2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
Stürmer Olaf Bodden (r.) war in seinen Jahren beim TSV 1860 ? damals Erstligist ? auf dem Sprung in die deutsche Nationalelf. Dann erkrankte er und musste mit 28 Jahren seine Karriere beenden.  Fotos: dpa/Archiv
Stürmer Olaf Bodden (r.) war in seinen Jahren beim TSV 1860 ? damals Erstligist ? auf dem Sprung in die deutsche Nationalelf. Dann erkrankte er und musste mit 28 Jahren seine Karriere beenden. Fotos: dpa/Archiv

Wettberg hilft schwer krankem Spieler

Der frühere Löwe Olaf Bodden leidet am Chronischen Erschöpfungssyndrom +++ Der ATSV-Coach will eine Therapie anschieben - vielleicht mit den Bayern

45 Minuten, genauso lang wie eine Fußball-Halbzeit, kann Karsten Wettberg mit ihm sprechen. Dann sinkt Olaf Boddens Kopf ins Kissen, die Müdigkeit überfällt ihn wieder. Seinem Gast aus Elsendorf kann er keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Der 46-jährige frühere Bundesliga-Torjäger leidet am Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS). Seit fast 20 Jahren. Aus einem angehenden Nationalspieler ist ein Pflegefall geworden. Der Kelheimer ATSV-Coach und weitum bekannte Amateurtrainer Wettberg (72) will ihm helfen.

,,Man kann es kaum glauben, wenn man Olaf von früher kennt. Er war ein Hüne von 1,93 Meter und über 90 Kilo und hat die Torhüter das Fürchten gelehrt. Vielen sahen ihn schon in der Nationalelf", sagt der Elsendorfer. Bodden, 1968 am Niederrhein geboren, feierte bei Borussia Mönchengladbach sein Bundesliga-Debüt, heuerte 1991 bei Hansa Rostock an und machte dort 24 Bundesliga-Buden.

Mit 28 ist die Karriere zu Ende

Trainer Werner Lorant holte ihn 1994 zum damaligen Erstligisten TSV 1860 München. In 67 Spielen für die Löwen sollte er 25 Tore erzielen. Im Jahr 1996 erkrankte Bodden am Pfeifferschen Drüsenfieber. Nach zehn Monaten schien der Virus ausgestanden, der Stürmer kehrte zurück und war bald wieder oben auf. Doch nur kurz, die Symptome traten wieder auf. ,,Es fühlt sich an, als hätte man 365 Tage im Jahr Grippe", sagte Bodden einmal. Mit 28 Jahren ist seine verheißungsvolle Laufbahn zu Ende.

,,Anfangs konnte er sich noch einigermaßen auf den Beinen halten", erinnert sich Wettberg, der den Torjäger in dessen Löwen-Zeit kennen und schätzen gelernt hat, ,,er hat halbtags als eine Art Sportberater gearbeitet. Er hätte toll zu den Löwen gepasst, er war ein kritischer und offener Geist." Doch Boddens Zustand verschlechterte sich, man konstatierte das Chronische Erschöpfungssyndrom. ,,Geistig ist er völlig munter. Wenn ich mit ihm telefoniere, merke ich nichts." Doch körperlich ist der Ex-Profi am Ende. Müdigkeit und Übelkeit sind ständige Begleiter. Meist liegt er im Bett, kann nicht mehr alleine auf die Toilette.

,,Wie lange halte ich das durch?"

In der Wohnung einer guten Freundin in Isen östlich von München lebt Bodden. ,,Die Ehe ging in die Brüche, psychisch ist er stark angegriffen. Immer wieder fragt er: Wie lange halte ich das durch?", so Wettberg, der mit dem 46-Jährigen alle zwei, drei Wochen telefoniert und ihn ab und an besucht. Die finanziellen Mittel aus der Profi-Laufbahn schwinden, das Geld geht für Tabletten und Pflege drauf.Behandlungen schlagen bislang nicht an. Da machte Bodden ,,seinen vielleicht einzigen selbst verschuldeten Fehler" (Wettberg): Er stößt im Internet auf das Medikament Rituximab, das in ähnlichen Fällen deutliche Besserung bewirkt, aber in Deutschland nicht zugelassen ist. Mit Sondergenehmigung lässt sich Bodden das Mittel im Frühjahr 2013 injizieren. Doch statt Linderung tritt das Gegenteil ein - das Immunsystem bricht zusammen. Seitdem liegt der 46-Jährige nur noch im Bett.

Sammer und Völler sollen mitziehen

Als im November 2013 ein Benefiz-Spiel der Löwen-Allstars zu seinen Gunsten steigt, verfolgt er den Kick am Spielfeldrand von einer Liege aus. Schon da war Wettberg als Mitinitiator an Bord. ,,Wir haben 30000 Euro zusammengebracht." Der Hoffnungsschimmer, den Bodden und auch der 72-jährige Coach sehen, ist eine Behandlungsstudie, die in der Schweiz und der Berliner Charité läuft. ,,Sie hat bei anderen Patienten angeschlagen. Aus Olafs Körper müsste alles Gift raus. Das könnte mit dieser Behandlung gelingen", so Wettberg. ,,Natürlich, keiner kann eine Garantie geben." Zudem kostet die Therapie bis zu 300.000 Euro.

Mit dem FCBayern-Ex-Profi und heutigen Moderator Thomas Helmer hat der Elsendorfer einen prominenten Mitstreiter an seiner Seite. ,,Er fühlt sich Olaf sehr verbunden. Thomas will mit Matthias Sammer reden, ob's irgendeine Möglichkeit eines Benefizspiels gibt. Ich selbst werde auf Rudi Völler in Leverkusen zugehen", ist Wettberg voller Tatendrang. ,,Man darf nicht zuschauen, wie ein Mensch zugrunde geht. Das sehe ich als Christenpflicht und Nächstenliebe."

Mithelfen

Unterstützung: Wer Olaf Bodden in irgendeiner Form helfen will (mit Spenden oder einer Aktion), kann sich an Karsten Wettberg wenden. Ein offizielles Spendenkonto wurde bis dato noch nicht eingerichtet. Karsten Wettberg ist telefonisch erreichbar über die Handynummer 0172/6957388.

Aufrufe: 02.10.2014, 13:30 Uhr
Martin RutrechtAutor