Im Detail funktioniert das auf die jeweiligen Berufsgruppen zugeschnitten: Ehrgeizige Rechtsanwälte zitieren tonnenweise Präzedenzfälle jüngster Vergangenheit, Ärzte schöpfen tief aus der unendlichen Bandbreite diagnostischer IGEL-Maßnahmen und Jung-Lehrer bereiten Stunden mit allerneuester Kommunikationstechnik vor, als stünden sie auf der Gehaltsliste von Microsoft oder Apple.
Und auch den Jung-Trainer erkennt man am Übermaß von Einsatzfreude und Trainingshilfen. Betrete ich ein Trainingsgelände, kann ich Ihnen sekundenschnell sagen, welche der Damen oder Herren Kollegen letzte Woche den ersten Trainerschein abgelegt haben. Man erkennt das an drei Dingen. Erstens: Am Erlebnisparcours, der voluminös daherkommt, als gehe es um einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Zweitens: An Spielergrüppchen, die warten - und nicht wissen, worauf! Drittens: Am Chaos bei Übungsbeginn und dem stoischen Festhalten am geplanten Übungsablauf, den zwei Drittel der Spieler auch bis zum Ende der Trainingseinheit nicht kapiert haben.
Meistens dauert es aber nicht lange, bis auch der ambitionierteste Jung-Trainer begreift, dass er in einem Dorf-Club und nicht bei einem Champions League-Verein arbeitet, dass er also nicht nur auf stattlich Gage, sondern auch eine üppige Assistenz-Trainer-Crew verzichten muss. Mit anderen Worten: Abbauen muss er am Ende den ganzen Mist schon selber. Und das stutzt überbordenden Aktivismus des Trainer-Novizen meist schnell wieder auf Normalmaß zurück.