2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Top-Neuzugang des TV Geiselhöring: Stefan Alschinger  F: Weiderer
Top-Neuzugang des TV Geiselhöring: Stefan Alschinger F: Weiderer

Wettrüsten mit Spielern bis aus 2. Liga

Niederbayerns Bezirksliga West wartet mit spektakulären Zugängen auf +++ Kelheims Vertreter sagen: "Ist sowieso alles narrisch"

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Von oben betrachtet ist die Bezirksliga die siebt-höchste Klasse, immerhin. Von unten gesehen stellt sie - zumindest in Niederbayern - die viertunterste Liga dar. Einigen Vereinen in der Staffel West scheint die Liga lieb und teuer. Mit Akteuren, die in ihrer Vergangenheit bis hoch in die 2. Bundesliga kickten, rüsten die Widersacher des Kelheimer Trios TSV Abensberg, TSV Langquaid und TV Aiglsbach nach. Die Landkreisvertreter kommentieren die Transfers gelassen: ,,Jeder Verein muss wissen, was er tut." Spektakuläre Wechsel gebe es bis runter in die A-Klassen. ,,Es ist alles narrisch geworden", sagt Langquaids Abteilungsleiter Franz Fuchsbrunner.

Der Transfercoup schlechthin glückte im Winter dem Tabellenfünften ASCK Simbach mit Heiko Schwarz. Der 26-jährige Mittelfeldspieler verzeichnete für Energie Cottbus Einsätze in der zweiten Liga. Zuletzt lief er für SV Wacker Burghausen auf, wo er in dritter und vierter Liga spielte, aber oft von Verletzungspech geplagt war. Nahezu eine ganze Elf heuert beim abstiegsgefährdeten VfB Straubing an. Acht Fußballer stoßen zum Drittletzten, darunter vier Kicker von Kareth-Lappersdorf und Fortuna Regensburg aus der Landesliga, wobei der Ex-Karether Tsvetan Antov (29) auf eine Vergangenheit in erster und zweiter bulgarischer Liga verweist.

Heimische Spieler ohne Perspektive

Hochkarätiges kann auch der Ligadritte TV Geiselhöring präsentieren: Ein Brüder-Paar vom Bayernligisten SpVgg Hankofen-Hailing sowie der Regionalliga-Kicker Stefan Alschinger vom TSV Buchbach kommen. Fast bescheiden wirkt es da, wenn Spitzenreiter FC Ergolding einen Ex-Bayernliga-Spieler von der SpVgg Landshut verpflichtet.

Die Kelheimer Vereine Abensberg, Langquaid und Aiglsbach schauen dem Treiben interessiert zu. Mitmachen können und wollen sie nicht. Und man will sich ,,grundsätzlich" auch nicht einmischen, wie Abteilungsleiter Sebastian Kneitinger von den Babonen erklärt. ,,Ich bin niemand, der eine Transferpolitik verteufelt. Finanzielle Aspekte spielen mittlerweile teilweise bis in die Kreisklasse eine Rolle, das ist leider Realität."

Jeder Verein - da sind sich Kneitinger und Fuchsbrunner eins - ,,hat für sich das Recht zu entscheiden, welche Philosophie er verfolgt". Und müsse auch die ,,langfristigen Folgen wie Abwanderung einheimischer Spieler oder Absturz bei Ausstieg eines Großsponsors leben. Beispiele gibt es genug." Für Abensberg käme ein solcher Weg nicht in Frage. ,,Unsere Vereinsstruktur mit vielen Jugendmannschaften wäre ad absurdum geführt. Zudem möchte ich mich als Abteilungsleiter mit meiner Mannschaft identifizieren und da tue ich mir schwer, wenn Spieler hauptsächlich aus finanziellen Gründen einmal oder zweimal in der Woche kommen und das war's."

,,Würde vielleicht ähnlich handeln"

Ähnlich reagiert der Langquaider Fuchsbrunner auf FuPa/MZ-Anfrage. ,,Wenn Vereine die Möglichkeiten für solche Zugänge haben, ist es völlig legitim", sagt er und räumt ein: ,,Hätten wir diese Möglichkeiten, würde ich es vielleicht auch tun." Grundsätzlich seien Eigengewächse ,,das Beste". ,,Wir haben zehn, elf Langquaider im Kader der ersten Mannschaft. Solange ich genügend eigene Spieler habe, muss ich nicht einkaufen. Sie müssen aber auch entsprechende Qualität mitbringen."

Wie für Kneitinger sind die Vorgänge auch für den Laabertaler nicht außergewöhnlich. ,,Die Zeit ist so geworden, heute ist doch alles narrisch, teilweise bis runter in die A-Klassen." Sportlich sei durch Transferkracher noch nichts gewonnen. ,,Starke Zugänge bedeuten nicht automatisch, dass solche Teams auch funktionieren."

Sein Abensberger Pendant sagt angesichts der Konkurrenzsituation: ,,Wichtig ist, dass man seine sportlichen Ziele realistisch einordnet. Bezirksliga ist das Maximum für den TSV Abensberg. Wenn wir den Klassenerhalt in dieser starken Liga schaffen, ist das, wie wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt. Und ich möchte mit unseren Jungs noch oft die Champions League gewinnen."

Aufrufe: 08.1.2016, 13:19 Uhr
Martin RutrechtAutor