2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche

Wieder Zeit für einen Heimsieg

Letzter Heimerfolg des SVW Mainz liegt lange zurück +++ Thorsten Kleber über den Saisonverlauf, seinen Bruder und Teamkollegen Christoph sowie das bevorstehende Derby gegen den VfB Bodenheim

Zumindest als Geheimfavorit war der SVW Mainz in die Landesliga-Saison gestartet, nach mehr als zwei Drittel absolvierter Spiele hängt das Team im Mittelfeld fest. Im Derby gegen den VfB Bodenheim (Sonntag, 15 Uhr) geht es für die zuletzt heimschwachen Weisenauer auch darum, nicht noch in die Gefahrenzone zu rutschen. Mit Thorsten Kleber (27) kam vor der Saison ein verbandsligaerfahrener Mittelfeld-Malocher hinzu, der mit seinem Bruder Christoph (29) in der Innenverteidigung erstmals überhaupt in einer Mannschaft spielt. Im Interview der Woche spricht der jüngere der beiden Kleber-Brüder über die Weisenauer Talfahrt, seine Ambitionen und die mittelfristigen Ziele des Vereins.

Thorsten, in den ersten neun Spielen habt ihr nur eine Niederlage gefangen, seither habt ihr von 13 Spielen nur vier gewonnen. Woran liegt dieser Abschwung?

Man muss einfach sagen, dass wir zurzeit Verletzungspech haben und aus vielen Spielen mit Verletzten raus gehen. Zuletzt hat sich Adem Kaya in Geinsheim einen doppelten Nasenbeinbruch zugezogen, Daniel Richter hatte ebenfalls schon einen Nasenbeinbruch erlitten, Toni Quint Vila sogar schon zweimal Verletzungen im Gesicht. Vielleicht spielen wir zu robust, oder es ist Pech.

Oder der Gegner spielt robuster als ihr, was ich mir eigentlich kaum vorstellen kann.

Manchmal schaukelt sich das hoch. Ich will den Gegnern nichts unterstellen, aber diese Häufung ist schon auffallend. Vielleicht muss man ein bisschen mehr austeilen, statt nur einzustecken.

Auffallend ist auch, dass Verletztenmiseren stets spurlos an Dir vorübergehen.

Ja, zum Glück, an Fußball-Verletzungen hatte ich bisher noch nicht wirklich was, zumindest nicht, dass ich mich erinnern könnte.

Dein zwei Jahre älterer Bruder Christoph spielt ja auch praktisch immer. Gute Gene...

Allerdings. Ich bin ja auch wegen meines Bruders vor dieser Saison nach Weisenau gekommen.

Ihr beiden seid schon gefühlte 100 Jahre im hiesigen Amateurfußball unterwegs, habt aber zuvor noch nie zusammengespielt, oder?

Einmal, bei Mainz 05, ich weiß gar nicht, in welcher Jugend genau, unter Trainer Willi Löhr. Da habe ich gemeinsam mit Patrick Walther in Christophs Mannschaft ausgeholfen. Ich bin fünf Minuten vor Schluss eingewechselt worden. Das war's. Aber wir haben schon häufiger gegeneinander gespielt, vor allem im Pokal, wo ich mit der Schott ja beim ambitionierteren Klub war, er aber meistens das bessere Ende für sich hatte. Gut, dass diese Zeit vorbei ist.

Ihr kennt euch seit 27 Jahren, wart aber nie im selben Team – muss man sich da eigentlich auch mit seinem Bruder erst einspielen und finden?

Am Anfang mussten wir uns die Abstimmung schon erarbeiten. Es war anfangs ehrlich gesagt auch schwierig, weil Weisenau nicht die spielstärkste Mannschaft war. Blöd gesagt: Lange Bälle und hinterher laufen, das kannte ich so noch nicht. Aber das hat sich jetzt wirklich geändert. Ich bemühe mich auch, das Spielerische zu verstärken, mich immer wieder im Mittelfeld anzubieten und den Ball zu fordern, und das klappt auch.


Umringt von Gegenspielern: Weisenaus Thorsten Kleber (schwarzes Trikot). (Bild: Boor)

Siehst Du, gemeinsam mit Leon Porsch im Zentrum, Deine Aufgabe darin, den Weisenauer Spielstil zu ändern?

Ohne Eigenlob, denke ich schon, dass Leon und ich – wir haben ja beide auch höher gespielt – hier helfen und etwas vorleben können. Aber es ist natürlich noch Luft nach oben. Mit Adem Kaya habe ich ja auch schon zusammengespielt. Da kennt man die Laufwege, was wichtig ist, wenn man in Bruchteilen von Sekunden entscheiden muss. Ich denke, dass wir als Achse für Weisenau wichtig sein können.

