2024-05-02T16:12:49.858Z

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Pfeift wieder in der 6. Liga: Michael Wendorf Foto: Arne Färber
Pfeift wieder in der 6. Liga: Michael Wendorf Foto: Arne Färber

Wendorf pfeift wieder in der Brandenburgliga

Der 46-Jährige war nach einem Vorfall mit dem EFC Stahl abgestuft worden / Rückkehr nach zweijähriger Abstinenz

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Als sein Name fiel, schaute Michael Wendorf etwas ungläubig. Für einen kurzen Moment war er sichtlich überrascht, doch dann machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Der 46-Jährige war am Freitagabend am Rande der Saison-Abschlussveranstaltung für die Unparteiischen aus dem Fußballkreis Oberhavel/Barnim vom Schiedsrichterausschuss zum Referee des Jahres 2015 gekürt worden.

„Michael ist ein echtes Vorbild. Obwohl er vor zwei Jahren nicht mehr in die Brandenburgliga eingestuft wurde, hat er mit seinem Schicksal nicht gehadert und alle darunter liegenden Spielklassen gepfiffen. Er war sich auch nicht zu schade, Spiele der D-Jugend zu leiten“, lobte Michael Reichert, Vorsitzender des Schiedsrichtergremiums, das Vereinsmitglied der TSG Fortuna Grüneberg. Der Geehrte war überglücklich: „Ich habe mit dieser Auszeichnung überhaupt nicht gerechnet. Es zeigt aber, dass wir im Fußballkreis einen intelligenten Ausschuss haben, der Leistung honoriert“, sagte Wendorf. Damit spielte er auf seine Herabstufung vor zwei Jahren an, die nach seiner Aussage „wie aus dem Nichts kam“.

Dieser Makel scheint nun vollends vergessen. Bereits am vergangenen Montag hatte Heinz Rothe, Schiedsrichterchef des Fußball-Landesverbandes, den Polizisten über seinen Aufstieg in die Brandenburgliga informiert. Jetzt darf Wendorf, der in Pausin (Havelland) lebt, noch zwei Jahre in der höchsten Spielklasse Brandenburgs pfeifen. Dann wird er die Altersgrenze erreichen. „Ich bin mit meinen 46 Jahren ein Auslaufmodell, aber ich werde durchhalten und meine Leistung bringen“, ist er sich sicher. Einen Test für Schiedsrichter der Landesliga und Landesklasse in Löwenberg bestand er ohne Mühe. Jetzt muss er sich Anfang August in Cottbus einem Leistungstest für Brandenburgliga-Referees unterziehen.

Wendorfs damalige Herabstufung dürfte in Zusammenhang mit seinem Brandenburgliga-Auftritt vor gut zwei Jahren in einem Spiel des EFC Stahl gesehen werden. Beim Punktspiel in Hennigsdorf hatte der EFC in der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich kassiert. Zuvor hatten der Schiedsrichter und auch der damalige Linienrichter Michael Wendorf aufgrund einiger Entscheidungen den Unmut der Gäste hervorgerufen. Nach dem Ausgleich war Torwart und Kapitän Johannes Follert in der Nachspielzeit auf den ehemaligen Zweitliga-Referee Wendorf zugelaufen. Da Wendorf laut dem damals an der Linie die Stahl-Spieler betreuenden Günter Kasel anstatt hinter der Linie drei Meter auf das Spielfeld gelaufen war, waren sich Wendorf und der auf ihn zustürmende Follert bis auf einen Meter nahe gekommen. Als der Zweimeter-Mann Follert auf ihn in hohem Tempo zulief, habe sich Wendorf bedroht gefühlt.Daher war im Spielprotokoll auch eine versuchte Tätlichkeit beziehungsweise eine Bedrohung des Schiedsrichter-Assistenten vermerkt. Laut Kasel habe dabei jedoch nie eine Berührung stattgefunden. Das hatte Wendorf auch während der anschließenden Sportgerichts-Verhandlung zugegeben. Er erklärte, dass er eine Meidbewegung machen musste, um nicht umgerannt zu werden. Der Sportgerichts-Vorsitzende Reinhard Schumann damals: „Es ist auf alle Fälle eine Sportwidrigkeit, daher auch die zwei Spiele Sperre. Follert hat ihn weder getroffen noch beleidigt. Doch ich werde einen Teufel tun, eine Unsportlichkeit als Tätlichkeit zu werden. Schiedsrichter sind Menschen wie alle anderen auch. Sie bewerten auch subjektiv.“

Aufrufe: 026.6.2015, 10:55 Uhr
MOZ.de / (af/hb) Autor