2024-03-28T15:56:44.387Z

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Wenn der Verein im Würgegriff seiner Spieler ist

Ex-VfB-Coach Werner Weber ist nicht mehr Trainer bei Fußball-Bezirksligist FG 2010 WRZ

Friedrichshafen / sz

Fußball-Bezirksligist FG 2010 WRZ fielen gleich zwei Vereine zum Opfer, nachdem sich vor mehreren Jahren die TSG Wilhelmsdorf, der SV Riedhausen und der SV Zussdorf zusammenschlossen. Personell aus dem Vollen schöpfen kann der neue Verein bei den Aktiven jedoch weiterhin nicht. Hier beginnen die eigentlichen Probleme für die Verantwortlichen. Die dünne Spielerdecke erlaubt es Spielern, mehr Druck auf ihren Verein auszuüben. Das wurde nun FG-Trainer Werner Weber zum Verhängnis.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, das auch im Fußballbezirk Bodensee so mancher Verein personell ums nackte Überleben kämpft. Davon betroffen sind in erster Linie die Fußballklubs ab der Bezirksliga abwärts. Einen kompletten Jugendspielbetrieb haben nur noch die wenigsten. Bleibt der Nachwuchs aus, weil die nächste Generation Besseres zu tun hat als dem runden Leder hinterherzujagen, sind viele Vereine gezwungen, Spielgemeinschaften zu bilden. Das sind Vernunftehen zwischen Vereinen, die nur eine Handvoll Nachwuchskicker haben, sich aber kurzerhand zusammentun.

Ländliche Vereine im Nachteil

Doch sind von den Nachwuchssorgen längst nicht alle betroffen. Unter dem demografischen Wandel leiden fast ausnahmslos Vereine auf ländlichem Gebiet. Ein Stadtverein wie Oberligist FV Ravensburg oder Landesligist VfB Friedrichshafen kennt dieses Problem nicht - noch nicht.

,,Wir bieten unseren Spielern einfach eine Perspektive", so Matthias Thuro, Trainer des U23-Teams des FV Ravensburg. Die Vorteile, die so ein Stadtverein biete, lägen auf der Hand. Zentrale Lage, schöne Sportanlagen, qualifizierte Trainer, dazu Spieler im Überfluss und meistens auch etwas mehr Geld in der Vereinskasse.

Die Chance, dazu noch höherklassig zu spielen, wenn man denn das Talent dazu hat, lassen sich bei diesen Vereinen am besten verwirklichen. Das bestätigte neulich auch VfB-Trainer Michael Krause: ,,In den höheren Klassen ist alles etwas professioneller." Spieler, die gegen den Verein oder Trainer wettern, werden - anders als am Beispiel Oberteuringen oder der FG 2010 WRZ - aussortiert, können sich also einen neuen Verein suchen. Dass einzelne Spieler bei personell schwachen Vereinen, wenn es um die Trainerfrage geht, auch nicht davor zurückschrecken, den Verein zu erpressen, musste nach Bruno Müller beim Ex-Bezirksligateam des SV Oberteuringen zum Saisonende auch Werner Weber bei der FG 2010 WRZ erfahren. ,,Ich hatte lange daran zu knabbern", sagt ein enttäuschter Weber und fügt hinzu: ,,Ich finde es schade und richtig traurig. Das Potenzial, vorne mitzuspielen, ist bei der FG 2010 in der neuen Saison durchaus vorhanden."

Das Beispiel SV Oberteuringen macht offenbar Schule. Immer wieder sind Vereine im Würgegriff ihrer Spieler, die maßgeblichen Anteil daran haben, wie trainiert wird und wer die Mannschaft betreut. Da darf sich ein Trainer auch nicht wundern, wenn nur zwei Handvoll Aktive zum Training erscheinen. ,,Viele Spieler in der Bezirksliga oder Kreisliga wollen sich nicht Sonntag für Sonntag zerreißen, geschweige denn hart trainieren", sagt Werner Weber, ,,dann schon lieber ohne Training in der Zweiten kicken und danach noch zwei Weizenbier trinken".

Diese Probleme hatten in der abgelaufenen Saison andere Vereine auch. Jens Rädel, Trainer der abgestiegenen SG Baienfurt, kann da sicher ein Lied davon singen. Als die Zeichen längst auf Abstieg standen, waren die Trainingseinheiten personell trotzdem überschaubar. Ob der Abstieg der SGB aus der Bezirksliga damit unmittelbar zusammenhängt, diese Frage müssen sich die SGB-Verantwortlichen selber stellen. ,,Wer in der Kreisliga nicht mitzieht, soll sich einen neuen Verein suchen", sagte Rädel drei Spieltage vor Saisonende.

,,Vorstandschaft stand hinter mir"

Ähnliches bei der FG 2010 WRZ: ,,Die Vorstandschaft stand uneingeschränkt hinter mir", sagt Weber. Doch hätten einige Spieler nicht mehr mit ihm weiterarbeiten wollen. ,,Es gab Kritik aus der Mannschaft, ich hätte A-Juniorenspieler, Spieler der zweiten Mannschaft vorgezogen. Ich wurde aber vom Verein verpflichtet, die Philosophie, junge Spieler zu integrieren, eins-zu-eins umzusetzen", so Weber.

Die Vertrauensfrage wollte Werner Weber am Ende nicht stellen, ,,dann lieber erhobenen Hauptes gehen". Nach einer kritischen Sitzung mit den aufständischen Spielern und der Vorstandschaft war Schluss mit lustig. ,,Früher hat man solche Spieler rausgeschmissen", sagt Weber. Neuer Trainer bei der FG 2010 WRZ ist mit Steve Reger ein alter Bekannter. Er war zuvor Coach in Kehlen und Bermatingen.

Übrigens schafften es die Spieler des SV Oberteuringen zwar, Trainer Bruno Müller in der Winterpause 2013/14 abzusägen, doch blieben sie die sportliche Antwort in der Folgezeit schuldig. Unterm Strich musste der SVO nach nur einem Jahr in der Fußball-Bezirksliga Bodensee erneut in die Kreisliga A II zurückkehren.

Aufrufe: 015.7.2014, 22:41 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor