2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligavorschau
So wie Siegens Mehmet Kurt (links) gegen SVR-Akteur Marius Buelter hinterher läuft, so liefen die Sportfreunde im Westfalenpokal gegen Rödinghausen meist hinterher. An das 1:3 haben die Seibrt-Mannen keine guten Erinnerungen. Foto: René Traut
So wie Siegens Mehmet Kurt (links) gegen SVR-Akteur Marius Buelter hinterher läuft, so liefen die Sportfreunde im Westfalenpokal gegen Rödinghausen meist hinterher. An das 1:3 haben die Seibrt-Mannen keine guten Erinnerungen. Foto: René Traut

"Werden keine Walldorfpädagogik einführen"

An Rödinghausen keine gute Erinnerung – Trainerteam hat Plan gegen morgigen Gegner ausgearbeitet

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SV Rödinghausen - Sportfreunde Siegen (Sa 14:00)

Es gibt Vergleiche, die hinken mächtig. So auch der, zwischen Erfolgstrainer José Mourinho, seit Juli 2016 Coach des Premier-League-Teams von Manchester United und Thorsten Seibert, seit dem 25. September 2016 Cheftrainer des abstiegsbedrohten Viertligisten Sportfreunde Siegen.

Warum also der hanebüchene Versuch an dieser Stelle? Das Rätsel ist schnell gelüftet. Mourinho, damals noch Trainer von Real Madrid CF, hatte kurz vor dem Spiel gegen den FC Bayern München die lange Fußball-Saison mit einem Marathon verglichen, „ein Marathon, in dem man immer schnell laufen muss“.

Letztlich auch aufgrund der vielen Misserfolge müsste einem Trainer Thorsten Seibert die laufende Spielzeit in der Regionalliga West ebenfalls wie ein fast endloser Langstreckenlauf vorkommen. Doch weit gefehlt. Dem kam gestern nochmal die Sichtweise in den Sinn und er entgegnete: „Die Saison ist für uns schon lange kein Marathon mehr, mit einem Ziel, das weit in der Ferne liegt. Für uns ist die Saison jetzt Woche für Woche ein 100-Meter-Sprint mit vollem Einsatz. Wenn wir nicht 100-prozentig sprinten, gegen all die Teams, die ebenfalls ein 100-Meter-Sprint-Team aufbieten, dann können wir in der Regionalliga nicht bestehen!“

Seibert machte mit dieser Anleihe ans Symbolhafte vor allem eins deutlich: Die Sportfreunde Siegen sind schon längst nicht mehr in der Situation, sich mit Zukunftsplänen und dem Erreichen von gesteckten Zielen am 34. Spieltag auseinandersetzen zu können. Es geht vielmehr Woche für Woche, von Spiel zu Spiel um’s nackte Überleben in der Liga.

„Wir, die Mannschaft, die Spieler, die Trainer, wir schämen uns für bestimmte Leistungen. Wir befinden uns in einer schwierigen Phase. Die Stimmung schwindet und es war Anfang der Woche schon sehr schwer, zielorientiert zu arbeiten und das Training und die Leistungsbereitschaft in gesunde Bahnen zu lenken“, erklärte Seibert, der damit erstmals konstatieren musste, dass die Niederlagen der vergangenen Wochen, die vielen Gegentore, eben doch nicht so leicht aus dem Trikot zu schütteln sind.

Am morgigen Samstag, nach der weitesten Anreise in dieser Saison, haben die Sportfreunde schon wieder einen Gegner vor sich, mit dem die Spieler zunächst ein handfestes Negativerlebnis verbinden. Schließlich hatte der SV Rödinghausen vor gut zwei Wochen die Siegener im eigenen Stadion mit 1:3 aus dem Westfalenpokal geworfen. An die blamable Vorstellung erinnerte sich Seibert noch sehr genau: „Das war unsere schlechteste erste Halbzeit unter meiner Führung. Zu wenig Spielanteile, zu wenig Ballbesitz – von allem zu wenig, einfach indiskutabel!“

