2024-05-10T08:19:16.237Z

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Josef Zinnbauer soll den Hamburger SV vorerst aus der Krise führen. F:Zink
Josef Zinnbauer soll den Hamburger SV vorerst aus der Krise führen. F:Zink

Wendelsteiner soll Hamburger SV Beine machen

Josef "Joe" Zinnbauer begann als Jugendlicher beim FV, seine erste Trainerstation war der TSV

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Ein bisschen Stolz schwingt schon mit: Josef „Joe“ Zinnbauer soll als Nachfolger des glücklosen Trainers Mirko Slomka den Bundesligisten Hamburger SV aus dem Abstiegssumpf ziehen. In der Jugend schnürte der heute 44-Jährige für den FV Wendelstein die Fußballschuhe. Seine erste Trainerstation hieß bis 2004: TSV Wendelstein.
Hamburg liegt zwar ziemlich hoch oben in der Republik. Doch seit jeher setzen die Hanseaten auf das bayerische, ja fränkische Element. Der Aschaffenburger Felix Magath führte den HSV 1981 zum Sieg im Cup der Landesmeister (heute Champions-League). Der Cadolzburger Dietmar Beiersdorfer stand ein Jahrzehnt lang im Abwehrzentrum der Elbstädter seinen Mann und ist heute Sportchef des Bundesligisten. Der unvergessene und in diesem Jahr verstorbene Physiotherapeuth Hermann Rieger stammte aus Mittenwald und wurde als Masseur zur Kultfigur beim HSV. Der Würzburger Bernd Hollerbach war beim HSV in den 1980er und 1990er Jahren das, was Berti Vogts bei Mönchengladbach in den 1970ern war: ein beinharter Verteidiger (ehe er später zu Felix Magaths Stamm-Co-Trainer wurde).

Herkulesaufgabe

Die Liste ließe sich noch fortsetzen, und sie ist seit Dienstagabend um einen Namen länger: Josef Zinnbauer, 44, wird Nachfolger des glücklosen Mirko Slomka und soll den seit einer gefühlten Ewigkeit kriselnden, sich aber nach wie vor wie ein Weltstadtclub fühlenden Hamburger SV aus dem sportlichen Sumpf ziehen.

Eine Herkulesaufgabe. Doch Zinnbauer schwamm zuletzt auf einer Welle des Erfolgs. Er trainierte zuletzt die U23 des Hamburger SV und verbuchte zuletzt acht Siege in Folge. Prompt folgte die Berufung zu den Profis. Ob es sich um eine Interimslösung handelt oder um ein langfristiges Engagement, werden die nächsten Wochen zeigen. Zinnbauers erstes Spiel als Chef-Coach wird kein leichtes sein: Zu Gast ist am Wochenende kein geringerer als der FC Bayern München.

In Wendelstein aufgewachsen

Josef Zinnbauer wurde zwar in Schwandorf geboren, wuchs aber in Wendelstein auf. Sein erster Verein war der FV Wendelstein. Bereits als A-Jugendlicher kickte er in der ersten Mannschaft, war auch 1987 beim legendären Endspiel der Bezirksligameister aus dem Süden (DJK Schwabach) und dem Norden (FV Wendelstein) dabei. Die DJK gewann und stieg in die damals noch junge, inzwischen wieder abgeschaffte Bezirksoberliga auf.

Josef Zinnbauer wurde, was den Sport angeht, zum Wandervogel. Motto: jedes Jahr ein anderer Verein. Er spielte für den TSV Wendelstein, für Göttingen 07, für Vestenbergsgreuth, Bamberg, Bayreuth, den SSV Ulm, den Karlsruher SC und den FSV Mainz. 17 Zweitligaspiele hat er absolviert, beim KSC schnupperte er auch ein Jahr Bundesliga-Luft, aber nur von der Auswechselbank oder der Tribüne aus. Wegen eines Knorpelschadens im Knie musste Zinnbauer seine Karriere als Spieler früh beenden. Doch noch während seiner Profizeit baute er in Nürnberg ein Finanzberatungsunternehmen auf. Auf das Geld als Profi war der Liebhaber schneller Autos nicht mehr angewiesen.

Trotz der finanziellen Unabhängigkeit: Auch nach seiner Profizeit wollte Zinnbauer nicht vom Fußball lassen. Für die SG Post Süd Regensburg und den SC Weismain schnürte er noch die Stiefel, 1998 kehrte er als Spielertrainer zum TSV Wendelstein zurück. Sechs Spielzeiten blieb er, für ihn eine ungewöhnlich lange Zeit, dann zog es ihn zum Henger SV, für weitere sechs Jahre zum VfB Oldenburg und zum Karlsruher SC. Dort heuerte er zunächst als Co-Trainer an und übernahm 2012 die U23, ehe er 2014 dem Ruf des Hamburger SV folgte. Seine schnellen Erfolge mit der U23 der Hamburger haben die Chefetage aufhorchen lassen. Jetzt soll Zinnbauer das schaffen, was Vorgänger Slomka nicht konnte: Er soll den Erfolg zurück bringen an die Elbe. Kurios: Bereits nach Slomkas Abgang bei Hannover 96 im Dezember 2013 setzte sein einstiger Arbeitgeber mit Tayfun Korkut auf einen in der 1. Bundesliga unerfahrenen Trainer. Der HSV tut es den 96ern nun gleich.

Aufrufe: 017.9.2014, 15:58 Uhr
Robert Gerner und Robert Schmitt (RHV-ST)Autor