2024-04-16T09:15:35.043Z

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Dorfmerkingen schreibt Pokalgeschichte

WFV-Pokal: Sportfreunde besiegen Favorit aus Balingen - Finale in ARD-Konferenz

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Dass es schüttete wie aus Kübeln, das war den Dorfmerkinger Fußballfans egal. Noch lange nach dem Schlusspfiff feierten sie den 2:1-Halbfinalsieg gegen den Oberligisten TSG Balingen zusammen mit ihren Spielern bei strömendem Regen. Der Landesliga-Spitzenreiter hat die Sensation geschafft und sich ins Finale um dem WFV-Pokal gespielt. Endspielgegner am 25. Mai (Christi Himmelfahrt) im Stuttgarter Gazi-Stadion ist Regionalligist Stuttgarter Kickers. Wie erstmals im vergangenen Jahr wird auch dieses Finale als Konferenzschaltung aller Länderpokalfinales live in der ARD ausgestrahlt. Die Sportfreunde Dorfmerkingen werden sich an diesem Tag einem Millionenpublikum in ganz Deutschland präsentieren.

Es war ein harter Tag der Arbeit für die Jungs von SFD-Cheftrainer Helmut Dietterle, ehe sie die Arme hochreißen durften. 1200 Zuschauer waren aufs Härtsfeld gekommen, um das vergangene Woche wegen des plötzlichen Schneefalls verlegten WFV-Pokalhalbfinale gegen den Oberligavierten TSG Balingen anzuschauen. Was sie sahen, war ein Pokalfight, bei dem man dem Landesligaspitzenreiter von der Ostalb die zwei Ligen Unterschied nicht anmerkte. Nach seiner Sperre wieder vom Anpfiff an wieder dabei war Ex-Profi Fabian Weiß, der zusammen mit seinem Mitspielern merklich auf diese Partie brannte.

Beinahe der Schock zu Spielbeginn

Doch kaum hatte Schiri Marco Zauner aus Bühlerzell den Ball freigegeben, da zappelte er auch schon im SFD-Netz. Schockstarre bei den Fans. War das bereits das Ende vom großen Pokaltraum? Mitnichten. Schiri Zauner hatte das Foul des Gästeangreifers gesehen. Weiter ging es mit Freistoß für die Dorfmerkingen und einer SFD-Elf, die den zunächst spielerisch dominanten Gästen schnell den Schneid abkaufte. Helmut Dietterle hatte Mut bewiesen, setzte taktisch mit Daniel Nietzer und Fabi Weiß auf eine Doppelspitze, die in der Folgezeit ihre Wirkung nicht verfehlte. Nur wenige Minuten waren gespielt, da prüfte Nietzer auf Vorlage von Mittelfeldregisseur Niklas Weißenberger den gegnerischen Keeper Julian Hauser zum ersten Mal. Die Dorfmerkinger zeigten sich in der Folgezeit trotz ihrer Punktspielniederlage vom Samstag topfit und verstanden es, aus einer konzentriert agierenden Abwehr heraus den Druck der Balinger zu erwidern. Ein langer Freistoß von Michael Schiele, eine perfekte Ballannahme und der platzierte Schuss aus der Drehung von Niklas Weißenberger ins rechte untere Toreck bedeuteten bereits nach elf Minuten die Dorfmerkinger Führung. Im Nu war es ein Spiel auf Augehöhe – mit den besseren Tormöglichkeiten auf Dorfmerkinger Seite. Als Fabian Weiß nach 18 Minuten seinen Sturmpartner Nietzer im Strafraum bediente, blieb dieser noch in der Abwehr hängen. Eine Minute später aber netzte Nietzer zur 2:0-Führung der Gastgeber ein. Die Sensation lag in der Luft. Die Fans auf der Tribüne sorgten – angeleitet von Trommler Kai Rösch – mächtig für Stimmung. Es waren die Jungs von Helmut Dietterle, die plötzlich das Spiel bestimmten und dem 3:0 näher waren als Balingen dem Anschlusstreffer. Die beste Möglichkeit, das Match noch in der ersten Halbzeit zu entscheiden, hatte Fabian Weiß in der 36. Minute. Der SFD-Angreifer hatte TSG-Keeper Hauser schon beinahe getunnelt, als das Leder von dessen Ferse noch zur Ecke ins Toraus sprang.

Als dann wenig später Balingens quirliger Außenstürmer Patrick Lauble kurz vor dem Pausenpfiff einen Konter zum 2:1 abschloss, war die Partie plötzlich wieder offen.

Schon zuvor lag Fabian Weiß mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden und schien sich anschließend in die Halbzeitpause zu quälen. Niemand rechnete damit, dass er beim Anstoß zur zweiten Halbzeit wieder auf dem Feld stehen würde. Doch der 25-Jährige hielt durch bis zur 69. Minute. Balingen hatte inzwischen den Druck merklich verschärft. Die Partie wurde ruppiger. Und nicht nur einmal hatten die Zuschauer deutlich das Gefühl, dass der Schiedsrichter mit der Aggressivität der Gäste duldsamer war als mit dem Underdog von der Ostalb.

Keeper Zech rettet

Als Balingens Lauble sechs Minuten nach dem Pausenpfiff auf und davon zog, fand er in SFD-Keeper Christian Zech seinen Meister. Es hätte der Ausgleich sein können. Auch in der Folgezeit durfte sich der Dorfmerkinger Torhüter ein ums andere Mal auszeichnen. Die Abwehrriege der Dietterle-Elf war in höchstem Maße gefordert. Das Spiel der Balinger lief fast nur noch über deren rechte Seite. Dort aber lief SFD-Außenverteidiger Felix Gruber zur Hochform auf und entwickelte sich zum sicheren Rückhalt seiner Mannschaft.

Die Entlastungsangriffe des Landesligsten wurden mit zunehmender Spieldauer seltener. Die größte Chance zum 3:1 bot sich dem in der 73. Minute davongeeilten Tim Brenner. Sein Querpass zum frei mitgelaufenen Philipp Schiele blieb in der Abwehr hängen. Kurz darauf lenkte Zech mit den Fingerspitzen einen 20-Meter-Schuss um den Pfosten.

Und als der Schiedsrichter dann nach fünf Minuten Nachspielzeit endlich den Schlusspfiff ansetzte, waren Spieler und Fans nicht mehr zu halten.

Nach dem WFV-Pokaltriumph von 1998 ziehen die SF Dorfmerkingen zum zweiten Mal unter Cheftrainer Helmut Dietterle ins Endspiel ein.

Aufrufe: 02.5.2017, 19:00 Uhr
Werner Röhrich / TagespostAutor