Zuletzt haperte es aber etwas, vor allem zu Hause. Und der neue Kunstrasen, auf dem ihr ja noch gar nicht gewonnen habt, kommt eurem Spiel vermutlich auch nicht wirklich zu Gute, oder?

Ich bin nicht so der Statistik-Mensch und gucke von Spiel zu Spiel. Ich kann nur sagen, dass der Rasenplatz von der Mannschaft gewünscht ist, und vom Trainerstab auch. Für mich sind das die besten Fußballbedingungen: Rasen, Regen, warm. Wenn man sich so richtig schön dreckig machen kann.

In der Winterpause hat euer Trainer Bert Balte mehr Wert auf die spielerische Entwicklung der Mannschaft gelegt. Trägt das bereits Früchte?

Ich kenne Bert ja schon aus unserer gemeinsamen Zeit bei Schott. Was ich sehe ist, dass sich gegenüber den Weisenauer Spielen, die ich mir früher angeschaut habe, definitiv etwas geändert hat. Das liegt sicher auch an den Verpflichtungen. Aber man kann nach einer halben Saison natürlich nicht erwarten, dass alles schon super klappt. Man hört ja nie auf zu lernen.

Hat Bert Balte sich gegenüber der Zeit bei Schott geändert? Klanglich jedenfalls nicht...

Nee (lacht). Ich würde sagen, er ist entspannter geworden. Der Druck bei der Schott war schon stärker. In Weisenau wird nicht so viel verlangt. Vor dieser Saison hat es geheißen, wir sollen nicht um den Abstieg spielen, was auch ganz gut klappt. Aber Bert ist immer noch so fußballverrückt oder -begeistert wie früher. Und wir haben viele junge Spieler, die noch sehr viel von ihm lernen können.


Nicht gegen den Abstieg – das Thema ist, an den Ergebnissen gemessen, bei eurer Leistungskurve aber noch lange nicht durch...

Wir hatten nach der Winterpause keinen guten Start, hinzu kam, wie gesagt, unser Verletzungspech. Aber im Großen und Ganzen habe ich keinen Schiss, dass wir noch gegen den Abstieg spielen müssen. Das habe ich noch nie getan, und dafür sind wir auch zu gut.

Mittelfristig möchte euer Trainer den Blick nach oben richten. Siehst Du da aktuell das Potenzial?

Zurzeit sehe ich es noch nicht, das spiegelt ja auch unser Tabellenstand wieder. Mit der aktuellen Mannschaft denke ich nicht, dass das klappen wird. Ich wüsste auch nicht, wo wir so leicht die Spieler herbekommen sollen. Ich denke, wir sollten lieber langsam etwas aufbauen und auf die Talente setzen, als die Verbandsliga als Ziel auszurufen. Was nicht heißt, dass ich nicht gern aufsteigen würde.

Nach Deinem Wechsel nach Ingelheim vor eineinhalb Jahren hattest Du gesagt, dass Du noch einmal ambitioniert spielen wolltest. Das Ende kam dann mit Jürgen Collets Abgang schneller als gedacht. Ist das Thema höherklassige Ambitionen mit dem Wechsel nach Weisenau für Dich ad acta gelegt?

So weit gehende Gedanken mache ich mir ehrlich gesagt gar nicht mehr. Fußball ist nicht mehr der Hauptbestandteil meines Lebens. Ich will jetzt mein Studium beenden und ins Berufsleben einsteigen, und mein Bruder ist kürzlich Vater geworden, ich bin also Onkel. Da zählen andere Dinge im Leben. Aber der Fußball war immer und wird immer ein Teil von mir sein, doch ich sehe es immer mehr als Spaß. Wenn man sich dreimal die Woche ins Training quält, sollte man aufhören. So lange gewährleistet ist, dass es Spaß macht und ich nette Leute treffe, bleibe ich dabei. Und zurzeit ist alles im grünen Bereich.

Das Restprogramm erscheint, vor allem nach dem Derby gegen Bodenheim, alles in allem nicht Angst einflößend. Was glaubst Du, wo ihr am Ende der Saison steht?

Ich denke, dass wir im Mittelfeld landen. Wenn es gut läuft, im oberen Mittelfeld. Gegen den Abstieg müssen wir nicht mehr spielen, da bin ich mir sicher. Aber ich schaue immer von Spiel zu Spiel, und jetzt zählt das Derby gegen Bodenheim, auf das wir alle sehr viel Bock haben. Es waren nie schöne Spiele, aber für Weisenau ging es meist glücklich aus.

Es wäre auch mal wieder an der Zeit für einen Heimsieg. Weißt Du, wie lang der letzte her ist?

Da du es angesprochen hast, vermutlich bevor der Kunstrasen kam...

27. September, 2:0 gegen Neustadt.

Ok, dann wird es wirklich Zeit mit einem Sieg.

Aufrufe: 031.3.2016, 11:00 Uhr
Torben SchröderAutor