Wende unter der Dusche

Wir gingen personell auf dem Zahnfleisch und hatten das Hinspiel klar verloren. Die Erwartungen waren also nicht allzu hoch. Nach der Pause lagen wir dann auch standesgemäß mit 0:2 hinten. Ich knickte um und musste ausgewechselt werden. Auf dem Weg zur Kabine bekam ich noch das 0:3 mit. Das Tor-Jingle zum 0:4 hörte ich unter der Dusche. Das Ding war nach 70 Minuten durch, so schien es.

Was passierte dann?

Als ich aus der Kabine kam, jubelten alle auf unserer Bank wie verrückt und rannten auf das Spielfeld. Wasserflaschen wurden in die Luft geschmissen. Ich dachte an Galgenhumor, aber tatsächlich führten wir 5:4. Innerhalb von 13 Minuten hatten wir fünf Tore geschossen und den Rückstand aufgeholt.

Auch wenn Sie es nicht mitbekommen haben: Wie hat Ihre Mannschaft das Spiel denn noch umgebogen?

So wie ich es gehört habe, stellten die Adler das Fußballspielen nach dem 4:0-Vorsprung weitgehend ein – jeder wollte mal eben noch ein Tor schießen. Scherze wurden auf dem Spielfeld gemacht. Wir wiederum erzielten aus dem Nichts ein Tor, und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Gab es taktische Gründe?

Im Gegenteil: Auf Grund der personellen Situation mussten wir sogar einen Spieler aus der Zweiten einwechseln, der noch nicht eine Sekunde für uns gespielt hatte. Das war eindeutig mehr Glück als Verstand. Adler Osterfeld machte in der 97. Minute schließlich noch den Ausgleich.

Wie war die Stimmung nach dem Schlusspfiff?

Wir wussten nicht, ob wir uns freuen oder weinen sollten. Es fühlte sich an wie Sieg und Niederlage zugleich. Der späte Ausgleich war zwar bitter, aber immerhin hatten wir ein 0:4 aufgeholt. Letztendlich war die Punkteteilung wohl gerecht. Im Endeffekt haben wir die Heimreise mit einer Kiste Bier verbracht und waren doch einigermaßen zufrieden, so ein Spiel mal erlebt zu haben.