr
Alexander HillerAutor