2024-03-28T15:56:44.387Z

Im Nachfassen

Wenn der Gegner den Schiedsrichter feiert

Katastrophale Schiedsrichter-Situation bringt C-Ligisten auf die Palme

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Der Spaß am Spiel ist so manchen Spielern und Trainern im Laufe der diesjährigen Saison gründlich vergangen. Aufgrund von Nichtansetzungen sind in den C-Ligen immer mehr Vereinsfunktionäre aufgrund des Mangels an Referees gezwungen die Partien zu leiten. Als Alternative pfeifen häufig Unparteiische, die längst über ihren Leistungszenit zu sein scheinen. Michael Mailänder berichtet von der Partie seiner Mannschaft SGP Oberlohberg III gegen Yesilyurt Möllen II, die in so mancher Hinsicht ein perfektes Beispiel für die Problematik darstellt.

Abseits ist ein manchmal kompliziertes Konstrukt des Fußballs, Woche für Woche tun sich sogar die Unparteiischen des Profi-Bereiches schwer, den teilweise minimalen Abstand zwischen Verteidiger und Stürmer korrekt einzuschätzen.

Für eine völlig neue Interpretation der Regel sorgte Schiedsrichter Dieter Liebold bei der Partie zwischen Oberlohberg III und Yesilyurt Möllen II in der Partie der Kreisliga C4. Der Oberlohberger Tobias Malkus tankte sich gegen sich vor ihm befindene Verteidiger durch und schiebt den Ball am Torhüter vorbei - doch halt! Der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits ! Gleiches ereignete sich beim nicht gegebenen Treffer von Sascha Burzceck, der zurückgepfiffen wurde, obwohl noch zwei Gegenspieler vor ihm gestanden hatten. Auf der Gegenseite fand ein Treffer, bei dem ein Stürmer von Yesilyurt fünf Meter im Abseits gestanden hatte, jedoch überraschenderweise Anerkennung.

Aufgrund unter anderem dieser Art von Fehlentscheidung sah sich Michael Mailänder extrem benachteiligt: "Ich bin seitdem ich 15 Jahre alt bin, mit einigen Unterbrechungen Fußballtrainer - doch durch die Situation in dieser Saison verliert man einfach die Lust. Besonders nach gestern." Neben der kuriosen Interpretation so mancher Spielsituation ist der Begriff des "Unparteiischen" bei vielen Spielen als höchst fragwürdig zu bezeichnen. Grund ist die Regelung, der Gastmannschaft bei Nichtansetzung eines Schiedsrichters das Recht zur Spielleitung zu gewähren. Findet sich kein Schiedsrichter, bekommen beide C-Ligisten drei Minuspunkte. Laut Gefühlslage vieler mancher Vereine nutzt so mancher Gästetrainer die Pfeife zur indirekten Unterstützung seiner Mannschaft. Eine beschämende, jedoch wohl gängige Praxis bei so mancher Begegnung. Dass sich jeder Schiedsrichter, Personen wie Dieter Liebold im Alter von über 70 Jahren noch bereit erklären, sich zur Verfügung zu stellen, ist einerseits alles andere als selbstverständlich und gebührt Respekt, zeugt jedoch gleichzeitig vom Nachwuchs-Problem der Schiedsrichter-Gilde.

Bei unzähligen Spielabbrüchen, gewaltsamen Vergehen und verbalen Entgleisungen gibt es für junge Sportler sicherlich eine angenehmere Alternative als zu so manchem Skandal-Kick als Spielleiter begleiten zu dürfen. Während sich der Umgang auf dem Fußballplatz nicht ändert, wird es in Zukunft wohl immer schwieriger, motivierte Schiedsrichter in den Amateurbereich zu locken.

Zum Thema Gewalt hatte auch der Oberlohberger Trainer etwas zu berichten: "Unser Spieler Marcel Borchhardt wurde im Strafraum per Würgegriff gehalten. Nach dem Spiel waren noch Striemen am Hals zu erkennen. Der Schiedsrichter steht einige Meter daneben und entscheidet auf Abstoß." Im zweiten Durchgang ging es weiter: "Marcel Borchhardt wurde im zweiten Durchgang nach grobem Foulspiel an ihm als Schauspieler bezeichnet und mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Alle auf der Sportanlage haben es gesehen, außer der Schiedsrichter."

Doch was tun? Der Verein hat laut Mailänder reagiert und sieht dies auch als notwendig an: "Denn wer meckert, muss auch was tun:" So wurde Ersatzkeeper Dennis Rohde zum Schiedsrichterlehrgang angemeldet, um einen Beitrag zur Verbesserung der Situation zu erzielen.

Nach dem Spiel und dem fragwürdigen 3:2-Sieg von Yesilyurt II gab ein bizarres Ereignis dem Oberlohberger Trainer den Rest: "Der Gegner feiert den Schiedsrichter unter der Dusche, der Gipfel ist erreicht."

Verkehrte Welt, da doch eigentlch die Spieler die Akteure sein sollten, die es in ehrlicher Art und Weise zu feiern gilt.

Aufrufe: 010.11.2014, 14:41 Uhr
Sebastian EußemAutor