2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Foto/Grafik: Pfeifer/cwa
Foto/Grafik: Pfeifer/cwa

"Wer rastet, der rostet"

Markus Schmid im FuPa Baden Interview der Woche +++ Sonntag kommt Wieblingen

Im FuPa Baden Interview der Woche spricht Markus Schmid, Trainer des Landesligisten ASV/DJK Eppelheim, über den starken Saisonstart, was seine Mannschaft so stark macht und wie er den kommenden Derby-Gegner, den TSV Wieblingen, einschätzt.

Nach zwölf Spielen steht Ihr bei 23 Punkten. Ganz ehrlich, hätten Sie das vor Rundenbeginn geglaubt?

Markus Schmid: Jeder Trainer wünscht sich natürlich einen guten Start und geht grundsätzlich optimistisch in die Runde. Vor Beginn der Runde hätte ich die 23 Punkte nach zwölf Spielen sofort genommen. In der Nachbetrachtung der bisher absolvierten Spiele glaube ich aber sagen zu können, dass wir sogar unglücklich Punkte liegen gelassen haben. Insofern hätten es durchaus zwei bis vier Punkte mehr sein können.

Kurzum: Wir sind sehr zufrieden mit unserer Spielweise. Die Punktausbeute ist für mich eher sekundär. Wichtiger ist, dass man eine Spielphilosophie erkennen kann, dass jeder für den anderen kämpft, dass die Spieler lern- und trainingswillig sind. Das passt bisher sehr gut und wenn das weiter so bleibt, wird sich dies in den Ergebnissen langfristig wiederspiegeln. Wir wissen den aktuellen Tabellenstand auch gut einzuordnen. Das ist eine willkommene Momentaufnahme, die wir gerne mitnehmen und aufsaugen, aber aller Voraussicht nach, spätestens wenn sich die wesentlich finanzkräftigeren Top-Teams wie Heddesheim oder Eppingen gefunden haben, wird sich das Ganze wohl relativieren.

Was ich im Übrigen amüsant finde, sind die Spieltags-Prognosen. Laut derer müssten wir mit sechs Punkten aktuell auf dem vorletzten Platz stehen. Dies ist sicherlich auch ein Indiz dafür, dass uns viele Trainer und Experten eher im hinteren Tabellendrittel angesiedelt haben. Zugleich zeigt es mir, dass man möglichst schnell viele Punkte sammeln sollte, um endgültig Abstiegssorgen zu vermeiden.

Ausrichtung beruht auf vier Säulen

Sie sind selbst neu als Trainer in Eppelheim. Dazu hat sich im Kader einiges getan. Warum läuft es auf Anhieb so gut bei Euch?

Schmid: Hier spielen sicherlich verschiedene Faktoren eine Rolle. Förderlich war zunächst der sehr gute Auftakt, der uns bis heute beflügelt. Außerdem haben wir zu Beginn der Vorbereitung unsere Ausrichtung festgelegt, die auf vier miteinander verwurzelten Säulen fußt. Wir wollen als Amateurfußballer erstens Spaß am Kicken haben, wir möchten zweitens im Spiel und im Training immer an unsere Leistungsgrenze gehen, wir haben drittens ein klares, einfaches taktisches Konzept, das die individuellen Stärken der einzelnen Spieler herausarbeitet, und viertens benötigen wir einen starken, kollektiven Zusammenhalt. Über verschiedene Maßnahmen versuchen wir diese vier Säulen kontinuierlich zu stärken. Verfolgen wir diese Ausrichtung intensiv und leisten in diesen Bereichen mehr als unsere Konkurrenten, werden wir folgerichtig gute Ergebnisse erzielen.

Und ja es stimmt, wir haben einen sehr großen Umbruch zum Beginn der Runde vollzogen. Allerdings haben wir zentrale Korsettstangen gehalten. Gestandene Spieler, die größtenteils aus Eppelheim stammen und die sich vollauf mit dem Verein identifizieren, konnten gehalten werden. Ein Manuel Kieser, Dirk Baumann, Kai Baumann, Yves Hilger, Sebastian Fenyö, um nur einige zu nennen, haben mir die tägliche Trainingsarbeit von Anfang an sehr einfach gemacht. Sie haben die Mannschaft geführt und geben immer Vollgas. Ich wirke hier nur als kleines Puzzleteil und versuche die Richtung ein wenig vorzugeben, den Weg bestreitet das Team von ganz alleine. Von daher gilt der Mannschaft das Lob für die bisher gezeigten Leistungen.

Nun gilt es sich nicht auszuruhen. „Wer rastet, der rostet.“

In Ziegelhausen-Peterstal habt Ihr am Wochenende 3:1 gewonnen. Ging das Ergebnis aus Ihrer Sicht in Ordnung?