Dass soll so nicht wieder passieren. „Wir müssen unser erstes und allergrößtes Problem in den Griff bekommen: die vielen Gegentore. Wir machen es dem Gegner oft viel zu leicht,“ weiß der Übungsleiter und will damit auch den Plan gegen den SV Rödinghausen neu ausrichten. „Wir müssen zunächst einmal die Null halten, Tore verhindern, das wird nicht schön aussehen…“ Auch diesmal gelte es, einen Plan zu erarbeiten und umzusetzen. „Wir haben aber in unserer Situation nicht das Selbstbewusstsein, den Plan auch bei Rückschlägen weiter durchzuziehen“ so der Sportfreunde-Trainer, deshalb habe man Varianten besprochen, um flexibler auf Spielstände und veränderte Situationen eingehen zu können.

Nach Videoanalysen des 3:0-Sieges von Rödinghausen gegen den 1. FC Köln und Aufzeichnungen des letzten Trainings, einem Spiel Elf gegen Elf mit U-19- und U-21-Spielern, habe das Trainerteam eine Lösung der Probleme und einen Plan gegen den morgigen Gegner ausgearbeitet und danach auch mit dem Mannschaftsrat besprochen. „Wir Trainer wollen eine Mitarbeit an der Lösung.“

Das klingt nach Mitsprache der Spieler in System und Aufstellung – doch Seibert konterte sofort: „Nein, wir werden jetzt keine Walldorfpädagogik einführen und unseren Namen tanzen. Die Aufstellung und das letzte Wort hat ganz klar der Trainer!“


Schiedsrichter: Benjamin Schäfer


Der Gegner: SV Rödinghausen

Am 15. Spieltag der Fußball-Regionalliga West steht für Sportfreunde Siegen die weiteste Auswärtsfahrt der gesamten Saison auf der Tagesordnung. Am morgigen Samstag ist um 14 Uhr Anstoß beim SV Rödinghausen, im 3140 Plätze großen Häcker-Wiehenstadion (benannt nach dem Hauptsponsor Häcker-Küchen) im ostwestfälischen Kreis Herford in Nordrhein-Westfalen. Eine vergleichsweise weite Anreise für Mannschaft und Fans: Bereits um kurz nach 9 Uhr setzt sich der Mannschaftsbus der Siegener in Bewegung, viel später als 11 Uhr dürften auch die Magolveser sich nicht auf die Bahn begeben steht doch bei der Fahrt über Münster eine 250 und über Paderborn sogar eine rund 270 Kilometer lange Anfahrt bevor.

Sind die Sportfreunde im 30 Kilometer nördlich von Bielefeld gelegenen 1000-Seelen-Örtchen Rödinghausen angekommen, dann trifft Tradition auf Moderne. Während die Sportfreunde auf eine bewegte 117-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken, steckt der SV Rödinghausen noch in den Kinderschuhen, denn die Gründung des Vereins, der neben Fußball auch Kinder- und Damenturnen, Aerobic, Karate und Badminton anbietet, datiert auf das Jahr 1970.

Gegner ist der Tabellenzehnte (19 Punkte) mit Trainer Alfred Nijhuis, der nach einem holprigen Start (vier Niederlagen) zuletzt zwei Mal in Folge (2:0 gegen den FC Schalke 04 2. und am vergangenen Wochenende mit 3:0 beim 1. FC Köln 2.) gewann und damit an Selbstvertrauen zugelegt hat. Drei Mal trafen die Siegener bereits auf Rödinghausen – zuletzt im Westfalenpokal (mit der bitteren 1:3-Niederlage) und dann zwei Mal in der Regionalliga-Saison 2014/15. Das letzte Gastspiel gewannen die Sportfreunde unter Trainer Michael Boris mit 2:0, die Tore schossen Mark Zeh und Manuel Glowacz.

Aufrufe: 028.10.2016, 10:00 Uhr
Frank SteinseiferAutor