2024-04-23T06:39:20.694Z

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Wenn der Fußball zur Nebensache wird

Vor dem Nievenheim-Spiel muss Thomas Tennagels seine Karriere beenden

Thomas Tennagels hört mit dem Fußball auf. Eine erneute Erkrankung seines Herzens ist schuld. "Gegen Nievenheim spielen wir für unseren Kapitän", sagt Sonsbecks Trainer Thomas Geist. Die Partie findet am Sonntag um 15 Uhr statt.
Thomas Geist, Trainer des Oberligisten SV Sonsbeck, war erleichtert darüber, dass er auf Thomas Tennagels nach dessen beruflich bedingter Pause im Heimspiel gegen den 1. FC Bocholt drei Tage später in Bösinghoven wieder zurückgreifen konnte. Damit schien die zentrale Position im Mittelfeld der "Roten" gegen eine individuell stark besetzte Mannschaft aus dem Meerbuscher Ortsteil sehr gut besetzt zu sein.

Doch die Freude im Sonsbecker Lager, das durch verletzte oder erkrankte Spieler in letzter Zeit arg gebeutelt ist, währte nur 22 Minuten lang. Das nämlich war der Zeitpunkt, an dem Tennagels sich an die Brust griff und den Verantwortlichen auf der Sonsbecker Bank signalisierte, ausgewechselt werden zu müssen. Er spürte genau wieder die Symptomatik an Schmerzen und Unwohlsein, die ihn seinerzeit - damals spielte der weit gereiste Fußballer noch für den SV Hönnepel-Niedermörmter - viele Wochen und Monate zum Nichtstun zwang.

Die Diagnose lautete damals: Entzündung des Herzmuskels. Eine existenzielle Erkrankung, deren Diagnose jeden davon Betroffenen durchschüttelt. Entsprechend behutsam ist Tennagels danach mit seinem Körper umgegangen - hat bei jeder noch so geringen Erkältung lieber ein Spiel mehr ausgesetzt, als sich hinterher sagen zu müssen, mit der Gesundheit leichtfertig umgegangen zu sein. Nicht anders war es in Bösinghoven - umso niederschmetternder ist die neuerliche Diagnose, die in dieselbe Richtung zielt, wie er sie damals als Spieler des SV Hö./Nie. von den Ärzten hörte. Doch mittlerweile fühlt sich Tennagels nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch als junger Familienvater für eine Familie. Noch im Krankenhaus fasste er den Entschluss, dass es vernünftig sei, mit dem Fußball aufzuhören. Da brauchte es den späteren Rat der Ärzte schon gar nicht mehr. So ist die "im Ergebnis zu hohe Sonsbecker Niederlage in Bösinghoven", wie Trainer Geist es empfand, verbunden mit dem Karriereende des Sonsbecker Kapitäns - der, wenn es nach ihm gegangen wäre, liebend gern weiter an Bord geblieben und voranmarschiert wäre. "Das ist enorm bitter für ihn", sagt Geist mitfühlend, der in ständigem Kontakt zu Tennagels steht. Plötzlich spüre man ganz persönlich, wie unbedeutend der von uns geliebte Fußball doch im Leben ist. Jeder in der Mannschaft und aus deren Umfeld denke laut Geist "zunächst an Thomas und dessen Gesundheit und daran, dass er schnell wieder auf die Beine kommt. Erst danach kommt die Konzentration auf den sonntäglichen Gegner".

Die personelle Ausgangssituation im Sonsbecker Lager ist weiter nicht erfreulich. "Wir müssen jetzt nach vorne gucken und für Thomas den Sieg einfahren", beschreibt der Sonsbecker Trainer eine Devise, mit der seine Mannschaft den Aufsteiger VdS Nievenheim in die Schranken verweisen will. Geist setzt auf die gute Mentalität seiner Mannschaft. Er hofft, dass sie über sich hinauswächst und von der ersten Minute an mit aller Wucht zeigt, dass sie das Spiel gewinnen will. "Ich bin so lange im Geschäft, dass ich weiß, wie man eine solche Situation meistert." Das wünsche man sich nicht, "aber wir kriegen das hin und gewinnen am Sonntag".

Aufrufe: 026.9.2014, 23:36 Uhr
Rheinische Post / Reinhard PöselAutor