2024-04-19T07:32:36.736Z

Kommentar
Claus-Dieter Wotruba findet die Ereignisse zum Haare raufen. Foto: Brüssel
Claus-Dieter Wotruba findet die Ereignisse zum Haare raufen. Foto: Brüssel

Wie sich ein Verein im Erfolg plötzlich selbst entzweit

Burgweintings Fußballer übten sogar den besonderen Spagat vom Leistungs- zum Breitensportgedanken +++ Jetzt zerstört überflüssiger Streit viel Gutes.

Als ich im Spätsommer 2012 zum SV Burgweinting kam, weil mein Kleiner hier Fußball spielen wollte, war ich verwundert. Ich traf auf eine Vielzahl an engagierten Menschen, die eine Vielzahl an erstaunlichen, fortschrittlichen und positiven Aktivitäten entwickelt hatten, von deren Existenz ich keinerlei Ahnung hatte, obwohl ich doch das Sportgeschehen der Stadt Regensburg als Sportredakteur aufmerksam verfolge und auch mein Elternhaus seit 1977 in Burgweinting steht.
Als ich den Trainerjob übernahm, weil für eine dritte C-Juniorenmannschaft oft Trainermangel herrscht, taten sich Türen auf in einem modernen Sportverein. Ich sammelte neue Erfahrungen und kümmerte mich also nun um ein Breitensportteam. Es klang spannend: Nachhaltig hatte den Spagat zwischen Leistungs- und Spaßfußball in der Stadt in meinen Augen schließlich noch kein Verein geschafft.

Rückzug aus Solidarität

Jetzt bin ich wieder verwundert. Dies ist die persönliche Sicht eines Mannes, der als Außenstehender eine Innenansicht wiedergibt, sich auch ohne Mitgliedschaft engagierte und sich nun kopfschüttelnd und traurigen Herzens aus der Jugendarbeit zurückzieht, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, weil in Burgweinting Ehrenamt und Engagement junger Menschen mit den Füßen getreten wurden. Namen kommen in dieser Innenansicht ganz bewusst nicht vor.Seit Monaten schwelte innerhalb des Klubs ein Konflikt. Ausgangspunkt war eine Streitigkeit innerhalb der ersten Fußball-Mannschaft, die am Abschied einiger Spieler festgemacht wurde. Verkannt wurde die Dimension dieser Auseinandersetzung. Sie war das Ergebnis eines steilen, beispiellosen Aufstiegs aus der Kreisliga, der den Verein an seine Grenzen brachte. Plötzlich geriet das Prinzip, bis hinauf in die erste Mannschaft mit eigenen Kräften zu arbeiten, ins Wanken. Das entzweite Aktiven- und Jugendlager, das begann, sich zu wehren.

Das Traurige: Die Streitigkeit wurde immer undurchsichtiger, weil Dinge verknüpft wurden, die nicht zusammengehören. Als gäbe einem der Bäcker keine Semmeln mehr, weil man Ärger mit dem Metzger hat. Kommuniziert wurde nicht persönlich, sondern per Anwaltsschreiben. Ein Elternbrief einer von einer Entlassung eines Trainers betroffenen Mannschaft wurde erst einmal über Wochen ignoriert. Tränen flossen. Mannschaften mit auswärtigen Spielern - der SV Burgweinting hatte durch seine Arbeit zwangsläufig Anziehungskraft entwickelt - wurden fast Feindbilder. Es wurden schlicht mehr und mehr Leute in Mitleidenschaft gezogen, die mit dem Ursprung der Auseinandersetzung nichts zu tun hatten und größtenteils die Lage gar nicht einordnen können. Innerhalb des Vereins kümmerte sich kein Gremium um eine Lösung oder gebot gar Einhalt. Statt einzudämmen, wurde der Streit ausgeweitet. Weitere Funktionsträger sollten entfernt werden. Warum, blieb offen: Große Gesprächsrunden zur Findung von Lösungen oder gar zur Klärung wurden abgelehnt.Jetzt verliert Burgweinting also ein zweites Mal innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl an Kräften. SV scheint im Fußballbereich nicht für Sportverein, sondern eher für Streitverein zu stehen. Dass es zu einem derartigen Bruch kommt, stimmt zutiefst traurig. Ich habe in meinen Vereinstätigkeiten und in der MZ-Sportredaktion oft erlebt, wie persönliche Belange über das große Ganze gestellt werden und davon am Ende alles Schaden nimmt.In Burgweinting stimmen die aus unterschiedlichen Kreisen kolportierten Äußerungen über abschätzige Zitate über verdiente Ehrenamtliche und deren Ersetzbarkeit sehr, sehr nachdenklich. Der SV Burgweinting scheint in Zeiten, in denen die Vereine massiv über den Rückgang von freiwilliger Tätigkeit klagen, über ein schier unerschöpfliches und beneidenswertes Reservoir zu verfügen.

Jeder ist jederzeit ersetzbar

Leider hat sich der Eindruck entwickelt, dass es dem Klub wohl zu viel wird, so viele Kinder und Jugendliche beherbergen zu müssen. Wobei der Zufluss kaum geringer werden wird. Allerdings: Nach den neuesten Entwicklungen ist zu erkennen, wie geschickt versucht wird, den Schaden gering zu halten. Ich persönlich bekam übrigens keinerlei Rückmeldung aus Vorstandskreisen über meine Amtsniederlegung. Jeder ist jederzeit ersetzbar bei den Fußballern des SV Burgweinting. Verwunderlich, oder?

Aufrufe: 028.3.2014, 19:45 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor