2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Manuel Schreiber (Mitte) leitete mit seinem Treffer zum 1:1 in Mittel-Gründau die Wende ein und hatte maßgeblichen Anteil, dass die Elf aus dem Jossgrund weiter souverän die Tabelle der Kreisoberliga anführt. 	Fotos (2): Senzel
Manuel Schreiber (Mitte) leitete mit seinem Treffer zum 1:1 in Mittel-Gründau die Wende ein und hatte maßgeblichen Anteil, dass die Elf aus dem Jossgrund weiter souverän die Tabelle der Kreisoberliga anführt. Fotos (2): Senzel

Wer solche Spiele gewinnt, wird eigentlich Meister...

KOL GELNHAUSEN: +++...auch wenn der SV Pfaffenhausen offiziell weiter nur vom Klassenerhalt spricht +++

Jossgrund. Sie weigern sich beharrlich, von etwas anderem zu sprechen, als dem Klassenerhalt - sofern die magischen 40 Punkte nicht auf der Habenseite stehen. Aber so langsam wird einem die Siegesserie des SV Pfaffenhausen in der Fußball-Kreisoberliga doch ein bisschen unheimlich. Neun Siege, nur zwei Unentschieden und als einzige Mannschaft des 19er-Feldes noch ungeschlagen: Die Schützlinge von Roberto Manega führen die Liga mit 29 Punkten an - und wundern sich über sich selbst.

,,Unsere Zielsetzung bleibt unverändert", stellt Spielausschussvorsitzender Oliver Hagemann nach dem 2:1-Auswärtssieg in Mittel-Gründau gebetsmühlenartig fest. Zumindest die Spieler mussten nach dem jüngsten Sieg dann doch schmunzeln: ,,So ein Dusel hat nur der kommende Meister", witzelte Defensivmann Christoph Freund, schwenkte angesichts seines der Euphorie geschuldeten Übermutes aber umgehend wieder auf die Vereinsphilosophie um: ,,Im Ernst, was heute hier passiert ist, ist eigentlich nicht zu erklären".

In der Tat: Pfaffenhausen lieferte eine ganz schwache erste Halbzeit ab, war hoffnungslos unterlegen und hatte es einzig und allein dem überragenden Torhüter Jonathan Sinsel zu verdanken, dass es kein Debakel gab. ,,Das war gar nichts. Wir haben keine Zweikämpfe gewonnen, nur Fehlpässe gespielt und wenn Jonathan nicht so überragend hält, liegen wir 0:4 zurück", gibt auch Oliver Hagemann zu. Spielertrainer Roberto Manega gesteht: ,,Ich spiele schon ewig Fußball. Aber so ein Spiel habe ich noch nie gewonnen. Das war richtiger Dusel."

Wie kommt es aber, dass Pfaffenhausen auch schlechte Spiele in dieser so ausgeglichenen und hoch eingeschätzen Liga am Ende doch gewinnt? Jetzt schon zum wiederholten Male einen Rückstand drehte? Was ist das Pfaffenhäuser Erfolgsgeheimnis? Eine Szene, unmittelbar nach Spielende in Mittel-Gründau, könnte einen wichtigen Hinweis geben. Matthias Kleespies, seit zig Jahren uneingeschränkte Nummer eins im Pfaffenhäuser Tor, sitzt derzeit auf der Bank. Ein Syndesmoseriss stoppte ihn zu Saisonbeginn, in Mittel-Gründau war er erstmals fit und setzte sich klaglos auf die Ersatzbank. Im Tor blieb der bisher so starke Nachwuchsmann Jonathan Sinsel und rechtfertigte seinen Nummer-eins-Status mit einer tadellosen Leistung. Und wie reagiert Kleespies? Sauer oder enttäuscht? Von wegen. Unmittelbar nach Spielschluss stellt er klar: ,,Überragend wie der Jonathan gehalten hat. Das hat er von mir gelernt". Kein Neid, keine Missgunst, sondern echte Freude über die Leistung des Konkurrenten.

Das Team ist ein verschworener Haufen und fällt auch nach einer so schlechten Halbzeit wie der ersten in Mittel-Gründau nicht auseinander. Manega zur Leistung vor der Pause: ,,Wir haben nur Fehlpässe gespielt, haben schlecht gestanden und hatten Lücken wie selten in der Defensive."

Dass es letztlich nach einem 0:1-Rückstand doch noch zum Erfolg reichte, lag auch an zwei überragenden Einzelleistungen: Zum einen von Manuel Schreiber, der eine Hereingabe von Tim Sinsel per Direktabnahme ins lange Eck setzte. Ein Glückstor? ,,Nein, der sollte schon aufs Tor gehen. Das haben wir gegen Höchst schon einmal versucht, da hat es nicht ganz geklappt", schildert Schreiber die Schlüsselszene, die zum 1:1 führte. Zum anderen legte nur 120 Sekunden später Christoph Neiter nach tollem Solo und herrlichem Distanzschuss in den Winkel das 2:1 nach. ,,Endlich habe ich einmal getroffen. Bisher hatte ich bei diesen Schüssen immer Pech", freute sich der Siegtorschütze.

Keine Frage, dass die Pfaffenhäuser es anschließend richtig ,,krachen" ließen. Erst auf dem Platz (,,Spitzenreiter, Spitzenreiter"), dann beim Mittel-Gründauer Oktoberfest. Das Team war extra mit dem Bus angereist und feierte bis Mitternacht.

Ex-Spielertrainer Holger Haberkorn war übrigens als Zuschauer auch in Mittel-Gründau und fand die treffenden Worte zum neunten Saisonsieg. ,,Die Jungs können derzeit machen was sie wollen: es klappt einfach." So könnte Pfaffenhausen zur Sensationstruppe der Saison werden - auch wenn sie weiter vom Klassenerhalt reden.



Aufrufe: 06.10.2015, 12:00 Uhr
Gelnhäuser TageblattAutor