2024-05-02T16:12:49.858Z

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<b>F: Günter von Ameln</b>
<b>F: Günter von Ameln</b>

Wie steigt man in fünf Jahren viermal auf?

Das Beispiel FC Maroc

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Lothar Weber hat in seinem Leben bereits sechs Vereine gegründet, die meisten davon für Spieler mit Migrationshintergrund. Der FC Maroc Düsseldorf, sein jüngstes Projekt, wurde erst 2008 aus der Taufe gehoben und spielt inzwischen schon in der Bezirksliga. In den vergangenen fünf Jahren gelangen dem Klub vier Aufstiege. Wie geht das eigentlich, Herr Weber?
1. Vitamin B

Der Fußball begleitet mich jetzt schon seit 60 Jahren. Nach meiner aktiven Zeit war ich noch eine Weile Schiedsrichter und habe dann selbst sechs Vereine gegründet. Kurzum: Ich kenne hier jeden Strauch. Ohne diese Beziehungen wäre das nicht möglich gewesen, denn inzwischen ist es gerade im Fußballverband Niederrhein sehr schwierig geworden, einen Klub zu gründen. Neue Mannschaften haben eigentlich kaum Chancen, in die Ligen aufgenommen zu werden. Von meinen alten Vereinen sind mir glücklicherweise gleich zu Beginn einige Spieler zum FC Maroc gefolgt.

2. Erfahrene Spieler

Ich weiß nicht mehr, wie wir es geschafft haben, aber viele Spieler, die am Anfang zu uns stießen, spielten früher in der Jugend von Fortuna Düsseldorf. Die ersten beiden Aufstiege gelangen also spielend. Als wir dann in der Kreisliga B spielten, kamen gleich neun Jungs aus der Landesliga. So hatten wir im Vergleich zu unseren Gegnern relativ viel Qualität auf dem Platz.

3. Störfaktoren ausschalten

Oft heißt es, ausländische Mannschaften verhalten sich undiszipliniert, doch wir hatten fast noch nie Probleme mit Tätlichkeiten und Schlägereien. Und wenn es doch mal Ärger gibt, muss man seine Linie einfach durchziehen. Als es in der Kreisliga B gerade ziemlich gut lief, habe ich einen Trainer entlassen, der sehr viel Unruhe verursacht hat. Damals gab es große Widerstände gegen meine Person. Wir würden heute aber nicht da stehen, wo wir sind, wenn ich nicht so konsequent gehandelt hätte.

4. Ehrenamt

Du brauchst einfach Leute, die den Laden zusammenhalten. Was das Sportliche betrifft, so haben wir mit Mohamed Aouna ein „Mädchen für alles“. Ich regele die Geschicke eher im Hintergrund von zu Hause aus. Mohamed kommt ein- bis zweimal am Tag vorbei und dann tauschen wir uns aus. Ehrenamt beginnt aber im Kleinen: Meine Frau hat über Jahre hinweg die Trikots gewaschen.

5. Kameradschaft

Wenn die Jungs nicht zusammenhalten, kann man keinen Blumentopf gewinnen. Viele unserer Spieler kennen sich von der Uni und haben dort Kumpels abgeworben, weil sie einfach mit ihren Freunden zusammen Fußball spielen wollten. Da ist es auch mal egal, wenn man zwei Ligen tiefer spielt. Natürlich können die Spieler jederzeit bei mir vorbeikommen. Bei meinem Kühlschrank in der Laube kann sich jeder selbst bedienen. Neulich hatten wir in meinem Garten eine Feier mit 300 Leuten. Das fördert den Zusammenhalt und nicht umsonst schaut sich inzwischen jeder zweite Marokkaner aus Düsseldorf unsere Spiele an.

Aufrufe: 016.10.2014, 10:57 Uhr
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