Schmid: Ich denke schon. Peter Gerstle (Anm. der Red.: sportlicher Leiter der DJK/FC Ziegelhause -Peterstal) hat mir mitgeteilt, dass wir bereits in der ersten Halbzeit das Spiel für uns hätten entscheiden müssen, da wir drei, vier hochkarätige Chancen leider nicht verwerten konnten.
Für mich entscheidend war jedoch, dass wir dem Spiel unseren Stempel aufdrücken konnten. Einen geplanten Spielaufbau, bei dem jeder weiß, wie sich der Mitspieler verhält, ein aggressives, aufeinander abgestimmtes Pressing, unser Vertikalspiel in Schnittstellen, das sind zentrale Trainingsinhalte, die ich sehr häufig im Spiel gegen Ziegelhausen/Peterstal wiedergesehen habe. Das freut mich mehr als die drei Punkte.

Wir wissen aber auch, dass wir unser Spiel noch verbessern können. Das Gegentor z.B. war vermeidbar. Fehler dürfen und sollen auch passieren, das ist im Kalkül unsere Spielweise eingeschlossen. Entscheidend ist jedoch aus diesen Fehlern zu lernen.

"Setzen Sie meinen Spielern keine Flausen in den Kopf"

Zu Rang zwei sind es lediglich vier Punkte. Ist der Aufstieg ein Thema bei Euch?

Schmid: Setzen Sie meinen Spielern keine Flausen in den Kopf. Ansonsten muss ich Sie die ganze Woche wieder auf den Boden der Tatsachen herunterholen. Nein, im Ernst, wir spielen momentan am oberen Limit. Andere Mannschaften haben viel größere Kapazitäten. Und wir sind noch nicht soweit, die Top-Teams zu schlagen. Von daher stellt sich die Frage für mich nicht. Ich verweise in diesem Fall auch nochmals auf die Spieltags-Prognosen. Aus den letzten sieben Spielen, zugegebenermaßen auch gegen die drei Top Teams, hätten wir laut Vorhersage nur drei Punkte geholt.

Wir möchten das nächste Spiel gegen Wieblingen erfolgreich gestalten und die oben genannten Säulen auf dem Platz zeigen. Erreichen wir am Ende der Runde einen gesicherten Mittelfeldplatz, können wir in Eppelheim alle zufrieden sein. Dies ist auch kein Understatement. Wir setzen uns Spiel für Spiel durchaus realistische und auch optimistische Ziele. Eine zu langfristige Zielsetzung versperrt allerdings zu häufig den Blick auf die anstehende Aufgabe.

Gartenstadt schlägt im Moment jeden. Glauben Sie an einen Durchmarsch des VfB?

Schmid: Gartenstadt hat ohne Zweifel eine ausgesprochen starke Mannschaft, mit sehr erfahrenen und technisch beschlagenen Spielern. Momentan haben sie einen Lauf. Ich habe bisher noch keine Mannschaft gesehen, die wie Gartenstadt, uns in den ersten 30 Minuten derart an die Wand gespielt hat. Kompliment hier an Gartenstadt. Allerdings hatten sie gegen uns auch ein wenig Glück. Vor der Halbzeit hatten wir zwei hundertprozentige Chancen. Insbesondere als wir in Unterzahl Gartenstadt weiter vorne gepresst haben, habe ich den Eindruck gewonnen, dass sie etwas ratlos wirkten und doch noch nicht derart gefestigt sind, um einen Durchmarsch zu schaffen. Das Potenzial dazu haben sie, es zeigt sich aber erst nach Rückschlägen, wie gefestigt eine Mannschaft ist. Diesen Rückschlag mussten sie bisher nicht verkraften.

Wieblingen weiter ein Kandidat für das vordere Drittel

Am Sonntag empfangt Ihr den TSV Wieblingen zum Derby. Der TSV ist bislang deutlich hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Ist das die Chance für Euch auf einen Heimsieg?

Schmid: Bereits über Jahre vollzieht Wieblingen als ganzer Verein, nicht nur die 1. Mannschaft, eine vorbildhafte Entwicklung mit dem i-Tüpfelchen in der letzten Runde. Dadurch ist die Erwartungshaltung nun enorm gestiegen. Dieser neue Anspruch zusammen mit der Enttäuschung in den letzten Spielen der vergangenen Runde den Aufstieg verpasst zu haben, könnten die Ursachen für die Startschwierigkeiten sein, zumal sie mit weiteren Rückschlägen wie Verletzungen wichtiger Spieler zu kämpfen hatten. Wieblingen gehört für mich dennoch weiterhin zu den Kandidaten für das obere Tabellendrittel. Ich denke, dass dies eine sehr ausgeglichene Partie werden wird. Mit Prognosen halte ich mich zurück.

Wie sieht die personelle Lage bei Euch aus?

Schmid: Wir haben einige verletzte oder angeschlagene Spieler wie Sebastian Fenyö, Ümit Ünlü oder Manuel Kieser, um nur einige zu nennen. Wir haben aber einen großen Kader. Ich kann jeden Spieler bedenkenlos in der Startelf einsetzen und weiß auch, dass er das Maximum aus sich herausholen wird. Wir definieren uns nicht über Einzelspieler, sondern über das Team. Von daher möchte ich mich nicht beklagen.

Aufrufe: 028.10.2015, 10:00 Uhr
red.Autor