Ein Trainer darf während des Spiels die Coaching-Zone nicht verlassen. Daniel Dornbusch, Trainer des FSV Bernau, hielt sich beim Derby gegen Klosterfelde am Wochenende nicht daran. Er stürmte nach einer strittigen Entscheidung auf den Platz und wurde trotzdem nicht vom Feld verwiesen. Regelwidrig?
Es war die 55. Minute in der vorgezogenen Partie zwischen der SG Union Klosterfelde und den Nachbarn vom FSV Bernau, die bei Gäste-Trainer Daniel Dornbusch kurz für einen stark erhöhten Puls sorgte. Union-Stürmer Paul Röwer fällt im Strafraum hin. Die Unioner Fans fordern lautstark Elfmeter, doch Schiedsrichter Sebastian Werner lässt zunächst weiterlaufen. Kurze Zeit später dann doch der Pfiff, der Unparteiische hat ein Signal von seinem Assistenten Max Mangold bekommen und eilt zu ihm. Ein kurzes Gespräch, dann zeigt Werner doch auf den Punkt.
Er erklärt später, ihm sei durch andere Spieler der genaue Blick auf die Szene versperrt gewesen. Der besser positionierte Linienrichter habe ihm aber signalisiert, dass es sich um ein Foul gehandelt habe, daher habe er sich umentschieden.
Eine Entscheidung, die auf der Bernauer Bank für Unmut sorgt. FSV-Trainer Daniel Dornbusch rennt wutentbrannt aufs Feld zu den Schiedsrichtern. Eigentlich ein klarer Regelverstoß, der aber nicht weiter geahndet wird. Dornbusch wird nicht des Platzes verwiesen, sondern darf nach kurzer Diskussion seinen Platz in der Coaching-Zone wieder einnehmen. Eine falsche Entscheidung?
"Der Haupt-Schiedsrichter stand bei der Szene unmittelbar daneben, der Linienrichter war weiter weg. Deshalb war das für mich zunächst unverständlich, warum er seine Meinung geändert hat", begründet Dornbusch seine Aktion. "Aus meiner Sicht war es auch kein Elfmeter. In dem Moment wollte ich das einfach nur verstehen, deshalb bin ich da hin. Ich habe aber nicht gepöbelt, sondern nur sachlich nachgefragt."
Das bestätigt nach dem Spiel auch der Schiedsrichter Sebastian Werner. Der FSV-Trainer habe niemanden beleidigt und habe sich schnell beruhigt, daher habe man davon abgesehen, ihn des Platzes zu verweisen.
Eine korrekte Entscheidung, findet auch Michael Reichert, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses. "Die Schiedsrichter haben da einen Ermessensspielraum. Es kommt darauf an, wie lange der Trainer auf dem Platz ist, wie er reagiert und ob er sich danach wieder beruhigt. Wenn er nur nachfragt und niemand verbal angreift, kann man da auch mal nachsichtig sein." Schlimm findet er eher, dass oftmals die Bank oder die Fans der Gegenseite harte Strafen fordern. "Die wünschen sich da oftmals gegenseitig das Schlimmste, wollen schnell rote Karten oder Platzverweise. Dabei sollte man lieber überlegen: Wie möchte ich selber behandelt werden?"
Michael Reichert legt bei der Ausbildung der Schiedsrichter viel Wert darauf, dass die Assistenten sich auch trauen, einzugreifen, wenn sie eine Situation anders beurteilen. Eine solche Szene gab es auch in einem weiteren Barnim-Derby zwischen Einheit Bernau und Klosterfelde. Damals nahm der Schiedsrichter nach Beratung mit dem Linienrichter eine Elfmeter-Entscheidung für Einheit wieder zurück. "So etwas ist trotzdem selten, es kommt vielleicht in drei von 100 Spielen vor", sagt Michael Reichert. "Die Linienrichter sollten sich dabei auch schon sehr sicher sein."
Insgesamt sei man in puncto Schiedsrichter im Fußballkreis Oberhavel/Barnim sehr gut aufgestellt. "Wir haben derzeit 214 Schiedsrichter im Fußballkreis", weiß der Ausschuss-Vorsitzende, der als Vergleich die Landesverbände Berlin und Westfalen hat, in denen er zuvor tätig war. "Vor allem unsere Spitzen-Schiedsrichter sind sehr gut, aber auch mit denen in den unteren Klassen sind wir auf einem guten Weg." Immerhin sei der Fußballkreis der einzige, der bis runter in die Kreisliga mit zwei Assistenten an der Linie Spiele bestreitet. "Das gibt es nirgendwo anders und diesen Standard wollen wir auch halten", betont Reichert.
Auch, was den Nachwuchs angeht, stehe der Fußballkreis gut da. "Natürlich kann man nie genug haben, aber gerade haben 16 Schiedsrichter ihre Prüfung absolviert, darunter waren zwölf, die unter 18 Jahre sind."
Daniel Dornbusch kann sich übrigens im Nachhinein mit der Entscheidung am Sonnabend anfreunden. "Die Schiris in der Liga haben schon viel Qualität. Und sie haben es auch nicht immer leicht. Es sind auch nur Menschen, und die machen einfach Fehler." Und in diesem Fall war es offenbar gar keiner. "Ich habe danach mit einem Zuschauer gesprochen, der unmittelbar daneben stand. Der meinte, es war wirklich ein Foul. Von daher war die Entscheidung wohl auch in Ordnung", gibt Dornbusch zu.