2024-04-23T13:35:06.289Z

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Bekenntnis zur SG: 1. Vorsitzender Olaf Hingeberg-Pedersen (l.) und Sportwart Tim Ratzkowski. Foto: Winfried Beckmann
Bekenntnis zur SG: 1. Vorsitzender Olaf Hingeberg-Pedersen (l.) und Sportwart Tim Ratzkowski. Foto: Winfried Beckmann

"Wie halten? Mit dem Wir-Gefühl"

Interview-Serie Teil 11: SV Wimmer weiß Nachbarn zu schätzen - Wenn Ehrenamt Spaß macht ...

Wimmer. Der Gefahr, A- und B-Jugendliche wegen anderer Interessen zu verlieren, steuert der SV Wimmer bewusst gegen. ,,Man muss sie versuchen einzubinden, denn sonst sind sie weg. Wir betonen das Wir-Gefühl", erklärten 1. Vorsitzender Olaf Hingeberg-Pedersen und Sportwart Tim Ratzkowski im Interview unserer Serie mit Verantwortlichen der Fußball spielenden Altkreis-Vereine. Der Wortlaut des Interviews:

Hallo, Herr Hingeberg-Pedersen, hallo, Herr Ratzkowski, fast in Sichtweite, gerade mal zwei Kilometer entfernt und nur durch die Bundesstraße getrennt ist der VfL Lintorf zu Hause. Logische Konsequenz eine Spielgemeinschaft?
Hingeberg-Pedersen: Ganz klar. Wir haben damals zwei Jahre mit der B-Jugend getestet, wie es geht, dann die SG auf den gesamten Jugendbereich erweitert und ab 2009 auch auf den Herrenbereich. Das war damals alles in 14 Tagen gelaufen, weil es von der Altersstruktur und auch sonst alles zusammenpasste.

Und auch im Alltag weiter gut zusammenpasst, wie die Aktivitäten und der Spielbetrieb zeigen.
Ratzkowski: Und wie. Von den Minis bis zur A-Jugend haben wir alle Altersklassen besetzt, was wir allein nicht könnten, und zwei Herrenmannschaften, jetzt sogar noch eine dritte. Das läuft alles sehr gut, die Organisation auch eben kurz über Whats-app oder Mail, wenn nicht mehr Zeit zwischendurch ist.

Eine dritte Herrenmannschaft - das hat ja im Altkreis Seltenheitswert. So großer Andrang?
Hingeberg-Pedersen: Wir haben zwei große Kader bei der ersten und zweiten Mannschaft, auch deshalb, weil viele Jugendliche bei uns bleiben, weil sie eine Perspektive sehen, und weil neue von außerhalb gekommen sind. Damit haben wir eine große Rotation. Wer nicht in der ersten oder zweiten zum Einsatz kommt, kann dann in der dritten Mannschaft spielen. Das klappt sehr gut mit unserem Trainer Uchtmann, und so halten wir die Spieler auch. Der Vorteil der Dritten: Sie spielt in einer kleinen Staffel mit weniger Spielen, was viele wegen Beruf und Familie gut finden. Gerade auch die, die sich für die Alten Herren noch zu jung finden.

Viele Vereine verlieren gerade ihre Jugendlichen im A- und B-Jugend-Bereich. Wie schaffen Sie das Gegenteil?
Hingeberg-Pedersen: Man muss sie versuchen einzubinden, denn sonst sind sie weg bei dem großen Angebot, das es im Sport und in der Freizeit allgemein gibt. Deshalb betonen wir das Wir-Gefühl. Damit versuchen wir viel zu erreichen im Gegensatz zum nahen Nordrhein-Westfalen, wo es viele Söldner gibt, die ein Jahr bleiben und dann wieder gehen.

Dazu braucht mal Idealisten und die viel zitierten Ehrenamtlichen. Woher nehmen?
Ratzkowski: Das ist schwer, auch wenn es uns viel Spaß macht, weil wir uns ergänzen und im Vorstand alles gut klappt. Aber Helfer finden, auch Eltern, die helfen, ist schwer. Da muss bei vielen, nicht bei allen ein Umdenken passieren, dass sie ihre Kinder nicht für eineinhalb Stunden oder länger bei uns abgeben.

Hingeberg-Pedersen: Da ist das Anspruchsdenken sehr groß in der Erwartung einer Rundum-Betreuung, doch es geht nur, wenn uns Eltern helfen. Wie man an Ehrenamtliche rankommt? Wenn ich eine Lösung hätte, würde ich ein Patent anmelden. Ein Patentrezept gibt es leider nicht.

Wimmer ist viel, aber nicht nur Fußball, wenn man eine Mehrzweckhalle neben dem großflächigen Sportplatz-Gelände sieht. Was geht mehr bei so naher Konkurrenz und in einem Gemeindeteil von überschaubarer Größe wie Wimmer ?
Hingeberg-Pedersen: Wir haben die Mehrzweckhalle reaktiviert und bieten neben Fußball auch Tischtennis an. Wir haben mal Aerobic, genau Bauch-Beine-Po angeboten, aber es ist schwer, Übungsleiter zu finden. Außerdem bieten unsere Nachbar so viel an. Im Winter können auch unsere Fußballer in die Halle, die wir selbst verwalten.

Wohin führt der Weg des SV Wimmer - im Fußball klar mit Lintorf weiter?
Ratzkowski: Die SG ist absolut sinnvoll. Besser als jeder allein, denn sonst hätten wir keine zweite Herrenmannschaft und keinen Unterbau. So muss man in der SG als Spieler nicht den Verein wechseln und hat mehr Möglichkeiten.

Wenn die SG im Fußball so gut funktioniert, ist eine Kooperation auf Altkreisebene zum Beispiel im A-und im B-Jugend-Bereich ein Thema, um die Talente höherklassig zu fördern und fordern?
Hingeberg-Pedersen: Ganz schwierig, wenn man zum Beispiel an Entfernungen denkt. Eltern müssten dahinterstehen, die Jugendlichen dazu bereit sein. Wer ist verantwortlich? Das würde schwer umzusetzen sein. Wir sollten uns vielmehr Gedanken machen, denn Fußball ist kein Selbstläufer mehr. Der Job hat mehr Bedeutung, viele Menschen wollen sonntags frei und Zeit haben für die Familie. Da müssen auch die Verbände umdenken. Das wird uns künftig beschäftigen.

Aufrufe: 022.9.2015, 16:00 Uhr
Wittlager KreisblattAutor